Ein Hippie-Traum
genug ist, um ein Hit zu werden, und sowohl das eine als auch das andere so präsentieren, dass der größtmögliche Umsatz erzielt wird.
Nicht jede meiner Platten ist darauf ausgelegt, ein Hit zu werden. Manche sind Äußerungen im Laufe eines Künstlerlebens. Bei Geffen wollten sie unbedingt ihren Hit und versuchten, mir vorzuschreiben, was ich tun soll. Sie sagten, sie wollen Rock ’n’ Roll, also lieferte ich ihnen Everybody’s Rockin’ von Neil and the Shocking Pinks! Dann versuchten sie, meine Sessions zu streichen und meinen kreativen Flow zu unterbrechen, um mir zu zeigen, wo der Hammer hängt. Weil sie ihren Kopf nicht durchsetzen konnten, wussten sie vor Ärger offenbar nicht weiter und beschlossen, dass ich absichtlich Platten mache, mit denen sie wie Loser dastehen. Dann verklagten sie mich, weil ich »für Neil Young uncharakteristische« Platten aufnehmen würde.
Dadurch stand ich natürlich wie ein Held da.
Das war jedenfalls das Klima, in dem ein paar Reporter von der Associated Press zu meinem Bus kamen, um mich zu interviewen. Ich habe auf dieser Tournee ziemlich viele Interviews gegeben. Dieses hier hatte Elliot angesetzt. Es waren angeblich nette Typen. Sie kamen zu mir in den Bus und begannen sofort mit abfälligen Bemerkungen über Reagan. Sie waren überheblich; ich merkte, dass sie glaubten, sie hätten mich total durchschaut. Ich war dieser Hippie, der »Ohio« und »Southern Man« geschrieben hatte und in dieser Band CSNY sang. Je mehr sie sich anbiederten, desto unsympathischer wurden sie mir. Ich fragte sie, ob sie Reagan je begegnet seien. Waren sie nicht. Ich ja auch nicht, sagte ich. Aber es sei nichtmeine Art, jemanden nur einseitig zu betrachten, ein Mensch habe viele Facetten, und Reagan habe einige Dinge gesagt, die ihn mir sympathisch machten. Reagan hatte gesagt, dass die Völkergemeinschaften zusammenkommen und sich auf Arten und Weisen selbst helfen müssen, die mir vernünftig erschienen, und ich sagte den Reportern, ich hielte Reagan nicht für den Schurken, den viele aus ihm machen wollten. Nur weil man nicht alles gut findet, was jemand sagt, ist derjenige ja noch kein schlechter Mensch. Die meisten Menschen haben irgendetwas Gutes an sich.
Ich sagte außerdem, dass dieser Mann ja der Präsident sei, irgendjemand müsse ihn also okay finden. Es seien ja nicht alle gegen ihn.
Ich merkte genau, dass sie mir nicht zustimmten. Reagan war für sie einfach ein Arschloch, Punkt. Daraufhin schrieben sie eine Story, in der ich wie der große Reagan-Unterstützer rüberkam, und ich wurde überall darauf angesprochen. Ein Kollege, den ich respektiere, nannte mich einen Hanswurst und meinte, ich wüsste nicht, wovon ich spreche, und redete sich in Rage über Guatemala.
Seit der Begegnung mit diesen zwei AP -Trotteln versuche ich, ihre Worte zurechtzurücken. Oder das, was sie als meine Worte verkauft haben. Im Endeffekt hasse ich also Interviews, obwohl ich ab und zu noch welche gebe. Die Leute sollen wissen, was ich vorhabe, wenn das meiner Musik irgendwie zugutekommt und sich dadurch herumspricht, dass es eine neue Aufnahme gibt. Manchmal ist es der einzige Weg, um das zu verbreiten. In den Achtzigern war das definitiv so, aber heute wohl nicht mehr, glaube ich. Heute hat man es besser, denn es gibt Mittel und Wege, um Informationen an den Mann zu bringen, und wenn man es geschickt anstellt, braucht man sich nicht mehr in einem Bus mit zwei Idioten abzugeben. Mehr habe ich über Ronald Reagan nicht zu sagen.
Danny Whitten, Gitarrist/Sänger der ursprünglichen Crazy Horse, hinter der Bühne in der Electric Factory in Philadelphia, wo ich im Februar 1970 mit Crazy Horse auftrat.
23. Kapitel
23. Kapitel
D anny and the Memories hieß die Band, aus der Crazy Horse hervorging. Danny Whitten, Ralphie, Billy und jemand namens Ben Rocco waren eine reine A-cappella-Gruppe. Als ich mir neulich ihr altes Video von »Land of a Thousand Dances« noch mal auf YouTube ansah, wurde mir klar: Das war wirklich das Allergrößte. Ich habe es mir ungefähr zwanzig Mal hintereinander angesehen. Obwohl Danny schon in diesen frühen Tagen ein erstaunlicher Typ war und später die Horses zusammenhielt, erkannte ich erst beim erneuten Ansehen dieser Aufnahme, wie einzigartig er war! Diese Bewegungen! Was für ein unglaublicher Tänzer. Er zeigte bei dieser Aufführung eine geradezu erhabene Präsenz! Er ist tot, und das lässt sich nicht ändern. Wir werden nie erfahren, was er noch alles
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