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Ein Hippie-Traum

Ein Hippie-Traum

Titel: Ein Hippie-Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Young
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immer genau den Ton. Für sie war es ein Kinderspiel. Linda hat mich immer freundlich behandelt und mir auf so mancher Platte geholfen. Harvest war die erste davon. Ein paar Jahre später hatte ich das große Glück, dass Linda auf meiner »Time Fades Away«-Tour im Vorprogramm auftrat. Das war 1973. Sie war eine Wucht. In Albuquerque kriegte sie Ärger, weil sie auf der Bühne fluchte oder so was in der Art. Ich weiß nicht mehr genau, was sie machte, aber es gab einen Skandal.
    Das erste Mal sah ich Linda in den Sechzigerjahren im Troubadour, als sie noch bei den Stone Poneys war. Sie war schon damals toll. So jung und schön. Mit ihrer irren Stimme brachte sie alle zum Ausflippen. Könnt ihr euch vorstellen, ihr sitzt im Publikum, seht dieses Mädchen auf die Bühne kommen, und sie sieht fantastisch aus in ihren kurzen Höschen, und dann hört ihr dieses gewaltige Organ? Es war wie ein Erdbeben. Linda ist immer absolute Spitze, aber mittlerweile lebt sie ziemlich zurückgezogen. Sie ist einfach ausgestiegen, um für ihre Familie da zu sein und ein »normales« Leben in der »wirklichen Welt« zu führen. Von dieser »wirklichen Welt« sprach sie einmal im Zusammenhang mit mir. Sie warnte Nicolette davor, sich mit mir einzulassen, weil ich »nicht in der wirklichen Welt« lebte! Leider nützte es nichts, denn Nicolette und ich hatten eine Zeit lang ein Verhältnis miteinander. Aber es hielt nicht lange. So ist das Leben.
    Jedenfalls war Nicolette, als ich sie näher kennenlernte, mit Linda zusammen auf der Ranch, um die Songs aufzunehmen, die ich den beiden in Malibu gezeigt hatte. (Übrigens war Linda zu der Zeit süchtig nach Erdnussbutter! Sind das nicht genau die interessanten Informationen, die man von so einem Buch erwartet?) Dieses Album, American Stars ’n Bars, nahmen wir im White House mit dem Green Board auf, genau wie ich es jetzt mit Crazy Horse machen will. Nachdem wir das Album im Kasten hatten, kam Nicolette nach Nashville und sang mit mir auf Comes a Time. Das ist eines meiner besten Alben überhaupt.
    Als ich die Bänder von Comes a Time zum Mastern nach NewYork schickte, wurden sie unterwegs beschädigt, sodass ich am Schluss sämtliche Platten aufkaufte, die nach diesen Bändern gepresst worden waren, zweihunderttausend an der Zahl, und das Ding nach einer Sicherheitskopie remastern ließ. Auf dem alten Master waren alle hohen Frequenzen weg! Ich konnte es nicht fassen, als ich die dumpfen Testpressungen bekam und das Masterband überprüfte. Es war durch irgendwas schwer beschädigt worden. Ich weiß bis heute nicht, was damit passiert ist. Das war das letzte Mal, dass ich einen Master auf dem Postweg versandte. Heute übernimmt das ein persönlicher Bote.

    Mit Linda Ronstadt beim Ausritt 1977 auf der Broken Arrow Ranch.

    Mit Nicolette Larson, Linda Ronstadt und Crazy Horse während der Sessions für das Album American Stars ’n Bars 1977 im Studio der Broken Arrow Ranch.
    Der Song »Comes a Time« ist eines meiner liebsten Stücke aller Zeiten, weil er einfach ein tolles Feeling hat. Song und Vortrag gehen vollkommen Hand in Hand. Nicolettes Gesang ist himmlisch. Ich kann die Bilder alle vor mir sehen. Es kommt der perfekten Aufnahme so nahe, wie ich ihr je gekommen bin. Karl Himmel legte am Schlagzeug einen einmaligen Groove hin, und die Band stieg voll darauf ein. Karl hat die Fähigkeit, zwei verschiedene Grooves gleichzeitig zu spielen, und das so gut, wie ich es noch bei niemand anderem je gehört habe. Er ist ein einzigartiger Musiker. Chuck Cochran machte das Streicherarrangement. Rufus Thibodeaux spielte Geige. J.   J. Cale spielte eine der Gitarren darauf. Ben Keith spielte Steelguitar. Spooner Oldham spielte Klavier. Es gab eine Rhythmusgitarrensektion mit sechs großartigen Gitarristen, die alle auf alten akustischen Martins spielten. Alle spielten, was das Zeug hielt, und es war die Countryversion der »Wall of Sound«, das Gone with the Wind Orchestra. Was für ein Sound!
    Bald war ich von diesem Orchester dermaßen berauscht, dass ich in Miami ein Gratiskonzert gab und die ganze Truppe mitschleppte. Aber wir nahmen es nicht auf – ich fasse es nicht. Es muss das einzige in meinem Leben sein, was ich nicht aufgenommen habe. Ich spielte bei dem Auftritt »Sweet Home Alabama«, und die Leute waren begeistert. (Mein eigener Song »Alabama« hätte die Energiespritze, die Lynyrd Skynyrd mir mit ihrem tollen Stück verpassten, gut gebrauchen können. Wenn ich meinen Text heute

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