Ein Himmel voller Sterne
gemeinsamen Tag in Hamburg“, lächelte Dr. Andreas Fabian und trank ihr zu.
„Auf uns.“
Bei der Menüauswahl waren sie sich rasch einig – Scholle Finkenwerder Art, dazu tranken sie einen trockenen Riesling von der Nahe.
„Erzähl“, forderte Andreas, als sie die Vorspeise gegessen hatten. „Wie war dein Tag?“
„Das übliche Chaos. Aber es gab nichts Weltbewegendes – wenn man von der Tatsache absieht, dass sich mein Chef in Luft aufgelöst hat. Sicher ist er mit dieser Elaine unterwegs.“
„Du magst sie nicht?“
„Ehrlich gesagt – nein. Sie ist keins dieser Mädchen, die einen Flirt mit einem Modehaus-Besitzer als Sprungbrett ansehen würden. Dazu ist sie zu clever – und schon viel zu gut im Geschäft. Nein, sie will mehr. Sie will alles.“
„Und das gefällt dir nicht.“
„Es wäre nicht gut. Nicht für Karsten und nicht für die Firma. Elaine ist eiskalt und berechnend. Das hat er nicht verdient. Aber jetzt lass uns nicht mehr über KORY-Moden sprechen. Wie war denn dein erster Tag in der Klinik?“
Dr. Fabian, Herzchirurg an einer namhaften Hamburger Klinik, zuckte nur mit den Schultern. „Bürokram hauptsächlich. Morgen stehen zwei größere Operationen an. Aber im Grunde ist das auch Routine.“
Annette hatte schon herausgefunden, dass er nicht allzu gern über sich, seine Patienten und die Klinik sprach. Ein weiterer Pluspunkt, denn ihm war offensichtlich das Arztgeheimnis heilig.
Als es am Nebentisch unruhig wurde, sahen sie zunächst diskret, dann alarmiert hinüber. Eine ältere Dame hing halb ohnmächtig in ihrem Stuhl. Ihr Begleiter bemühte sich angestrengt um sie, hatte aber offensichtlich kein Erfolg.
„Entschuldige mich …“ Schon war Andreas aufgestanden. „Ich bin Arzt“, stellte er sich am Nebentisch kurz vor. „Kann ich helfen?“
„Meine Frau …“ Die Hand des Mannes, die ein Fläschchen umklammert hielt, zitterte. „Sie hat einen Herzanfall. Das Nitro hilft diesmal nicht.“
Andreas Fabian zögerte nicht länger. „Einen Notarztwagen“, flüsterte er dem Kellner zu, der neben ihn getreten war. „Schnell.“
Er selbst versuchte die Kranke zu beruhigen, bettete sie ein wenig bequemer und tastete nach ihrem Puls. Die Werte, die er so feststellen konnte, waren alarmierend.
Annette sah ihn fragend an, doch er schüttelte nur den Kopf. Er wollte wohl keine Erklärung abgeben, um die beiden älteren Herrschaften nicht unnötig zu beunruhigen.
Zum ersten Mal erlebte Annette den geliebten Mann in seiner Eigenschaft als Arzt. Er wirkte ernst, konzentriert, souverän. Es beeindruckte sie, dass er so viel Ruhe ausstrahlte – die sich sichtlich auf die Kranke und ihren Begleiter übertrug. Als der Notarzt kam, wechselten die beiden Mediziner ein paar Sätze, dann wurde die Kranke abtransportiert.
„Was geschieht mit ihr?“, wollte Annette wissen, als Andreas wieder bei ihr saß.
„Ich denke, das war ein massiver Infarkt. Ich hab aber nichts gesagt, damit sie sich nicht noch mehr aufregt. Der Kollege war meiner Meinung. Zum Glück kann ihr jetzt sehr schnell und wirkungsvoll geholfen werden.“
Die romantische Stimmung, die eben noch zwischen ihnen geherrscht hatte, war dahin. Annette wirkte ein bisschen verstört.
Liebevoll nahm Andreas ihre Hand in seine. „Damit musst du dich abfinden“, sagte er. „Es gehört zu meinem Leben – das Helfen ebenso wie das Erkennen, dass man nicht immer helfen kann. Wir sind endlich. Wir alle.“ Er küsste ihre Hand. „Umso wichtiger ist es, sich die Tage hier auf dieser schönen Welt so erfüllt wie möglich zu machen. Willst du sie mit mir zusammen gestalten, die Tage hier auf dieser wunderbaren Welt?“ Sein Lächeln ging ihr wieder unter die Haut, so wie beim ersten Sehen in Paris.
Nur einen kleinen Moment zögerte sie, dann nickte sie zustimmend.
„Darauf sollten wir unbedingt noch ein Glas Champagner trinken.“
„Ich hab schon genug.“
„Ach was, so ein Schwips steht dir bestens!“
„Wenn du meinst … Du wirst sehen, was du davon hast!“
„Das werte ich als Versprechen!“, lachte Andreas.
+ + +
Elaine langweilte sich. Langweilte sich tödlich! Seit drei Tagen war Tom Archer in Ungarn, bereitete sich auf ein großes Rennen in Budapest vor, wobei er sie ganz offensichtlich nicht in seiner Nähe haben wollte. Sie selbst hockte allein in Monte Carlo. Niemand aus der Szene schien zurzeit hier zu sein. Die Stadt, sonst voll mit Promis, schien wie tot. Na ja, wenn man von den zahlreichen
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