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Ein Hippie-Traum

Ein Hippie-Traum

Titel: Ein Hippie-Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Young
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Militärdienstausweisen, und wir sagten ihm, wir hätten keine, weil wir aus Kanada kämen und auf dem Weg nach Vancouver seien, aber wegen der guten Straßen usw. usf. Er notierte sich unser Ontario-Kennzeichen und ging zurück zu seinem Polizeiwagen, und wir saßen da und warteten. Wundersamerweise meinte er, wir sollen weiterfahren und die Schilder beachten. Und dann ging’s weiter.
    Die Mädels trieben mich in den Wahnsinn. Schwer zu sagen, warum. Ich weiß es nicht mehr. Ich war einfach total angespannt. Eine von ihnen übernahm ab und zu das Steuer, und es gefiel mir nicht, wie sie mit dem Wagen umging. Ich war mir sicher, dass wir ihretwegen noch liegen bleiben würden. Wir hatten gerade zum ersten Mal überhaupt Öl nachgefüllt. Wir hatten nur wenig Ahnung, wie man ein Auto in Schuss hält. Ich war erschöpft vom Fahren, aß kaum was und fühlte mich wirklich nicht gut. Als wir nach Albuquerque kamen, legten wir einen Stopp ein und ließen uns zum Ausruhen für einige Tage bei ein paar Hippies nieder, die wir dort kennenlernten.
    Im Nachhinein glaube ich, ich hatte dort vielleicht meinen ersten epileptischen Anfall. Ich weiß noch, dass wir in der Notaufnahme von irgendeinem Krankenhaus waren, aber was dort genau mit mir geschah, habe ich vergessen. Danach schlief ich wirklich lange auf einer Matratze auf dem Boden, mehrere Tage vielleicht.Als ich wieder einigermaßen auf den Beinen war, beschlossen Bruce und ich, dass uns zwei der Mädels zu sehr nervten. Es war einfach nicht harmonisch. Also heckten wir einen Plan aus. Bruce und ich setzten uns zusammen mit der einen der drei, die wir mochten und die echt nett und ein bisschen verloren war, mitten in der Nacht in den Pontiac und ließen die anderen beiden einfach in der Stadt in dem Folk-Club zurück, in dem sie sich gerade herumtrieben. Es ging uns viel besser, als wir sie los waren.
    Wir fuhren durch irgendeinen extrem heißen und trockenen Landstrich, und ich weiß noch, wie wir bei San Bernardino einen sehr steilen Hügel runterfuhren. Und dann kamen wir in LA an. Es war der 1. April 1966.
    Es gab eine Freeway-Ausfahrt namens Juanita Street, und Bruce und ich fanden das unheimlich komisch und sagten immer wieder mit breitem mexikanischem Akzent Juanita und lachten uns dabei scheckig. »Juaneeeeeta, Juaneeeeeta!« Uns war wirklich schwindelig vor Freude, weil wir es endlich bis nach LA geschafft hatten. Als Erstes mussten wir natürlich Hollywood und den Sunset Strip Nr. 77 finden! Ich hatte aus der Fernsehserie das Bild von der Stelle im Kopf, wo Kookie immer die Wagen parkte. Nach diesem Gebäude hielt ich Ausschau. Wir kurvten durch Hollywood und hielten die Augen offen, aber die Hausnummern waren dreistellig, viel zu hoch. Also wendeten wir und fuhren den Sunset Boulevard nach Westen in Richtung Nummer 77. Schließlich waren wir am Meer – aber keine 77!
    Aber da standen wir, direkt am Pazifik! Drei kanadische Kids in einem alten Leichenwagen, zugelassen in Ontario, standen auf einem Parkplatz am Pacific Coast Highway und sahen aufs Meer. Es war etwas kalt und neblig, aber wir waren endlich da. Zwischen unserem Wagen und den Wellen lag der Sandstrand. Wir stiegen aus, gingen durch den Sand zum Wasser und machten große Augen. Und ich meine wirklich große Augen! 77 Sunset Strip war vergessen. Schließlich fuhren wir denselben Weg, den wir gekommen waren, wieder zurück. Und als wir nach Hollywood kamen, entdeckte ich das Gebäude! Ich sah den Sunset Strip Nr. 77, genau wie in derFernsehserie. Aber es war in Wirklichkeit gar nicht die 77, sondern irgendeine andere Nummer. Das war das Erste, was ich über Hollywood lernte. Man kann den Zahlen oft nicht trauen.
    L ange Zeit zuvor, damals im Fourth Dimension Club in Winnipeg, hatte ich den Sänger Danny Cox kennengelernt. Er hatte mir seine Nummer gegeben, damit ich ihn anrufe, wenn ich mal nach LA komme. Ich wählte sie, und er war da. Er wohnte in der Nähe des Laurel Canyon. Wir besuchten ihn dort, schliefen aber nicht bei ihm. Er hatte nur ein kleines Häuschen in den Bergen, aber er machte uns etwas zu essen und wir konnten duschen, das tat echt gut. (Danke, Danny.) Wir schliefen also im Wagen, in einer kleineren Parallelstraße des Laurel Canyon Boulevard. Wenn ich dort vorbeikomme, muss ich jedes Mal daran denken, und ich bin in den letzten fünfundvierzig Jahren oft dort vorbeigekommen. Wir blieben ungefähr eine Woche, benutzten die Toiletten in Tankstellen und Restaurants. Es war in Ordnung.

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