Ein Hippie-Traum
höre, gefällter mir nicht mehr. Er ist anklagend und herablassend, nicht wirklich durchdacht und zu leicht falsch zu interpretieren.) Wir nahmen allerdings eine Probe in der Musicians Union Hall in Nashville mit einem Zimmermikrofon auf, und ich habe ein Band davon fürs Archiv. Es war ein goldener Moment.
Lindas Gesang auf dem Album Harvest Moon von 1992 war wunderschön, vor allem der Titelsong. Sie hat diese Platte erst zu dem gemacht, was sie ist. Sie ist eine Meisterin. »Hangin’ on a Limb« auf dem Album Freedom ist deswegen schön, weil Linda so stark daran beteiligt war. Sie war an den ganzen Liedern wesentlich beteiligt, und »Unknown Legend« stieg zu neuen Höhen auf durch die begnadete Art, wie sie es arrangierte und sang. Als sie nach Broken Arrow kam und auf meinen Platten sang, hob sie alles, womit sie in Berührung kam, auf eine höhere Stufe. Ich kann mich gar nicht genug bei ihr bedanken. Sie bittet nie um was, deshalb kann ich ihr meinerseits keinen Gefallen tun. Aber ich wäre jederzeit dazu bereit. Sie ist für mich wie eine Schwester, und ich liebe sie wie ein Bruder. Sie ist so hingebungsvoll und selbstlos, einfach von Liebe zur Musik erfüllt.
(Übrigens spielte ich auf Harvest Moon recht leise, weil meine Ohren beim Abmischen von Weld gelitten hatten. Weld haben wir zweimal abgemischt, weil Billy Talbot und ich mit Briggs’ Mixen nicht zufrieden waren. Wir lagen falsch, es war reine Zeitverschwendung. Wir hätten Briggs’ Arbeit nehmen sollen. Laute Musik tat mir danach ein Jahr lang weh. Ich habe heute noch Tinnitus und werde ihn immer haben, dieses Klingeln in den Ohren, weil wir das Album bei schlechter digitaler Tonqualität zu laut abmischten. Die Auflösung auf diesen Geräten war nicht annähernd so gut, wie wir sie heute hinkriegen. Der Tinnitus geht nie mehr weg, aber der Schmerz schon.)
Linda steht mittlerweile außerhalb der Popmusikwelt und macht ihr Ding. Ich weiß nicht, ob es je wieder eine Sängerin geben wird, die so einen starken Einfluss auf mich hat wie sie. Sie singt wirklich in der allerersten Liga, neben Emmylou Harris und Nicolette.Manche Künstler haben es einfach drauf. Wie ein Maler, der großartig ist, du weißt nicht, warum. Ich kann mich glücklich preisen, solche Freunde zu haben.
Ich finde es unglaublich, dass Linda Ronstadt nicht in der Rock and Roll Hall of Fame ist. Das kann gar nicht sein. Sie hätte schon lange dort aufgenommen werden müssen. Es wäre mir eine Ehre, die Rede für sie zu halten. Linda, Emmylou, Nicolette – diese schönen Frauen haben die Musik auf völlig selbstlose Art bereichert. Es ist ein Segen für mich gewesen, mit ihnen Musik zu machen. Der Hintergrundgesang von Linda und Nicolette in »Bite the Bullet« auf American Stars ’n Bars wird mir nie aus dem Kopf gehen. »Hold Back the Tears« – absolut rockig! Linda hat so viel zu geben. In »Star of Bethlehem« harmonieren Emmylou und Ben Keith prachtvoll miteinander. Ich habe wirklich Glück gehabt, das Leben hat mich reich beschenkt. Ich weiß, wer ich bin und woran ich teilhatte und -habe. Die Musik spricht, wo die Worte versagen. Ich werde diese Zeiten nie vergessen.
Heute singt Pegi aus vollem Herzen über Dinge, die ihr wirklich wichtig sind, genau wie sie es sich erträumte, als sie jung war. Auf ihrer dritten Platte Bracing for Impact öffnet sie Stimme und Seele. Es ist eine wahrhaftige Platte; die Songs, die sie schreibt, sind absolut auf den Punkt. Ihr Gesang ist ehrlich. Ich wünsche dir noch mehr Power, Baby! Ich weiß, dass wir uns noch auf vieles freuen können!
58. Kapitel
58. Kapitel
D ie Squires waren tourbereit. Vom 8. bis 14. August 1965 hatten wir mehrere Gigs in Churchill, Manitoba, an der Hudson Bay. Das war sehr hoch im Norden, und man fuhr mit dem Zug anderthalb Tage durch Indianergebiet. So weit weg von Winnipeg waren wir noch nie aufgetreten, und wir waren aufgeregt. Ich erinnere mich, auf der Zugfahrt nach Norden Indianerdörfer an den Gleisen gesehen zu haben, Tipis und kleine Holz- und Blechhütten nebeneinander. Die Ureinwohner waren sehr arm und verwahrlost, und ihr Leben war brutal. Dies durch das Abteilfenster zu erkennen und zu empfinden, war eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde.
Als wir schließlich in Churchill eintrafen, fanden wir es ziemlich trostlos, viele Wohnwagen und weiße Häuser aus Holz und Beton. Sie sahen mir alle gleich aus. Es gab nirgends Bäume. Die höchsten Sträucher streckten alle die Zweige in eine
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