Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
großzuziehen?«
»Ich habe keine Wahl.« Ihre Unterlippe begann verdächtig zu zittern.
Dan nickte. Er wollte nicht, dass sie sich noch mehr Sorgen machte. Estella war schwanger und offensichtlich allein, aus welchem Grund auch immer. Dan verstand allerdings nicht, wie ein Mann so dumm sein konnte, eine so attraktive und intelligente Frau wie Estella gehen zu lassen, besonders, wenn sie sein Kind unter dem Herzen trug. Doch es gab Dinge, die nicht zu verstehen waren.
»Jetzt, wo ich es weiß, möchte ich, dass Sie regelmäßig zur Untersuchung kommen, Estella. Und wenn Sie befürchten, Ihre Schwangerschaft könnte bekannt werden – ich spreche mit niemandem außer mit meinen Angestellten über meine Patienten, und im Moment habe ich nur Kylie.«
Estella nickte. »Um ehrlich zu sein, hatte ich kein großes Vertrauen zu Ihnen, nachdem ich Sie betrunken im Hotel gesehen hatte.«
Dan starrte sie einen Augenblick verblüfft an, bevor er sich zum Fenster wandte. »Nun, das habe ich wohl nicht anders verdient«, sagte er leise. Dann zog er einen der Vorhänge zur Seite, sodass der Blick auf einen fantastischen malvenfarbenen Himmel frei wurde, der mit einem Hauch von Rot untermalt war. Die Sonne ging gerade als leuchtender Feuerball am östlichen Horizont auf. Es war die kühlste Zeit des Tages, in der auch die Tiere am aktivsten waren. Dan sah Kängurus und Emus, und auf den roten Hügeln in der Ferne entdeckte er zwei Kamele. Das war nichts Ungewöhnliches, denn wilde Kamele hatten sich im Outback stark vermehrt, nachdem sie von ihren afghanischen Besitzern freigelassen worden oder fortgelaufen waren. Man war jetzt nicht mehr so auf diese Tiere angewiesen wie in den frühen Tagen der Pioniere.
»Warum trinken Sie, Dan?«, fragte Estella unvermittelt.
Der Arzt schwieg eine Weile. Schließlich sagte er: »Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten.«
»Leicht oder nicht, es muss doch einen Grund dafür geben. Wir alle erleiden im Lauf der Zeit Verluste, müssen Schmerz, Kummer und Trauer ertragen ...« Dan hörte das leise Zittern in ihrer Stimme. »Aber der Alkohol ist keine Lösung.«
»Sie haben leicht reden«, murmelte Dan, während er zur Tür ging.
»Nein, so einfach ist das nicht! Mein Leben ist erst vor kurzer Zeit vollkommen auf den Kopf gestellt worden, und es schmerzt noch immer. Auch für mich wäre es am leichtesten, mich einfach gehen zu lassen, aber das werde ich nicht tun!«
»Dann kann ich Sie nur um Ihre Stärke beneiden, Estella. Aber Sie haben auch jemanden, für den es sich lohnt, weiterzumachen. Das kleine Wesen, das in Ihnen heranwächst.«
»Und Sie haben Ihre Patienten.«
Dan gab keine Antwort. Er hätte es sich niemals verziehen, wäre Estellas Baby etwas geschehen. Obwohl er nicht viel hatte tun können, hätte er sich schreckliche Vorwürfe gemacht.
»Die Menschen kommen hierher, damit Sie Ihnen helfen, Dan. Finden Sie nicht, dass Sie es ihnen schuldig sind, nüchtern zu sein?«
Dan stand an der Tür. Er hielt den Kopf gesenkt. Ja, dachte er. Und ich leide jeden Tag unter meiner Schwäche und schäme mich dafür. Aber das ist nichts gegen die Schuld, die mich zum Trinken treibt.
Ohne ein weiteres Wort verschwand er aus dem Zimmer und ließ eine enttäuschte und verwirrte Estella zurück.
»Warum liegen Sie nicht im Bett, Missus?«, fragte Kylie. Sie hatte nur vier Stunden geschlafen, weil sie sich Sorgen um Estella machte.
»Ich muss mit Stargazer weiterarbeiten.«
»Ist Dr. Dan damit einverstanden?«
»Die Wehen haben aufgehört, und er hat mir Ratschläge fürdie Zeit bis zur Geburt erteilt. Mehr kann er nicht tun.« Estella zögerte einen Moment, bevor sie fortfuhr: »Ich möchte immer noch nicht, dass jemand von meiner Schwangerschaft erfährt, Kylie. Ich weiß, dass ich es nicht mehr lange verbergen kann, aber bis die Spekulationen über den Vater meines Babys anfangen, muss ich die Besitzer der stations dazu bringen, dass sie mir vertrauen.«
Kylie verstand sehr gut, dass Estella jetzt keine unnötigen Probleme gebrauchen konnte. »Wir werden keinem etwas sagen, Missus.«
»Vielen Dank, Kylie ... vor allem dafür, dass Sie mir geholfen haben. Wenn Sie nicht gewesen wären ...«
»Ich bin froh, dass das Mittel bei Ihnen gewirkt hat, Missus.« Jetzt verstand Kylie auch, warum Estella so nervös gewesen war. Vorher hatte wenig auf eine Schwangerschaft hingedeutet. Estella war sehr schlank, sie lebte allein und hatte nie von einem Ehemann gesprochen, auch wenn sie
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