Ein Himmel voller Sterne
Sie, die kaum etwas aß, vermochte locker zwei Flaschen Champagner oder ein halbes Dutzend harte Drinks zu konsumieren. Gesund war das sicher nicht, doch Karsten hatte es inzwischen aufgehört, ihr Vorhaltungen zu machen. Elaine reagierte darauf stets beleidigt – oder, im schlimmsten Fall, mit einer lautstarken Szene.
Während er ihre knabenhaft schlanke Gestalt betrachtete, die nur halb von der Seidenbettwäsche bedeckt war, entstand auf einmal Bettinas Bild vor ihm. Sie war schlank, doch gut proportioniert. Weiblich. Verführerisch …
Himmel, was dachte er da?
„Ich geh mal ins Bad“, sagte er rasch.
„Gut …“ Elaine räkelte sich wieder nach dem Champagnerglas auf dem Nachttisch. Sie nahm einen Schluck, dann lauschte sie hinüber zum Bad. Ja, Karsten stand unter der Dusche.
Normalerweise wäre Elaine jetzt aufgestanden und zu ihm gegangen – Sex unter der Dusche war etwas besonders Erotisches in ihren Augen. Aber es gab etwas, nach dem sie zurzeit noch viel mehr gelüstete …
Schnell stand sie auf und ging hinüber in den Wohnraum. Wo war ihr Gepäck? Zumindest die Kosmetikbox trug sie immer persönlich mit sich! Da! Auf einem kleinen Sessel lag sie – mit kostbarem Inhalt!
Schnell zog Elaine sich das silberfarbene Köfferchen heran, klappte es auf und suchte nach einer ganz bestimmten Seifendose. Allerdings befand sich keine Luxusseife darin, sondern ein paar Pillen – und kleine Kokaintütchen!
Schnell einen der schon lebensnotwendigen Appetitzügler eingeworfen, dann noch etwas Kokain aufs Zahnfleisch. Gleich ging es ihr besser!
Als Karsten aus dem Bad kam – nur ein Handtuch um die Hüften geschlungen – streckte sie verlangend den Arm nach ihm aus. „Komm her zu mir. Ich hab schon wieder Sehnsucht nach dir.“
Lächelnd folgte er der Aufforderung. Doch als sie ihn an seiner intimsten Stelle zu streicheln begann, schob er ihre Hand fort. „Jetzt ist erst mal genug. Wollen wir uns die Stadt ansehen? Oder runter zum Strand?“
„Willst du wirklich Sightseeing machen?“
„Faro ist eine wundervolle Stadt. Sie birgt so viele kleine versteckte Kostbarkeiten. Komm, ich zeig sie dir!“
Er ist ein kleines bisschen spießig, schoss es dem Model durch den Kopf. Was interessieren mich alte Steine und Mosaike? In irgendwelche Kirchen kriegt er mich bestimmt nicht geschleppt!
„Ich … ich brauche meine Koffer“, fiel ihr auf einmal ein.
„Die stehen sicher schon bereit. Warte, ich ruf mal bei der Rezeption an.“
Es dauerte nicht einmal fünf Minuten, dann war das Gepäck auf dem Zimmer. Diskret, wie man in diesem Luxushotel war, hatte der Page das Paar nicht stören wollen, nachdem niemand auf zweimaliges diskretes Klopfen reagiert hatte.
Um sich für einen kleinen Bummel zurecht zu machen, benötigte Elaine gut eine halbe Stunde. Karsten verbrachte die Wartezeit auf dem Balkon und sah hinunter zum Strand. Dort drüben war die kleine Felsformation, wo ihn Bettina gefunden hatte!
Schon wieder geisterte sie durch seine Gedanken! Es war verrückt. Völlig unverständlich! Sie war absolut nicht sein Typ.
Warum nur musste er immerzu an sie denken? Sogar jetzt noch, da doch Elaine bei ihm war?
Er riss sich erst aus seinen Erinnerungen an die spröde Fotografin, als Elaine ihre Arme von hinten um ihn schlang. „Wir können los“, meinte sie.
Während er sich umdrehte, vollführte sie eine kleine Drehung um die eigene Achse. „Nimmst du mich so mit?“
„Du siehst bezaubernd aus – wie immer. Aber in einem Modell von KORY-Moden gefällst du mir natürlich besonders gut.“
„Genau das war meine Absicht.“ Elaine trug eine schlicht geschnittene schwarze Leinenhose, dazu ein schwarzes Top mit Spaghettiträgern, dessen einziger Blickfang die Perlenstickerei am Ausschnitt war. Diese dezente Stickerei wiederholte sich bei der bordeauxroten Longbluse, die kurze Ärmel besaß und deren Kragen ebenfalls mit Perlen bestickt war.
Im Grunde war diese Jacke mehr für den Abend als für einen Stadtbummel gedacht, aber Karsten schluckte die Bemerkung, die ihm schon auf der Zunge lag, rasch wieder hinunter. Elaine wäre gekränkt – und würde sicher nochmals eine kleine Ewigkeit mit dem Umziehen benötigen.
„Hast du bequeme Schuhe an?“
„Klar doch!“ Sie hob ihr rechtes Bein spielerisch hoch. „Ballerinas.“
„Na ja, lange Märsche kannst du damit auch nicht machen.“
„Das hatte ich auch nicht vor zu tun. Einen kleinen Bummel hast du vorgeschlagen.“
Na gut, dann also
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