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Ein Hippie-Traum

Ein Hippie-Traum

Titel: Ein Hippie-Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Young
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beteiligt! Es war ein ziemlicher Schock, als alleim Cow Palace in San Francisco zusammenkamen und erfuhren, was wir vorhatten, und dass uns nur ein paar Tage Zeit für die Proben blieben.
    Die »roadeyes« (so wurden die Roadies während der Rust-Tour genannt) färbten sich die Gesichter schwarz und stülpten sich die Halterungen für die beiden batteriebetriebenen Lämpchen über, die unter den riesigen Kapuzen wie Augen glühten. Crazy Horse hatten die Musik im Griff, und die Crew kannte die Songs und Instrumente; aber das war der einfache Teil. Der Rest versetzte alle in einen Schockzustand. Es waren nur noch ein paar Tage bis zur ersten Show. Alle Masken und Requisiten waren fertig. Tim Foster und Larry Johnson hatten erstklassige Arbeit geleistet, damit wir das Konzept verwirklichen konnten. Es wurde als »Rust Never Sleeps: Ein Konzert-Tagtraum« angekündigt – was für das Publikum ziemlich merkwürdig geklungen haben muss, denn erst kürzlich war ein brandneues Album von mir mit dem Titel Comes a Time herausgekommen.
    Comes a Time, das war eine völlig andere Art von Musik, in Nashville mit einer ganz anderen Band aufgenommen! Damals hatte ich mir angewöhnt, alle meine Songs erst mal live zu spielen und dabei aufzunehmen und dann das Publikum aus der Mischung zu schneiden. Dann veröffentlichte ich das Ganze als Studioalbum. Crazy Horse waren live fantastisch, und so machte es einfach am meisten Spaß.
    Das war natürlich vor dem Internet, heutzutage kann man so nicht mehr arbeiten. Alle Experimente, die ich auf der Bühne versuche, landen sofort auf YouTube, und Leute, die zu wissen meinen, was ich tun oder lassen sollte, schießen sich sofort darauf ein – noch bevor ich überhaupt damit fertig bin. Das ist die mit Abstand abschreckendste Herausforderung, die wir – neben allerlei guten Dingen – dem Internet zu verdanken haben. Früher war die Bühne mein Laboratorium, wo ich vor dem Publikum experimentieren konnte, spürte, wie es reagierte und – noch wichtiger – wie ich mich dabei fühlte. Auf diese Art habe ich die meisten meinerbesten Stücke geschaffen und bearbeitet, habe sie durch mein Gefühl abgestimmt. Aus diesem Grund vermeide ich es auch zu lesen, was im Web über mich geschrieben wird.
    Inzwischen versuche ich, wenn ich Ideen entwickele, Dinge unter Ausschluss der Öffentlichkeit auszuarbeiten. Auf diese Weise habe ich die Möglichkeit, sie einem Publikum in der Form vorzustellen, die ich mir vorgestellt habe. Unglücklicherweise ist das für mich längst nicht so spannend. Die ersten paar Aufführungen von Rust Never Sleeps waren voller Desaster; das reichte von Dingen, die nicht richtig funktionierten, bis hin zu Dingen, die überhaupt nicht funktionierten. Würde das heute passieren, wäre die Kritik im Netz so vernichtend, dass sie die Show schon gekillt hätte, bevor sie überhaupt richtig ins Leben gekommen wäre. So ist nun mal das Leben!
    Die Dinge ändern sich. Rust Never Sleeps wurde vom Rolling Stone zum Album des Jahres gekürt. Auch die Produktion bekam einige Preise und wurde zumindest als kühn gewürdigt. Briggs und mich freute das ziemlich. Der Konzertfilm ist einer meiner Liebsten.

    Original-Titelfolge mit Anweisungen für die »Rust Never Sleeps«-Tournee von 1978.

48. Kapitel

48. Kapitel
It’s better to burn out than to fade away
    D a war John Lennon anderer Meinung.
    Und Kurt Cobain zitierte das in seinem Abschiedsbrief.
    Seit ich diese Zeile 1978 zum ersten Mal sang, fragen mich die Leute, was ich damit meine. Gemeint ist der typische Rock-’n’-Roll-Star: Mach den Abgang, wenn du am heißesten brennst, wenn du auf dem Höhepunkt deiner Tatkraft bist – denn so erinnern sich die Leute an dich. Das ist Rock   ’n’   Roll.
    Mit fünfundsechzig bin ich, so mag es scheinen, nicht auf dem Höhepunkt meiner Rock-’n’-Roll-Tatkraft. Aber ganz sicher ist das nicht. Es geht auch nicht darum, dass ich früher hätte abtreten sollen. Das Leben ist mehr als seine intensiven Höhepunkte – andere Dinge wachsen beständig und entwickeln sich auch noch lange danach, bereichern die Seele und kultivieren den Geist.
    Ich schrieb den Song direkt nachdem Elvis Presley gestorben war, einer der Helden meiner Kindheit, und sang ihn zum ersten Mal Bruce » BJ « Hines (Baby John) vor, der zur Ur-Familie von Crazy Horse gehörte. Aus irgendeinem Grund war er auf der Ranch zu Besuch, und ich war gerade fertig mit dem Song. Komponiert hatte ich ihn für akustische Gitarre.

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