Ein Hippie-Traum
werde. Jetzt bleibt mir zur Vorbereitung keine Woche. Ich muss jeden Tag spielen, damit meine Finger die nötigen Schwielen kriegen und ich den Text und die Songs draufhabe.
Ich werde eine 1-a-Bob-Dylan-Imitation machen! Ich werde mit Akustikgitarre und Mundharmonika auf die Bühne gehen. Nichts Elektrisches. Es wird eine reine Folk-Nummer werden, mit reichlich textlastigen Balladen. Ich werde wie ein Geist aus der Vergangenheit wirken, wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. (Komisch, dass ich es eine Bob-Dylan-Imitation nenne, dabei macht Bob so was nie. Alle hätten gern, dass er es macht, aber er macht es nicht. Ich vermute, er käme sich zu einsam und vereinzelt vor, keine Band als Gesellschaft, keine Freunde jeden Tag, die er sieht, wenn er aus dem Bus steigt.)
So weit also mein Plan. Ich werde ein paar neue Stücke von der letzten Tournee spielen – »Love and War«, »Peaceful Valley Boulevard« – und sie anders bringen, aggressiver im Groove und mehr Mundharmonika mit einem klaren akustischen Rhythmus statt dem feineren Fingerpicking und dem dominanten Bass wie auf Le Noise . Ich gehe vielleicht mit ein paar Balladen wie »Powderfinger« und anderen in die Vergangenheit zurück, im Wechsel mit eher persönlichen Sachen wie »Sugar Mountain« und »Comes a Time«. Ich werde wahrscheinlich keine anderen Instrumente spielen, sondern es sehr einfach machen und voll bei der traditionellen Folkmusik bleiben. Vielleicht spiele ich »Vampire Blues«; vielleicht auch nicht.
Im Wesentlichen werde ich auftreten und abtreten, schlicht ich selbst sein, mehr nicht. Keinerlei Kinkerlitzchen. Ich glaube, das könnte ich hinkriegen. Das geht mir jetzt seit ungefähr drei Wochen durch den Kopf und nimmt mich richtig mit. So kann ein vierzigminütiges Programm einen Monat Vorbereitung kosten. Für eine ganze Tournee bräuchte ich auch nicht länger.
W eil jemand anders die Rechte an dem Namen PureTone hatte, haben wir unseren Namen in Pono umgeändert. Das ist hawaiisch und heißt rechtschaffen und gut. Wir mögen unseren neuen Namen. Die Verhandlungen zwischen Pono und WMG über das Projekt und über die Details der Gründungspartner laufen jetzt seit einer Weile. Dieser Prozess ist völlig anders als so ziemlich alles, was ich je im Leben gemacht habe. Mein FreundMarc Benioff meinte, ich sollte immer daran denken, was ich mir davon verspreche, nämlich die Klangqualität der Musik zu erhalten und eine Kunstform zu retten, und mich einfach darauf konzentrieren. »Geschäfte sind nicht wie Songs, Neil. Es gibt keinen letzten Ton. Sie gehen weiter und weiter, und es gibt fast ständig Konflikte«, erklärte er mir eines Abends, als ich ihn anrief und um Rat bat.
Eine verdammt zermürbende Übung.
Er machte mir begreiflich, dass ich darauf schauen muss, was ich kann, nicht darauf, was ich nicht kann. Ich muss mir das aus eigenem Interesse klarmachen, denn es reibt mich zu sehr auf. Ich muss es laufen lassen, wie es läuft, und darf nicht versuchen, jeden kleinsten Aspekt zu kontrollieren. Kontrolle ist meine Art, sicherzustellen, dass alles richtig läuft, und wenn ich nicht die Kontrolle habe, sorge ich mich, dass Sachen weggegeben und nicht ordentlich gemacht werden. Mit meinen Videos, die demonstrieren, wie ich Musikern und Musikfreunden Pono vorspiele, geht es sehr gut voran, und ich sehe die Freude auf den Gesichtern der Leute, die einfach einen geilen Sound hören und sich daran freuen. Sie entdecken, dass Musik eine viel tiefere emotionale Erfahrung sein kann, als sie es seit einiger Zeit gewohnt sind. Ich finde das sehr wichtig, und es ist ungemein befriedigend, sich während der Schneidearbeiten auf der Ranch diese ganzen Interviews anzuschauen, über fünfundzwanzig inzwischen. Es sind Musiker und Musikfreunde jeden Alters, und was sie alle eint, sind ihre eindeutigen unterstützenden, positiven Reaktionen. Das ist sehr erfreulich und bestätigt, was ich von Anfang an geglaubt habe. Es müsste mich wirklich glücklich machen, mich darauf zu konzentrieren.
Das Ziel ist sehr hochgesteckt, und der Erfolg der Sache wird sehr beflügelnd sein. Und doch warnen mich alle vor der Macht von Apple und iTunes. Ich glaube, dieses Projekt wird iTunes auf jeden Fall dazu zwingen, sich schneller zu verbessern und die Qualität zu steigern. Was Apple auch tut, ich hoffe nur, dass es groß genug ist und nicht eine taktische Reaktion, um die dann ein solcher Hypegemacht wird, dass die Verbraucher meinen, sie bekämen das Beste,
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