Ein Himmel voller Sterne
Touristen absah, die die Straßen bevölkerten und alles daransetzten, eventuell einen Blick auf ein Mitglied der Fürstenfamilie zu erhaschen …
Die Grimaldis interessierten Elaine absolut nicht. Sie war wütend und enttäuscht. Zwei Männer umwarben sie – und doch taten beide jetzt so, als gäbe es noch etwas wichtigeres als sie.
In ihrer Suite in einem der besten Hotels von Monte Carlo griff Elaine wieder einmal zum Handy, wählte Karstens Nummer – nur die Mailbox. So wie seit zwei Tagen.
Mit einem doppelten Gin-Tonic spülte Elaine ihre Enttäuschung erst mal hinunter. Dann versuchte sie Tom zu erreichen.
„Hallo?“ Das klang knapp und nicht sehr verbindlich.
„Darling! Was treibst du so?“
„Ich arbeite. Sorry, Elaine, aber es passt gerade gar nicht. Ich melde mich später, ja?“ Und schon hatte er sie abgehängt.
„Mistkerl!“ Das kleine Telefon landete in einer Zimmerecke. Wie immer, wenn sie gefrustet war, bekam Elaine Hunger. Aber diesem Gefühl durfte sie nicht nachgeben. Erst vor einer Woche hatte sie mit Entsetzen festgestellt, dass sie drei Kilo zugenommen hatte. Und nicht nur sie hatte es bemerkt, auch die Atelierleiterin von Ungaro. Stirnrunzelnd hatte sie es zur Kenntnis genommen, sich aber jede Bemerkung verkniffen. Ihr Blick aber hatte Bände gesprochen. Sie wird alt, hatte Elaine in diesem Blick zu lesen geglaubt. Alt und fett.
Nein, das durfte nicht sein! Dieser Hungerattacke würde sie auf keinen Fall nachgeben!
Mit zitternden Fingern kramte sie in ihrem Schminkkoffer. Da war das Päckchen. Gott sei Dank!
Kokain gehörte seit einigen Monaten zu Elaines Leben. Früher hatte sie nur mal zum Spaß gekokst, wie es so viele in der Branche taten. Aber jetzt … jetzt brauchte sie das weiße Pulver. Es heiterte auf, ließ wie durch ein Wunder den Appetit schwinden, machte die Welt ein wenig bunter, das Leben erträglicher. Von Einsamkeit konnte plötzlich keine Rede mehr sein.
Doch schon zehn Stunden später sah das anders aus. Wieder versuchte Elaine Tom anzurufen, doch er hatte sein Handy ausgeschaltet. Wahrscheinlich saß er wieder in seinem Rennwagen und testete die Strecke. Auch ein öder Job – wenn auch extrem gut honoriert, wenn man es on the top geschafft hatte wie Tom Archer.
„Dann eben Karsten“, murmelte Elaine.
„Korten-Ryhoff …“ Das klang nicht gerade frisch und dynamisch.
„Ich bins, Darling! Wo steckst du nur? Ich sitze hier nach einem Job in Monte Carlo und langweile mich zu Tode.“
„In Monte Carlo langweilst du dich?“
„Ob du’s glaubst oder nicht – ja. Alles ist ziemlich ätzend hier. Nichts los … und du fehlst mir schrecklich!“
Der Mann am anderen Ende streckte sich in seinem Bett aus. Ein kleines Lächeln glitt über sein Gesicht. Das tat gut! War wie Balsam!
„Dann komm doch her! Ich bin in Faro.“
„Die Algarve ist langweilig. Außerdem war ich da kürzlich doch erst. Nein, komm doch lieber her zu mir.“
„Mal sehen. Wenn ich mein Geschäft hier abgeschlossen habe … vielleicht lässt es sich übermorgen einrichten.“ Er schwang die Beine aus dem Bett und kratzte sich leicht über die dunklen Bartstoppeln.
„Quatsch, ich komm doch zu dir. Vielleicht kann ich dir sogar helfen. Mal sehen, ob ich noch für Mittag eine Maschine kriege. Bis dann! – Ach, eins noch: Wo logierst du?“
Mit Genugtuung hörte sie, dass es das beste Hotel von Faro war, in dem Karsten abgestiegen war. Na ja, was anderes hatte sie von ihm eigentlich auch nicht erwartet!
Wenn Elaine wollte, konnte sie unheimlich schnell sein. Die vier Koffer, die zu ihrer „Grundausstattung“ gehörten, waren mit Hilfe eines Zimmermädchens rasch gepackt. Das Flugticket wurde über die Rezeption gebucht und am Schalter in Nizza hinterlegt.
Am frühen Nachmittag war sie schon vor dem Flughafengebäude und sah stirnrunzelnd zu, wie sich der ältere Taxifahrer mit ihrem Gepäck abmühte.
„Passen Sie doch auf“, fauchte sie, als er einen der Louis Vuitton-Koffer fallen ließ.
„Ist ja nichts passiert“, gab er nicht weniger unfreundlich zurück – und wünschte sich insgeheim, dass der Zoll dieser arroganten Blondine möglichst viele Schwierigkeiten machen würde. Sie hatte Übergepäck, und wenn ihn seine Erfahrung nicht trog, waren außer Klamotten bestimmt auch ein paar verbotene Pillen in ihrem Gepäck.
Auch die Stewardess beim Einchecken runzelte die Stirn. „Das ist massives Übergepäck“, stellte sie fest.
„Das ist die Garderobe, die ich
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