Ein Hippie-Traum
Ausrichtung der Umstände sind. Das heißt, davon, wer man zu einem bestimmten Zeitpunkt ist und wie man sich fühlt.
Ich habe eine Menge Songs geschrieben. Ein paar davon sind Schrott. Einige sind brillant und manche ganz okay. So weit die Meinungen anderer. Für mich sind es alles meine Kinder. Geboren, aufgezogen und dann in die Welt entlassen, wo sie allein zurechtkommen müssen. Und die Welt ist nicht immer nett zu einem, wenn man ein Song ist. Man liegt vielleicht auf einer Kassette im Müll oder ist auf einer CD , die jemand aussortiert hat, oder vielleicht sogar in der Grabbelkiste. Vielleicht ist man ein vergessener Song auf einer Vinylplatte, die auf der Müllkippe vor sich hingammelt oder im günstigeren Fall im Regal eines unabhängigen Plattenladens steht. Wenn man so richtig Pech hat, muss man sein Dasein als MP 3-Datei mit nicht mal fünf Prozent seines ursprünglichen Klangs fristen. Wie auch immer, zunächst muss einen irgendjemand erschaffen haben, und das ist jetzt unser Thema.
Seit ich im Januar 2011 aufgehört habe, Gras zu rauchen, habeich keinen einzigen Song mehr geschrieben, wir befinden uns also mitten in einem großen chemischen Experiment.
Wenn ich einen Song schreibe, steht am Anfang immer ein Gefühl. Ich höre irgendetwas in meinem Kopf oder spüre es im Herzen. Dann kann es passieren, dass ich mir einfach die Gitarre greife und blind drauflosspiele. So fängt es mit vielen Songs an. Wenn man es so macht, denkt man nicht nach. Denken ist Gift, wenn man einen Song schreiben will. Man fängt einfach an zu spielen, und es kommt einem irgendwas Neues. Woher es kommt? Wen kümmert das? Behalt es einfach und geh mit. So mache ich es. Ich bewerte es nicht. Ich glaube es einfach. Ich bekomme es als Geschenk, wenn ich mein Instrument zur Hand nehme, und durch das Spielen kommt es aus mir heraus. Die Akkorde und die Melodie sind plötzlich einfach da. Das ist nicht der Zeitpunkt, um Fragen zu stellen oder irgendwas zu analysieren. Jetzt kommt es darauf an, den Song kennenzulernen, ihn nicht zu verändern, bevor man ihn überhaupt kennt. Er ist wie ein wildes Tier, etwas Lebendiges. Man muss aufpassen, dass man ihn nicht verscheucht. Das ist meine Methode, oder zumindest eine davon.
Gerade ging mir durch den Kopf, dass ich mich im Moment sehr unter Druck setze, um einen Song zu schreiben. Das funktioniert nie. Songs sind wie Kaninchen und kommen aus ihren Löchern, wenn man gerade nicht hinsieht, aber wenn man dasteht und wartet, vergraben sie sich einfach und tauchen an einer ganz anderen Stelle auf, wo man sie nicht sieht. Wie es aussieht, stehe ich also gerade auf einem Song-Loch. So wird das nie was. Je mehr wir darüber reden, desto schlimmer wird es. Themenwechsel.
D ie Black Queen ist ein 1947er Buick Roadmaster Sedanette mit Fließheck. Ein Freund von mir hatte sie irgendwann einmal auf einem Kirchenparkplatz in Idaho entdeckt und für 650 Dollar gekauft. Das war ein super Geschäft. Während der Aufnahmenfür Tonight’s the Night bin ich ausschließlich diesen Wagen gefahren. Er ist eine Augenweide. Im Moment steht er nicht in Feelgood’s, weil gerade etwas am Getriebe repariert wird. Tonight’s the Night dreht sich um die tragischen Tode von Bruce Berry und Danny Whitten. Bei beiden waren Drogen im Spiel. In den frühen Siebzigern gab es eine ganze Serie solcher Ereignisse, aber mir war nicht daran gelegen, direkt darauf einzugehen. Ich wollte nicht ins Detail gehen. Aber es waren meine Freunde. Eigentlich dreht sich Tonight’s the Night um die Nachwirkungen dieser Todesfälle. Es ist eine Art Totenwache.
Jedenfalls fanden die Sessions zu Tonight’s the Night, von David Briggs mit dem Green Board aufgenommen, bei SIR statt, Studio Instrument Rentals. Jan Berry von den Surflegenden Jan & Dean war einer der Eigentümer von SIR und der ältere Bruder von Bruce, einem unserer CSNY -Roadies. Es lag deshalb besonders nahe, bei diesen Sessions Jans kleinen Bruders zu gedenken, Bruce Berry. Das Album war getragen vom Geist Danny Whittens, dem ursprünglichen Crazy-Horse-Gitarristen und -Sänger, und dem von Bruce. Die Songs waren alle ziemlich traurig. Sowohl Bruce als auch Danny waren an einer Überdosis Heroin gestorben.
Die LP wurde im Dokumentationsverfahren aufgenommen, wenn man so will, unter vollem Einfluss von Jose-Cuervo-Tequila. Wir fingen mit dem Aufnehmen erst um Mitternacht an, wenn wir schon so voll waren, dass wir kaum noch gehen konnten. Eines Abends stieß Joni
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