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Ein Hippie-Traum

Ein Hippie-Traum

Titel: Ein Hippie-Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Young
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Wir hatten keine Angst. Wir waren fasziniert von Hollywood, dem ganzen Ort.
    Tagsüber hielten wir Ausschau nach Stephen Stills; ich wusste, dass er auch da unten sein musste. Richie hatte mir erzählt, dass Stephen in LA ist und eine Band will. Das genügte mir schon. Ich kannte Stephen aus Fort William, vierhundert Meilen südöstlich von Winnipeg, wo ich ihn im Fourth Dimension Club in einer Band namens die Company zum ersten Mal gehört hatte. Wir hatten damals gesagt, wir wollen mehr zusammen spielen.
    Mit Bruce ging ich ins Trip, einen coolen Club auf dem Sunset Strip, in dem die Byrds spielten. Wir fragten dort herum, aber keiner kannte Stills. Dann gingen wir in einen anderen Laden, das Huff’s auf dem Sunset. Es war ein Hippie-Treff. Ich hatte noch nie im Leben so viele Hippies gesehen! Wo hatten die bloß alle diese coolen Klamotten her? Und wo kamen diese ganzen Mädchen her?Sie sahen so gut und so unerreichbar aus. Sie trugen Batikkleider und -T-Shirts, farbenfroh und wunderschön. Obwohl ich mir vorkam wie von einem anderen Stern, fand ich es großartig. Wir hielten uns über Wasser, indem wir Hippies zwischen dem Huff’s und dem Canter’s, einem weiteren coolen Stammlokal unten auf dem Fairfax, hin- und herchauffierten. Wir nahmen ungefähr fünfzig Cent pro Fahrt. (Diese Hippies waren meist reich.) Die Mädchen waren wirklich der Hammer, so was hatte ich noch nicht gesehen. Ich erstarrte geradezu vor Ehrfurcht!
    Eines Tages ging ich mit Bruce den Sunset entlang zu einem Hotel, dem Colonial West, wo wir regelmäßig Leute abholten oder hinbrachten, und da fanden wir auf dem Gehweg einen Joint. Natürlich rauchten wir ihn sofort und wurden so high, dass wir förmlich abhoben. Was zum Teufel war das bloß für ein Pot? Es hatte einen richtig stechenden Geruch. Wir gingen also auf dieses Hotel zu. Manchen Orten merkt man einfach an, dass dort eine Menge Drogen konsumiert werden, harte Drogen. Sie sind von einer ganz besonderen Aura umgeben. Ich spürte die dunkle Saat (diesen Ausdruck habe ich von Henry geklaut, dem zwölfjährigen Sohn von Stephen und Kristin Stills, der damit einmal einen Disney-Film beschrieben hat). Durch eine Häuserlücke auf dem Strip gelangte man auf einen Parkplatz, der von drei Stockwerken mit Zimmern umgeben war; es war also ziemlich abgeschottet von allem anderen, wie eine Art Festung. Musiker lebten dort Tür an Tür mit Drogendealern, Schauspielern und reichen Hippies, nehme ich an. Es war eine Szene, das merkte man sofort. Bruce und ich hatten noch nie etwas in der Art gesehen. Es war uns völlig neu.
    Stills war nirgends zu finden. Wir hakten LA ab und beschlossen, Richtung Norden nach San Francisco zu fahren, wo die Flower-Power mit Jefferson Airplane und Big Brother and the Holding Company in voller Blüte stand. Im Golden Gate Park fanden Human Be-Ins statt. Überall Hippies. Wir waren unterwegs nach Mekka! Die große Pilgerfahrt begann!
    Auf dem Sunset gerieten wir in einen Stau. Uns dämmerte, dassunser Geld vielleicht gar nicht bis San Francisco reichen würde, und wir waren gerade dabei, uns was zu überlegen, als plötzlich jemand rief: »Hey, Neil!!! Bist du das?«
    Ich drehte mich um und sah zum Fahrerfenster hinaus. Es war Stills! Wir stiegen aus und umarmten uns, mitten im Verkehr auf dem Sunset Boulevard. Das war ein Gehupe! Es kam uns vor, als würden alle feiern! Irgendetwas geschah da gerade, aber wir wussten nicht, was. Es waren Buffalo Springfield, Mann!
    S tills und Richie Furay wohnten bei Barry Friedman auf der Fountain Avenue. Barry kam aus dem Zirkus- und Entertainment-Business, ein kluges Köpfchen mit einem großartigen Gespür für Musik. Er war der Manager von Stills und Furay, so lernte ich ihn kennen. Stills hatte Richie überzeugt, von New York nach LA zu kommen, er gründe dort eine Band. Als Richie dann da war, erklärte ihm Stephen, die Band bestehe jetzt aus ihnen beiden, Stephen und Richie!
    Richie war von Natur aus ein Stimmtalent. Sie hatten zusammen an Gesangspassagen gearbeitet, und sie waren wirklich großartig. Sie sangen zusammen wie zwei Nachtigallen, unter anderem »Nowadays Clancy Can’t Even Sing« (das ich Richie 1965 in New York vorgesungen hatte, als ich dort ein Demotape aufnahm), und das machten sie wirklich toll. Ich kam dazu, spielte ein bisschen Gitarre und fügte hier und da eine hohe Stimme hinzu. Das klang echt vielversprechend. Jetzt brauchten wir noch einen Schlagzeuger, und Barry setzte sich mit den Dillards in

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