Ein Hippie-Traum
Mitchell zu uns und sang die gewagteste und schärfste Version von »Raised on Robbery« aller Zeiten. Joni lässt sie mich immer noch nicht veröffentlichen. Ich habe keine Ahnung, was zum Teufel sie sich dachte, als sie zu uns kam und diesen Song sang. Er ist verdammt geil. Was war das bloß für eine Nummer? Der Song war funkiger als alles, was sie je aufgenommen hat. Eine echte Perle!
In Black Queen fuhr ich jeden Abend zu SIR und wieder zurück. Das Album war kühn und realitätsbezogen. Aufnahmetechnisch war es Kraut und Rüben, obwohl es dank David Briggs’ fähigerProduktion einfach fantastisch klingt, wenn man es laut hört. Die ursprünglichen Rohbänder wurden nie so abgemischt, dass wir damit zufrieden waren, und das Album wurde über ein Jahr lang zurückgehalten und erst veröffentlicht, als wir schon ein oder zwei weitere fertig hatten. Zeke Young hat mit den rohen Masters auf seinem Spielzeug-Tonbandgerät immer das Einfädeln, Auf- und Umspulen geübt, für später einmal, wenn er ein großer Aufnahmetechniker werden würde.
Das Album hat einen denkwürdigen Produktionszyklus durchlaufen, den es in meiner Geschichte so kein zweites Mal gab, und von David Briggs bis hin zu meinem dreijährigen Sohn Zeke hatten alle ihre Finger im Spiel. Die Roh-Masters wurden schließlich für die Veröffentlichung verwendet.
Homegrown war aufgenommen und On the Beach bereits veröffentlicht, als Ben Keith und ich eines Tages um Mitternacht im sogenannten Belushi Bungalow des Chateau Marmont Hotel in Hollywood mit Rick Danko von The Band und ein paar anderen Musikern zusammensaßen. Wir spielten ihnen die Bänder vor, und nachdem Rick Homegrown und Tonight’s the Night gehört hatte, sagte er: » DAS müsst ihr rausbringen! Was zum Teufel ist das?« Also veröffentlichten wir es. Rick Danko holte es aus der Versenkung. Homegrown, das ich für ein großartiges Album halte, ist bis heute unveröffentlicht. (Aber es kommt, die Vorbereitungen laufen.)
Als ich Tonight’s the Night bei Reprise Mo Ostin und Lenny Waronker vorspielte, wie ich es immer tat, wenn ich eine neue Platte ablieferte, fragte mich Mo: »Neil, willst du das wirklich veröffentlichen? Es ist echtes Rohmaterial, das könnte gar nicht gut ankommen.« Ich sagte Ja. Er verstand warum, deshalb ist er neben Ahmet Ertegün und Clive Davis einer der besten Plattenmenschen aller Zeiten. Dann setzten wir uns in Black Queen und fuhren zurück auf die Ranch, mindestens ein Jahr nach der ursprünglichen Aufnahme von Tonight’s the Night. Der Wagen war bei jedem Ereignis rund um diese Platte dabei. Nach diesen Sessions fuhren wir in Black Queen zum Sunset Marquis auf der Alta Loma Road inHollywood und torkelten um drei oder vier Uhr morgens bis zum Eichstrich voll Tequila im Zickzack über den Santa Monica Boulevard, und wir leben noch. Es gibt also einen Gott.
Die Black Queen beim Aufbruch vom Parkhaus des Sunset Marquis Hotel zum Live-Debüt des Albums Tonight’s the Night im Roxy in West Hollywood, 1973.
A ls ich damals nach Topanga kam, hatte ich keinen kalifornischen Führerschein, denn ich war illegal im Land. Ich hatte keine Sozialversicherungsnummer. Ich war kurz zuvor nach Santa Ana gefahren und hatte dort den 1951er Willys Jeepster gekauft, von dem ich schon erzählt habe.
An einem schönen Sommertag machte ich mit Briggs auf dem Mulholland Drive eine Spritztour durch die Berge und wir rauchten dabei einen Joint. Es war ein herrlicher sonniger Tag, wir fuhren mit offenem Verdeck und hatten Spaß. Kalifornien ist wirklich schön, falls ihr noch nie da wart. Auf jeden Fall eine Reise wert. Jedenfalls fuhren wir so, Briggs, Danny Tucker (ein anderer guter Freund aus Topanga) und ich, als uns plötzlich ein Polizist entgegenkam. Er wendete und hängte sich an uns dran. Briggs griff in die Hosentasche und reichte mir seinen Führerschein rüber.
Der Polizist hielt uns an und fragte mich nach meinem Führerschein, dann sah er ihn sich an, sah mich an und sagte: »Ich muss Sie verwarnen, Ihre Bremslichter funktionieren nicht. Lassen Sie das reparieren.«
»Danke, Officer«, erwiderte ich, so gelassen ich konnte.
Ich hatte die Hosen voll bis obenhin. Später gab es dann mal irgendeine Sache, die ich versaut habe, und Briggs stand dumm da. Keine Ahnung, was es war und wie wir letztlich wieder aus dem Schlamassel rausgekommen sind, aber ich weiß noch, dass Briggs zu mir sagte, ich müsse die Lichter reparieren lassen, damit die Bullen am Ende nicht
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