Ein Hippie-Traum
Szene ausgespielt und Geschichten erzählt werden konnten. Ich war kein Freund schneller Schnitte und versuchte, Überblendungen zu vermeiden. Ich lernte sehr viel von David Myers. Er war ein begnadeter Kameramann. Ich lernte, wie man mit einer Kamera ein ganzes Live-Konzert einfangen und alles festhalten konnte, was der Cutter für die richtige Szenenfolge braucht; außerdem lernte ich die Vorteile einer Festbrennweite für Dokumentarfilme schätzen. Wie David arbeite ich bei Dokumentarfilmen auch heute noch mit einem Seitenverhältnis von 1,85:1. Ich lernte das Editieren beim Schneiden an einem KEM Universal-Tisch, einer elektromechanischen Maschine, die drei Spulen gleichzeitig abspielen konnte. Alles war neu und sehr fesselnd. Es war eine unglaubliche Erfahrung, die mich völlig absorbierte, ein kreativer Weg, der mich in die Lage versetzte, Bilder und Musik zu einem völlig neuen Erlebnis zusammenzufügen.
Wir fingen in meinem Haus an zu schneiden, und als das Studio auf der Ranch fertig war, zogen wir dorthin und machten weiter. Man kann unmöglich erklären, was der Film – Journey Through the Past – ist, oder was er bedeutet; um ihn zu verstehen muss man ihn sich anschauen. Er ist kein Citizen Kane oder Vom Winde verweht. (Die Rezensenten stellten das deutlichst heraus.) Ich bin kein Typ für Mainstream-Filme. Aber er war eine sehr frühe Form von Musikvideo in Überlänge, und in mehrfacher Hinsicht schwer zu verstehen. Wir waren stolz darauf. Ich wünschte, Larry Johnson wäre noch unter uns und wir könnten unser Lebenswerk zusammen fortsetzen. Deshalb, denke ich, nennt man es ja »Lebenswerk«.
Irgendwann fuhren wir in den Süden und drehten in und um North und South Carolina, und dann in Nashville. Ich hatte »Southern Man« herausgebracht und wollte ein paar ätherische Bilder haben, die ich zu den gemeinsam eingespielten Gitarrenparts schneiden wollte. Wir hatten schon eine gute CSNY -Version im Kasten, die ich noch weiter ausschmücken wollte. Von Nashville aus fingen wir an, für Dokumentaraufnahmen in der Gegend herumzufahren. Wir drehten auf einem Schrottplatz und beim Stapellauf eines Frachtkahns. Wir konnten überallhin. Wir fuhren zu einem Radiosender, und ich interviewte den DJ , auch das filmten wir. Heute ist das eine sehr interessante Episode, weil man sieht, wie es beim Radio zuging, als es dort noch richtige Menschen gab. Ich meine, als der DJ noch selbst bestimmte, was er außer den Top-Hits spielen wollte, und nicht eine Liste abarbeitete, die sich eine vom Sender engagierte Medien-Marketingfirma ausgedacht hatte. (Im Empfangsbereich trafen wir einen Jungen namens Gil Gilliam, der sehr ungewöhnlich aussah; er hatte als Kind Probleme mit der Leber gehabt und war damit aufgewachsen. Er war sehr begabt, energiegeladen und kontaktfreudig. Ich mochte ihn auf der Stelle. Er war großartig in Stil, Haltung und Präsenz. Wir fragten ihn, ober mit uns kommen und filmen wollte, und er hat ganze Arbeit geleistet.)
Zurück in Kalifornien filmten wir ein altes Auto, das durch die Redwoods fuhr, bis es zu einer alten Tankstelle kam. Wir dachten uns eine paar Figuren aus und drehten eine kleine Szene in der Tankstelle.
All diese Szenen standen in Beziehung zueinander, aber es gab keinen eindeutigen roten Faden. Ich erfand eine Geschichte über einen Schulabgänger, der von ein paar Typen in der Wüste ausgesetzt wurde: einem italienischen Mafioso, einem katholischen Kardinal und einem Armeegeneral. Sie hatten diesen Jungen, blutig geschlagen und noch immer in Graduiertenkappe und Robe, im Kofferraum und ließen ihn irgendwo in der Wüste zurück; er rappelte sich auf und ging los, und wir folgten ihm durch Las Vegas und eine Reihe anderer Orte, bis er am Pazifik ankam. Gil (der Junge aus dem Radiosender) tauchte mit einem Falschspieler im Restaurant der Tankstelle auf, und die beiden setzten sich zusammen in eine Nische. Außerdem ist da noch ein Priester, der mit seinem Pickup herumwandert und tanzt. Er taucht schließlich auch an der Tankstelle auf. Ein anderer Typ wandert neben seinem Pickup am Strand entlang, und der Pickup spricht mit ihm. Als der Ex-Schüler schließlich am Strand ankommt, ist er ein Junkie. Sein Besteck hat er in einer Bibel, die er mit sich herumschleppt. Er holt es heraus und setzt sich einen Schuss. Ein Pulk Reiter kommt in schwarzen Umhängen und Kapuzen den Strand entlang auf ihn zugaloppiert. Dann erleben wir die Wiedergeburt der Bibelprediger.
Kein Anfang. Kein
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