Ein Hippie-Traum
hinter ihm her sind … Das war jedenfalls auch wieder so eine Briggs-Story, davon gibt es Tausende. Was ich sagen will, Briggs und ich waren Brüder. Er sah diesen Bullen kommen und gab mir wortlos sein Portemonnaie. Er war mein besterFreund. Das kann mir keiner mehr nehmen. Ich versuche es ihm immer auf jede mögliche Art und Weise zu danken. Als er Jahre später starb, tat ich seinem Wunsch entsprechend exakt das, worum er mich zuvor gebeten hatte; einige persönliche Dinge, von denen ich weiß, er würde sie hier nicht lesen wollen. Es ging um seine Einstellung bestimmten Leuten gegenüber und darum, wie man seiner Meinung nach mit ihnen umgehen sollte.
W ie gesagt, ich hatte lange Zeit keinen kalifornischen Führerschein. Ich konnte ihn nicht machen. Das war illegal. Ich brauchte eine Green Card. Ohne Green Card konnte ich nicht einmal das Land verlassen, denn dann hätte ich schwarz wieder einreisen müssen. Wisst ihr noch? Die Geschichte mit den besseren Straßen in den Vereinigten Staaten?
Gott sei Dank rettete mich der Kapitalismus, und ich konnte mir eine Green Card kaufen. Eine echte Green Card! Mithilfe meines Anwalts! Ich habe lange gebraucht, um in New York den richtigen Anwalt mit Verbindungen zum Immigration and Naturalization Service zu finden, aber Ende der Sechziger hatte ich dann endlich eine echte Green Card! Amerika ist großartig, und Kapitalismus rockt! Die meisten wissen gar nicht, wie schwer es ist, an so eine Karte ranzukommen. Ein Amerikaner könnte meinen Job genauso gut machen. Es gibt genug Gitarristen. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie der Anwalt es angestellt hat, aber sie kostete fünftausend Dollar. Ich weiß nicht, ob das sein Honorar war oder ob er es umsonst gemacht hat und jemand anders bekam die Kohle. Aber das war der Kapitalismus, wie er leibt und lebt, das kann ich euch sagen. Ich kann gar nicht beschreiben, was für ein gutes Gefühl das war, in den USA frei zu sein, ohne dauernde Sorge vor einer Ausweisung.
Als ich meinen ersten kalifornischen Führerschein in den Händen hielt, fühlte ich mich so frei, dass ich geradezu schwebte. Nicht mehr andauernd nach den Bullen Ausschau halten, nicht mehrandauernd diese Angst im Nacken, angehalten, festgenommen und ausgewiesen zu werden. Ich war echt paranoid, bevor ich meinen Führerschein hatte. Zwei oder drei Jahre lang dauernd dieser Blick über die Schulter. FREEDOM ROCKS ! Hey, ist das ein Song oder ist das ein Song? Vielleicht ist das jetzt der Moment des Durchbruchs …
22. Kapitel
22. Kapitel
Ein Wort zu Ronald Reagan
J etzt mal ein, zwei Dinge zu Ronald Reagan, Ex-Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Ich weiß nicht, was ihr von ihm haltet, und darum geht es mir auch eigentlich nicht. Worum es mir geht: Manche Leute machen sich ein Bild von jemandem und betrachten denjenigen dann nur noch von einer Seite.
Mitte der Achtziger saß ich bei einem Konzert in New Orleans backstage in meinem Bus und nahm das auf, woraus schließlich A Treasure wurde. Für diese Musik wurde ich dann von meiner neuen Plattenfirma verklagt, weil sie als »für Neil Young uncharakteristisch« eingestuft wurde. Meine neue Plattenfirma wurde von Leuten geführt, die gern ihren Willen durchsetzen. Erfolg bemaß sich in Zahlen. Trans, meine erste Platte bei ihnen, war etwas anders, als sie erwartet hatten. Der Inhaber der Plattenfirma, David Geffen, hatte sich zuerst die in meinen Augen fertige Platte Island in the Sun angehört und mir gesagt, ich solle noch was dran machen. Weil ich es mir nicht gleich mit ihm verderben wollte, fügte ich mit Vocoder-Stimmen (elektronisch verzerrten Stimmen) eine weitere Dimension hinzu, und aus der Platte wurde Trans.
Für mich wäre es logisch gewesen, wenn daraus meine zweite Platte bei ihnen geworden wäre, aber die erste, die ich ihnen abgeliefert hatte, lehnten sie ab, dabei war sie verdammt gut. Ich wusste, dass sie großartig war, aber wenn sie mir nicht gefallen hätte, hätteich sie ja auch nicht veröffentlichen wollen. Ich war Mo Ostin gewohnt, der etwas von Kunst verstand. Den Leuten bei meiner neuen Plattenfirma sollte ich einen großen Hit wie Harvest liefern, und sie fühlten sich übers Ohr gehauen, weil ich mich nicht wiederholt habe und sie nicht toll dastehen ließ. Ich war nie der Ansicht, dass es meine Aufgabe sei, die Plattenfirma gut dastehen zu lassen. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Die Plattenfirma muss erkennen, ob etwas ein künstlerisches Statement oder kommerziell
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