Ein Hippie-Traum
einmal durchhatte, erstaunte es mich, dass niemand an meine Vorliebe für Festival Seating gedacht hatte. Wenn ich deshalb den Ruf habe, in der Zusammenarbeit schwierig zu sein, verdiene ich ihn.
Weil Stephen und ich schon so lange befreundet sind und uns sehr jung kennengelernt haben, reicht manches aus unserer gemeinsamen Vergangenheit sehr tief. Er ist wirklich mein ältester Freund, und ich kann mich ihm leicht anvertrauen, wenn wir einmal am Reden sind. Wir haben nichts voreinander zu verbergen. Wir sprachen darüber, wie sehr uns das Zusammenspielen und der gemeinsame Groove am Herzen liegt, und darüber, dass wir überallauf der Bühne verlässliche Musiker auf gleicher Augenhöhe brauchen. Diese Art von Stärke im Kern braucht man vor allem bei Festivals. Nur so kann man das Publikum erheben und mitreißen. Und das ist es, was wir beide lieben.
Wir haben darüber geredet, wie klasse wir bei der »Living with War«-Tournee vor etwa fünf Jahren mit Chad Cromwell und Rick Rosas zusammengespielt haben. Von allen meinen Songs waren das vielleicht die am unverhohlensten überspannten und direkten, aber wir haben sie nun mal so gemacht und fühlen uns nicht schlecht deswegen. Wir haben nicht versucht, irgendeine künstlerisch ausgefeilte Botschaft zu übermitteln. Wir waren einfach geradeheraus. Stephen bereitete das Politische daran Unbehagen, Songs wie »Let’s Impeach the President« und »Living with War«, die klangen, als kämen sie von irgendeinem delirierenden Fanatiker. Hey! Vielleicht war das Kunst. Wenn jemand im Park auf einer Seifenkiste steht, verschwendet er ja auch keine Zeit auf eine sorgfältig ausgearbeitete Melodie. Die Botschaft braucht sie einfach nicht. High-End-Produktion, schöne Melodien und all so was wären bei dieser Platte reine Zeitvergeudung gewesen. Sie steckte in einer billigen Papierhülle, wie etwas, bei dem man keinen Wert auf die äußere Aufmachung legte. Wir diskutierten darüber. Ich sagte, ich hielte sie für einen würdigen Teil unserer Geschichte. Wir waren manchmal unbequem und gingen an die Grenzen dessen, was unser Publikum vertragen konnte. Ich hatte damit nicht so ein Problem wie er. Aber wir haben darüber geredet.
Mein Co-Produzent bei Living with War war Niko Bolas. Ich habe ihn 1986 kennengelernt. Er war Ingenieur bei Record One, einem Studio im San Fernando Valley von LA , wo wir eine Platte mit dem Titel Landing on Water aufnahmen. Ich mochte Niko auf Anhieb. Wir arbeiteten zügig und machten im Laufe der Zeit eine Menge zusammen. Ende der Achtziger This Note’s for You mit den Bluenotes, 1989 Freedom mit »Keep on Rockin’ in the Free World« und nach 2000 Chrome Dreams II und Fork in the Road. Ich mochte Niko immer und habe gern mit ihm zusammengearbeitet.Mit ihm und John Hanlon ( Ragged Glory ) kann ich mich im Studio entspannen und einfach ich selbst sein, genau wie mit Briggs. Sie wissen, dass sie nicht wie Briggs sind. Keiner ist wie Briggs. Aber sie wissen, wer er war, und respektieren ihn und sein Andenken. Er war eine Legende. Sie versuchen, seinen Geist am Leben zu erhalten, das hilft mir sehr.
Was Living with War angeht, so werden wir vermutlich keine weitere Platte in dieser Art aufnehmen, aber diese eine haben wir gemacht. Buffalo Springfield waren dafür ohnehin nicht die richtige Band, aber ich glaube, das wird unsere Band für das nächste große Ding, wann und wo auch immer das sein mag.
N un habe ich also mit meinem alten Freund Bruce gesprochen und ihm gesagt, dass ich seinen Verlust nachempfinden kann, den von Clarence. Wir haben eine ganze Weile geredet, und ich brauche nicht weiter ins Detail zu gehen, was zwei alte Freunde einander an diesem Punkt zu sagen hatten, außer dass diese beiden alten Freunde über ihre Musik, ihre Musen, ihre Komplizen, ihre Überzeugung, ihre Freundschaft, ihre Seelen und ihr Leben gesprochen haben. Mein Clarence Clemons war Ben Keith. Der Ben Keith von Bruce war Clarence. Als er letztes Jahr starb, hat mich das im Innersten berührt. Ich will niemals darüber nachdenken, jemand anderen seine Parts spielen und seinen Platz einnehmen zu lassen. Niemand könnte das. Ich kann diese Songs nicht mehr spielen, nur noch solo. Ich habe also zu Bruce gesagt: »Waylon hat mich angesehen und gemeint, ›Es sind nur noch sehr wenige von uns übrig.‹« Das gefiel ihm. Ich sagte ihm, ich bin da, wenn er nach rechts sieht. Das genügt. Mehr erzähle ich nicht darüber.
Wenn man ein Leben für die Musik führt,
Weitere Kostenlose Bücher