Ein Himmel voller Sterne
wieder hier ist?“
„Drüben ist ein kleiner Wartebereich. Setzen Sie sich dorthin. Ich bringe Ihnen Kaffee. Oder lieber Tee?“
„Kaffee … gern. Danke.“
Und dann saß sie in einem kleinen schmucklosen Raum. Wartete. Hoffte. Bangte um Karstens Leben.
Wieso dauerte das so lange? Und warum sagte man ihr nicht Bescheid? Gern hätte sie die Schwester gefragt, doch die war ganz offensichtlich im Stress. Bettina hatte schon zweimal mitbekommen, wie bei einem Patienten Alarm ausgelöst wurde, dann sah sie einen Arzt zu der abgetrennten Abteilung laufen.
Zu ihr, in dem kleinen Warteraum, kam niemand …
Endlich, nach fast zwei Stunden, erschien eine junge Ärztin. „Sie warten darauf, zu Herrn Korten-Ryhoff zu können, hörte ich.“ Ein kleines Lächeln, dann die erlösenden Worte: „Alles ist gut gegangen. Kommen Sie mit, Sie brauchen einen sterilen Kittel, dann können Sie ihn kurz sehen.“
„Danke … Vielen Dank!“ Bettina wunderte sich nicht, dass sie zu Karsten durfte, obwohl sie doch gar nicht verwandt waren. Sie ahnte nicht, dass Dr. Fabian dafür gesorgt hatte, dass sie zu dem Patienten gelassen wurde.
„Wenn eine Frau Gehrmann ihn sehen möchte – lassen Sie sie zu ihm“, hatte er die Kollegen gebeten. Und seiner Autorität mochte niemand widersprechen.
So konnte Bettina also zu dem geliebten Mann!
Nein, nicht weinen. Dafür war gar keine Zeit. Sie musste der Ärztin folgen. Die führte sie in eine der vielen Kabinen der Intensivstation, nachdem Bettina sich den sterilen Kittel übergeworfen hatte.
„Zehn Minuten. Nicht länger“, mahnte die Ärztin. „Der Patient braucht Ruhe.“
„Ja … Danke.“
Vorsichtig setzte sie sich auf den Stuhl, der dicht neben dem Bett stand. Wie blass Karsten war! Der Kopfverband irritierte sie kaum, doch die wächserne Blässe … sie passte so gar nicht zu Karsten. Er wirkte plötzlich schwach und verletzlich.
Vorsichtig, so, als hätte sie Angst ihm weh zu tun, griff sie nach seiner rechten Hand. In der linken steckten noch Kanülen. Aus einer Infusion tropfte irgendetwas in seine Venen. Die Monitore zeigten grüne, leicht unregelmäßige Linien, ein paar Geräte zischten und brummten.
Es war eine bedrückende Atmosphäre, doch Bettina zwang sich, das alles zu ignorieren. Sie sah nur Karsten. Seine Augen, die sie vor einigen Tagen noch so voller Liebe angeschaut hatten, waren geschlossen. Die Nase wirkte spitz, und zwei Linien, die zuvor nicht da gewesen waren, zogen sich von der Nase bis hinunter zu den Mundwinkeln.
„Liebe, lieber Karsten! Was machst du nur? Fällst einfach vom Pferd … dabei hast du mir erzählt, du wärst ein exzellenter Reiter. Du, ich hab solche Angst gehabt, als ich von dem Unfall hörte. Und … ich weiß erst jetzt, wie sehr ich dich liebe.“ Sie beugte sich noch ein wenig weiter vor, die Worte waren nur noch ein Flüstern. „Ich hab dich immer geliebt, von Anfang an. Aber ich hab mich dagegen gewehrt. Schließlich passen wir doch gar nicht zueinander – du, der Sonnyboy mit großem Besitz, ich die unbekannte Fotografin, die froh ist, wenn sie mal wieder einen interessanten Auftrag ergattert hat.“ Sanft streichelte sie ihm über die Wange. „Weißt du noch, wie ich dir gesagt hab, dass ich den Katalog für KORY-Moden nur mache, weil auf meinem Konto Ebbe herrscht? Du hast geantwortet, dass du dir wünschst, es wäre immer so …“
Hatte er sich bewegt? Hatten seine Finger in ihrer Hand gezuckt? Bettina war unsicher, wieder sah sie auf die verschiedenen Apparate, doch was sie anzeigten, sagte ihr nicht viel.
Eine Schwester kam, kontrollierte die Infusion.
„Wie … wie geht es ihm?“
„Gut – den Umständen entsprechend. Ich denke, er kommt in der nächsten Stunde wieder zu sich und ist ansprechbar.“
Die gleiche Erklärung gab ihr drei Stunden später auch ein Arzt. Doch Karsten kam nicht wieder zu sich. Bettina blieb lange bei ihm, so lange, bis eine der Schwestern sie mit sanfter Gewalt drängte, heimzufahren.
„Sie müssen sich ausruhen. Seit fast zehn Stunden sitzen Sie jetzt hier. Das geht an die Substanz.“
„Aber …“
„Ruhen Sie sich aus. Versuchen Sie zu schlafen. Wenn Sie dann wiederkommen, ist Herr Korten-Ryhoff sicher ansprechbar.“
Wie gern hätte sie der Schwester widersprochen! Aber sie sah ein, dass sie ihrem Körper eine Ruhepause gönnen musste. Jeder Muskel tat weh, sie hatte total falsch gesessen.
„Sie sagen mir doch Bescheid, wenn sich in seinem Befinden etwas
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