Ein Himmel voller Sterne
Stimme klang leise und ein wenig heiser.
„Ist es. Wirklich. Und zwar deshalb.“ Er küsste sie. Lange. Zärtlich. Dann, als sie sich ganz spontan ein wenig mehr an ihn schmiegte, voller Leidenschaft.
Zwei, drei Sekunden lang schien die Welt still zu stehen. Dann machte sich Bettina mit einem Ruck los. „So eine Frechheit“, zischte sie. „Wollen Sie mich in die Sammlung einreihen?“ Sie warf die Rosen ins Wasser und rannte davon.
Nur für ein, zwei Atemzüge lang war Karsten irritiert, dann spurtete er ihr nach. „So bleib doch endlich stehen!“ Sie war verdammt schnell, er musste ein bisschen zulegen. Und merkte, dass seine Kondition leider ziemlich zu wünschen übrig ließ. Jedenfalls wurde der Abstand zwischen ihnen immer größer.
„Bleib stehen! Bettina – ich liebe dich!“ Hatte er das wirklich und wahrhaftig laut durch die Gegend gebrüllt? Karsten war selbst erschrocken.
Nicht minder Bettina. Mit einem Ruck blieb sie stehen.
Karsten keuchte ein bisschen, als er endlich bei ihr war. Nicht gerade förderlich für das, was er jetzt gern sagen und tun würde …
Aber sie machte es ihm leicht. Langsam, langsam drehte sie sich um. „Was hast du gesagt?“ Ihre Augen waren ganz dunkel auf einmal. Wie Enzian. Himmel noch mal, er befand sich doch nicht in einem Kitschroman! Oder dachte man so was, wenn man wirklich und wahrhaftig verliebt war?
Nein, er hatte einfach keine Zeit, darüber nachzudenken. Fest schloss er Bettina in die Arme.
Der Kuss dauerte eine Ewigkeit. Erst hielten sie sich fest, dann sanken sie in den feuchten, aber noch sonnenwarmen Sand.
Als Bettina wieder klar denken konnte, sah sie sich erst einmal um – nein, es war niemand in der Nähe. Zum Glück! Wie peinlich, sich hier im Sand herumzuwälzen wie Teenager!
Aber … ein Lächeln überzog ihr Gesicht. Schön war es doch gewesen. Sehr schön sogar!
„Wir sind verrückt, was?“ Karsten sprach es aus.
„Stimmt. Aber das lässt sich ja schnell wieder ändern.“ Sie sprang auf, zog die Bluse wieder zurecht und klopfte sich ein paar Sandkörner von den Jeans.
„Hey, so war das nicht gemeint.“
„Wie denn?“ Schon wieder dieser Alaska-Blick!
Er griff nach ihren Händen, zog sie näher zu sich. „Ich wollte sagen, dass ich mich ganz wahnsinnig in dich verliebt habe. So, dass ich alles um mich rum vergessen hab. Das ist mir zuletzt mit sechzehn passiert.“
„Mir auch. Aber ich war schon achtzehn.“
„Du bist eben vernünftiger als ich.“
„Reifer – und eben eine Frau.“
„Meinetwegen. Wenn du drauf bestehst, die Klügere zu sein …“ Sein Griff wurde fester, sein Kopf kam ihrem Gesicht wieder näher. „Mir ist es total egal. Wichtig ist nur, dass du mich auch magst.“
„Hmm.“ Mehr sagte sie nicht. Ging auch gar nicht, denn dieser Kuss dauerte wieder eine Ewigkeit.
Die Wolken am Himmel wurden bedrohlich größer, dunkler. Und der Wind, eben noch ein mildes Lüftchen, wurde heftiger, zerrte an der Kleidung, ließ sie jetzt trotz aller Leidenschaft frösteln.
„Komm mit. Hier wird es zu ungemütlich.“
Es bedurfte keiner Frage – sie fuhren zu Karstens Hotel. Kaum hatte er den Sportwagen auf den Parkplatz gestellt, klatschten die ersten Regentropfen zur Erde. Der Himmel wurde fast schwarz – dann brach ein Unwetter herein, wie es Bettina nie zuvor erlebt hatte.
„Wir müssen uns um das Team kümmern.“ Es war gar nicht leicht, gegen das Unwetter anzuschreien.
„Unsinn. Das sind alles erwachsene Menschen. Die Klamotten und deine Ausrüstung sind doch weggeräumt, oder?“
Sie nickte nur – und zuckte zusammen, als von fern der erste Donner grollte.
Karsten lächelte zärtlich. Bettina zeigte eine Schwäche – bezaubernd! „Komm schnell, sonst werden wir patschnass, bis wir im Haus sind.“
Aber das wurde sie auch so, obwohl sie rannten. Doch als sie die Hotellobby betraten, waren sie bis auf die Haut durchnässt.
„Kein Problem“, meinte Karsten. „Das trocknet schnell wieder.“
Außerdem – schon fünf Minuten später brauchten sie keine Kleider mehr. Kaum in Karstens Suite angekommen, fielen sie sich wieder in die Arme. Und während sie sich gegenseitig auszogen – mit fast ungläubigem Staunen in den Gesichtern, weil sie es kaum glauben konnten, was hier geschah – tobte draußen ein Unwetter über die Insel, wie man es sonst nur in späten Herbsttagen erlebte.
Erst Stunden später, das Unwetter war abgezogen, kamen sie wieder zu sich. Mit weit ausgestreckten Armen
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