Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
gehört.«
Estella verdrehte die Augen. »Das hätte ich mir denken können.«
»Es war die Hündin von Wally und Conny, nicht wahr?«
»Ja. Die Arme hat dreizehn Welpen geworfen. Nach den ersten sechs war sie so erschöpft, dass es nicht weiterging, und Conny kam zu mir und hat mich um Hilfe gebeten. Sie war zu Recht besorgt. Ich musste einen Kaiserschnitt vornehmen, sonst hätte die Hündin nicht überlebt.« Estella hatte Wally gebeten, das Tier in ihre Praxis zu bringen, wo sie recht nervös ihre erste Operation durchgeführt hatte. Zum Glück war alles gut gegangen.
»Ich weiß nicht, was Wally und Conny mit all diesen Hunden anfangen wollen. Es wird sicher schwierig, für alle ein Heim zu finden.«
»Machen Sie sich darüber mal keine Gedanken. Sheeba ist jetzt nur noch ein Haustier, aber früher war sie die beste Hütehündin. Sie ist eine reinrassige Kelpie, und ihre Welpen werden sicher hervorragende Rinderhunde. Wags dürfte keine Probleme haben, sie mit einem netten kleinen Gewinn an die Besitzer der stations zu verkaufen.«
Plötzlich fühlte Estella sich nicht mehr so unbehaglich bei dem Gedanken an das Geld, das Conny ihr aufgedrängt hatte. Sie hatte vor allem deshalb gezögert, es anzunehmen, weil allein die Aufzucht der Jungen ein kleines Vermögen verschlingen würde.
»Alle reden über Stargazer«, wechselte Dan das Thema, als er vor der Hintertür stand und den Hengst auf der Koppel betrachtete.
Estella seufzte. »Ich weiß. Wenn er dieses Rennen nicht gewinnt, werden die Leute mich wahrscheinlich davonjagen.«
Dan lachte auf. »Es tut ihnen jedenfalls gut, mal über etwas anderes nachzudenken als über die Dürre!«
Daran hatte Estella noch gar nicht gedacht. Bisher hatte siedas allgemeine Interesse an dem Pferd eher mit gemischten Gefühlen betrachtet. Fast alle Einwohner der Stadt zogen jeden Morgen hinaus, um Marty beim Training mit Stargazer zuzusehen, und die meisten Zuschauer waren mit Stoppuhren und Notizblocks bewaffnet.
Doch das Interesse beschränkte sich nicht nur auf die Einwohner von Kangaroo Crossing. Charlie hatte ihr erzählt, dass die Funkverbindungen überlastet seien, weil die Neuigkeit von Stargazers Rückkehr auf die Rennstrecke sich über hunderte von Meilen verbreitet hatte. Hilfsarbeiter, Scherer und Viehtreiber, ja ganze Familien unternahmen weite Reisen, nur um den Hengst zu sehen. Der Radiosender von Victoria hatte Charlie angerufen, um mehr über Stargazer zu erfahren. Estella empfand das Ganze langsam als Bürde. Sie freute sich darauf, wenn alles vorüber war, zumal ihre innere Anspannung von Tag zu Tag wuchs.
»Sie sehen müde aus, Dan«, stellte sie fest. »Haben Sie viel Arbeit?«
»Ja. Letzte Woche habe ich viele Patienten behandelt.« Er brauchte nicht hinzuzufügen, dass es in der Hauptsache Aborigines gewesen waren, weil mehr als neunzig Prozent der Patienten im Krankenhaus den durchziehenden Clans angehörten.
»Gibt es Krankheiten, unter denen die Aborigines besonders leiden?«
Dan nickte. »Das Trachom, ein Hornhautgeschwür als besondere Form der Bindehautentzündung, tritt sehr häufig auf, und sie leiden oft unter Magen-Darm-Störungen, weil sie saures Obst oder verdorbenes Fleisch essen. Karies ist relativ selten, aber das Kauen von zähen und harten Lebensmitteln nutzt die Zähne in jungen Jahren ab. Weitere verbreitete Krankheiten sind Diabetes, Herzprobleme, Mittelohrentzündungen und Syphilis. Außerdem hatte ich diese Woche wieder fünf Patienten mit Verbrennungen. Sie schlafen nachts nahe am Feuer und rollen in die Glut, oder sie ziehen sich die Verletzungendurch einen Scheit oder Funkenflug zu. Häufig leiden sie auch unter Kopfschmerzen. Meist liegt es an zu viel Sonne oder bestimmten Nahrungsmitteln, doch ich muss zugeben, dass auch der Alkohol oft eine Rolle spielt.«
»Ich mache mir jedes Mal Sorgen um Mai, wenn sie trinkt, obwohl es in letzter Zeit seltener der Fall ist. Abends gehen wir meist zusammen im Busch spazieren. So ist sie beschäftigt, und sie bringt mir viel über Pflanzen und deren medizinische Wirkung bei. Ich finde das alles faszinierend!«
»Die Aborigines haben gegen fast jede Krankheit ihr eigenes Mittel. Sie kommen oft ins Krankenhaus, fangen eine Behandlung an und gehen dann walkabout, bevor sie beendet ist.«
»Und dann kurieren sie sich mit ihrer eigenen Medizin?«
»Manchmal. Oft kommen sie aber auch wieder zu mir, wenn die Wunden sich entzündet haben, und dann fangen wir von vorn an.«
»Das muss
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