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Ein Hippie-Traum

Ein Hippie-Traum

Titel: Ein Hippie-Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Young
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Horse with No Name« wäre von mir. (He, Moment! War das von mir? Okay. Gut. Ich bin wieder da. Puh, das war knapp!)
    Im Moment bin ich mein musikalisches Ich leid. Es ist mal wieder so weit, ich habe eine Überdosis. Das geht zwar nach einer Weile wieder vorbei, aber wenn es passiert, verliere ich vollends die Fähigkeit, Musik zu genießen. Alles, was ich dann in musikalischer Hinsicht denke, ist ein Witz, ich lehne es vollkommen ab. Das gehört mit zum Prozess. Es ging mir schon ein paar Mal so, das letzte Mal gegen Ende 2009; ich beendete diese Tour und musste aufhören. Zu viel des Guten. In solchen Phasen widert mich sogar die Musik von anderen an. Alles derselbe Einheitsbrei.
    Aber immerhin habe ich neulich Abend im Fernsehen eine Gruppe namens Givers gesehen, und die haben mich echt umgehauen. Das war absolut frisch! WOW ! Es klang, als wären sie musikalisch in völlig anderen Sphären unterwegs als der ganze Rest. Genauso ging es mir mit »Land of a Thousand Dances«, als ich Danny and the Memories mit ihrer Version auf YouTube sah. Ich bin also noch nicht tot. Ich schlafe bloß. Mache Winterschlaf, wie die Musikliebhaber, die wegen der grottigen Klangqualität nicht mehr das spüren, was sie früher beim Musikhören gespürt haben. Sie sind Bären im Winterschlaf und kommen erst wieder aus ihrer Höhle, wenn der Klang der Musik wieder strahlt wie die Sonne.
    Als ich Bob jedenfalls zum ersten Mal hörte, gewöhnte ich mich gerade ans Unabhängigsein und suchte nach einem Grund, um in Winnipeg zu bleiben, stellte aber fest, dass ich wegmusste. Nurkann man aber gar nicht so leicht dort weg. Ich ging zum Bahnhof, bekam aber keine Arbeit. Ich dachte, ein Job bei der Eisenbahn wäre eine gute Möglichkeit, um die Stadt zu verlassen und in die USA zu kommen. Aber dann erfuhr ich, dass man ein Arbeitsvisum brauchte. Ich rechnete mir keine großen Chancen aus, denn ich wusste ja nicht, was ich in den USA machen würde. Was sollte ich denn sagen, »Ich will Songs schreiben und Gitarre spielen«? Nein. Es gab schon einen Amerikaner, der das konnte; wir sprachen gerade von ihm. Um so ein Visum zu bekommen, muss man einzigartig sein. Etwas tun, was niemand sonst kann. Ich war ratlos.
    Ich beschloss also, eines Tages einfach schwarz über die Grenze zu fahren. Es dauerte lange, bis es so weit war. 1966, anderthalb Jahre später, saß ich mitten in der Nacht in Toronto in einer Spelunke namens The Cellar, zusammen mit Bruce Palmer, dem Bassisten der Mynah Birds, bei denen ich damals spielte. Die Band hatte sich gerade aufgelöst. Bruce und ich hockten da einfach rum, wahrscheinlich ziemlich stoned, und ich fragte Bruce, ob er nicht Lust hätte, mit mir runter nach LA zu ziehen. Ich fasste LA ins Auge, weil sich dort alles Wichtige in Sachen Musik abspielte. Das war uns klar. Er sagte Ja, und wir verkauften das gesamte Band-Equipment (obwohl der Geldgeber der Gruppe, John Craig Eaton, es extra für die Mynah Birds angeschafft hatte) und kauften von dem Geld einen Pontiac-Leichenwagen von 1953. Wir setzten noch drei Mädels und einen anderen Typen mit rein, alle aus dem Yorkville Village in Toronto. Dann fuhren wir geradewegs nach Sault Ste. Marie, dem unbedeutendsten Grenzübergang, den wir finden konnten.
    Mit sechs Unzen Gras und ein paar Musikinstrumenten im Gepäck fuhren wir über die Grenze. Auf ins gelobte Land, und auf den ersten Meilen in den Staaten lachten wir uns halb kaputt. Der US -Einwanderungsbeamte hatte uns gefragt, wo wir hinwollten. »Nach Vancouver«, sagten wir, »aber weil die Straßen hier viel besser sind, wollen wir untenherum fahren.« Mit so einem Kompliment schafften es sechs blauäugige Kids über die Grenze!
    Wir fuhren geradewegs nach Süden. Die Straßen waren tatsächlich besser, und wir staunten, wie viel besser. Sie waren aus grauem Beton mit gelben Linien in der Mitte, und beim Darüberrollen machten sie leise Ba-bam. Alle diese Straßen waren glatt und sahen aus wie neu. Die meisten kanadischen Highways bestanden aus schwarzem Asphalt mit weißen Linien und hatten jede Menge Unebenheiten und Flickstellen. Auf den amerikanischen Straßen hatte man ein ganz anderes Fahrgefühl.
    Wir hatten von der Route 66 gehört und fuhren südlich von Chicago darauf. Wir brachen eine Unze an, drehten uns ein paar Joints und rauchten sie. Dann fuhren wir einfach nur. Und dann waren wir plötzlich in Texas und wurden von einem Polizisten angehalten. Oh Scheiße. Er fragte uns nach unseren

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