Ein Himmel voller Sterne
Marke KORY schon Gänsehaut bekam.
Ein Glück, dass sie bald wieder abgelenkt werden würde. Endlich hatte sie einen Auftrag, der ihr Spaß machte, der aber auch ebenso mühsam wie befriedigend sein würde. Sie sollte seltene Vogelarten fotografieren, die an der Westküste Portugals nisteten. Und natürlich die Störche ablichten, die es an der Algarve immer noch in großer Anzahl gab. Sie nisteten zum Teil auf Kirchtürmen, auf alten Patrizierhäusern und auf Schornsteinen.
Draußen ging jetzt wieder einmal ein wahres Unwetter nieder. Der Gedanke, bald Sonne und Licht genießen zu dürfen, tat gut!
+ + +
„Das lass ich mir nicht länger bieten! Der Typ glaubt wohl, dass ich nach seiner Pfeife tanze! Aber nicht mit mir! Da muss er sich schon eine Dümmere suchen!“ Elaine Marais bekam einen ihrer berühmt-berüchtigten Tobsuchtsanfälle. Wieder einmal hatte Karsten sie versetzt. Hatte Arbeit vorgeschützt und dringende Termine.
„Reg dich ab, Elaine“, mahnte ihre Visagistin und einzig wirkliche Freundin. Verena war klein und zierlich, äußerlich das genaue Gegenteil von Elaine. In ihrer Lebenseinstellung ähnelten sich die beiden jedoch sehr. Beide wollten alles vom Leben. Und natürlich nur das Beste! Verena war ihrem Ziel schon einen ganzen Schritt näher gekommen, seit sie auf einer Vernissage einen damals noch unbekannten Künstler kennengelernt hatte. Inzwischen war der junge Tscheche bekannt, seine Arbeiten wurden exzellent honoriert.
„Geh doch einfach mal wieder mit Tom Archer aus. Der hat in der letzten Woche mehrmals angerufen.“
„Der lebt in London!“
„Weiß ich. Aber zurzeit ist er in München bei einem Freund. Also – was hindert dich? München ist immer gut.“
„Kommst du mit?“
„Nein, wir sind übermorgen beim Tschechischen Botschafter eingeladen. Das kann ich mir unmöglich entgehen lassen. Vielleicht …“ Sie grinste vielsagend.
„Du denkst, er macht dir einen Antrag?“
„Der Botschafter bestimmt nicht.“
„Sei nicht albern. Janosch natürlich.“
Verena zuckte mit den Schultern. „Kann sein. Ich hoff’s zumindest. Lange lass ich mich nicht mehr hinhalten.“
„Kluges Kind. Ich auch nicht. Also – dann buch ich mir mal einen Flug nach München. Wenn Karsten mich nicht antrifft, wird er ja sehen, was er von seinem Verhalten hat.“
„Nur das Rare ist erstrebenswert“, versuchte sich Verena an einem Zitat.
Elaine nickte, das sah sie genauso. Und so traf sie schon am nächsten Abend in München ein. Natürlich hatte Tom Archer eine Suite im Bayrischen Hof bezogen. Als sie ihn anrief und erklärte: „Ich sitze hier unten in der Hotelbar und langweile mich zu Tode“, da ging für ihn die Sonne auf – auch wenn dunkle Nachtwolken Münchens Himmel bedeckten.
Tom Archer war in allem das Gegenteil von Karsten Korten-Ryhoff: Nicht allzu groß und zierlich gebaut, hatte er eine durchtrainierte Figur, ideal für die engen Rennwagen. Sein Haar war von Natur aus rotblond, er hatte sich jedoch ein paar helle Strähnen hereinfärben lassen. Doch die unzähligen Sommersprossen ließen sich nicht verbergen.
Am schönsten waren seine Augen. Von einem Veilchenblau waren sie, um das ihn jede Frau beneidet hätte. Ein Kranz dichter, sehr heller Wimpern umgab sie.
Als er in die Hotelbar kam, wo Elaine sich graziös auf einem Barhocker niedergelassen hatte und schon an einem Champagnercocktail schlürfte, strahlte er vor Freude. „Das ist fast so gut wie ein Grand Prix-Sieg“, lachte er und zog Elaine an sich.
„Fast? Du beleidigst mich!“ Ihr Lachen nahm den Worten die Schärfe.
„Was machst du in München?“ Er gab dem Keeper einen Wink, ihm auch einen Drink zu bringen – das gleich wie Elaine.
„Ich musste mal ausspannen. Und da dachte ich … du bist hier, zusammen könnten wir ein bisschen Spaß haben und relaxen.“ Sie strich mit dem Zeigefinger über seine Lippen. „Du magst mich doch noch?“
„Das fragst du?“ Er griff in ihr helles Haar. „Komm, wir trinken den Champagner pur in meiner Suite. Du wohnst doch auch hier?“
„Es war leider nur noch ein einfaches Doppelzimmer frei“, log sie frech.
„Ist das ein Problem?“ Auf einmal hatte Tom Oberwasser. Er wusste, dass er nicht gerade attraktiv war. Doch wie hieß es nicht ganz falsch: Geld macht sexy. Und so war er wohl sexy …
Dass Elaine ganz ähnlich dachte, bewies sie ihm noch in der folgenden Nacht.
Natürlich bezog sie ihr Zimmer nur pro forma, die nächsten Tage verbrachten Tom
Weitere Kostenlose Bücher