Ein Hippie-Traum
dieser Zeit in den Commodore Gardens zog ich nach Laurel Canyon in meine nächste Wohnung. Wir wurden immer erfolgreicher. Ich hatte einen eigenen Wagen, aber keinen Führerschein, weil ich immer noch ein illegaler Ausländer ohne Sozialversicherungsausweis war. Mein Auto zu fahren, war daher nervenzermürbend. Ich hatte ständig Angst, von der Polizei angehalten zu werden. Mein erstes Auto war ein 54er Packard-Krankenwagen. Das nächste war eine 57er Corvette, die ich mir von meinem Teil des Vorschusses von Atlantic Records anschaffte, ungefähr zwanzig Riesen für die ganze Band, die wir unter uns aufteilten, nachdem wir bei Ahmet Ertegün unterschrieben hatten. Das meiste behielten Charlie Greene und Brian Stone.
Während der schlimmsten Unruhen auf dem Sunset, kurz bevor Stephen seinen Klassiker »For What It’s Worth« schrieb, wurde ich einmal angehalten und kam ins Gefängnis, weil ich keinen Führerschein hatte. Mein Freund Freddy Brechtel, ein Sänger ohne Band, war dabei, und er fuhr das Auto zu meiner Wohnung zurück. Ich kam in eine Haftzelle im Polizeirevier Hollywood, ein kurzes Stück bergab vom Whisky. Während ich in der Zelle saß, nannte mich einer der Polizisten einen stinkenden Hippie. Er trug eine Hornbrille. Ich schoss zurück und sagte, er sähe wie ein Grashüpfer aus. Er kam in die Zelle und schlug mich zusammen. Schläge voll ins Gesicht und Tritte, als ich am Boden lag. Das war traumatisch.
Solche Fälle gab es damals häufig. Hippies waren beliebte Zielscheiben. Irgendwann bekamen Charlie und Brian mich über einen Anwalt auf Kaution frei, aber danach hatte ich noch mehr Angst vor der Polizei. Es war gar nicht daran zu denken, Anklage zu erheben, denn ich hatte keinerlei rechtliche Grundlage. Kein Führerschein. Wir konnten uns glücklich schätzen, dass ich nicht abgeschoben wurde. Sie hatten gar nicht gemerkt, dass ich ein illegaler Ausländer war. Sie waren nicht gründlich, nur brutal. Ich ducke mich immer noch, wenn ich in Hollywood einen Streifenwagen sehe, obwohl ich schon lange legal bin.
Einmal hatten Stephen, ich und die übrigen Springfield einen Rundfunk-Werbeauftritt an einem Strand in der Nähe von Point Dume. Auf die Art kam man ins Radio. Der Sender KHJ Boss 93 machte eine Werbeveranstaltung, bei der der Big Kahuna in einem Kanu aus Hawaii ankam und unter KHJ -Zuhörern Bargeld verteilte. KHJ ließ richtig was springen, und die Buffalo Springfield sollten am Strand sein, um den Big Kahuna zu empfangen. Es wurde live gesendet, und wir gaben alle Interviews. Schon bald bog ein Schilfkanu mit Auslegern um die Landspitze und der Big Kahuna erschien. Es waren viele Bräute da, und Stephen und ich amüsierten uns prächtig.
Später lernten wir den Big Kahuna kennen und erfuhren, dass er Chris hieß. Er verkaufte uns danach so ziemlich das beste Kraut in ganz Hollywood. Es hieß Kahuna-Gras. (Ein anderer Name ist Sinsemilla, »ohne Samen«.) Das war ein richtig starkes Zeug, das alle Bands rauchten. Der Big Kahuna hatte es eingeführt. Das gingeine ganze Zeit so, und Kahuna-Gras ist in alten LA -Musikerkreisen immer noch legendär. Der Gedanke, ich könnte davon einen Anfall bekommen, machte mich so paranoid, dass ich aufhören musste, es zu rauchen. Rauchte man ein bisschen, schrieb man einen Song. Rauchte man zu viel, war man platt. Den Ruf hatte es bei mir.
60. Kapitel
60. Kapitel
N ächste Woche steht das 26. Farm-Aid-Konzert an. Ich habe in letzter Zeit nicht viel gespielt. Ich habe im Moment keine musikalische Richtung außer dem Wunsch, mit Crazy Horse zu spielen und das Gelände zu erkunden, die Aussicht zu genießen. In solchen Zeiten bin ich ratlos. Gigs mit festem Datum vertragen sich schlecht mit der Kreativität und stören die Muse. Mit meiner Unterstützung der Farmer hat das nichts zu tun, das ist ein lebenslanges Engagement. Es hat nur was mit der Muse zu tun. Wie kann ich spielen, wenn ich keine Richtung habe? Das ist kein Job, den man runterreißt.
Benefizkonzerte gebe ich meistens im Oktober. Auf die Art kann ich mich vorbereiten, herausfinden, was ich spielen will, und drei oder vier Auftritte in dem Monat machen. Diesmal findet das Farm Aid zu einem ungünstigen Zeitpunkt statt, im August. Wenn ich nicht auf Tour bin, ruhe ich mich im August aus, und diese Ruhe ist mir sehr wichtig. Nach einer langen Auszeit brauche ich für einen Gig mindestens einen Monat innerer Vorbereitung, damit ich auf eine Idee komme, was ich machen will, was ich anzapfen
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