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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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sehr ernüchternd sein. Mir ist aufgefallen, dass den Aborigines viele abgemagerte Hunde folgen, und manche sehen nicht sehr gesund aus. Einige sind voller Wunden, wahrscheinlich von Kämpfen mit Artgenossen um Futter, und alle haben Flöhe. Ich habe versucht, den Leuten beizubringen, dass diese Tiere bessere Pflege brauchen, aber die Aborigines wollen einfach nicht auf mich hören.«
    »Diese Hunde, von denen Sie sprechen, müssen von dem leben, was sie um die Lagerfeuer herum finden, deshalb sind sie so mager. Aber ärgern Sie sich nicht, dass die Aborigines Sie ignorieren, Estella. So sind sie nun mal.«

    Als der Tag der Picknick-Rennen näher rückte, wuchs das allgemeine Interesse an Stargazer weiter. An den Abenden, wenn Estella aus dem Haus kam, sah sie Marty mit anderen Männern am Zaun der Koppel stehen und hörte, wie sie sich über die Form des Hengstes unterhielten. Sie freute sich, Marty so aufgeregt zu sehen, und auch Stargazer schien das Interesseregelrecht zu genießen, seit er wieder an die Gesellschaft von Menschen gewöhnt war. Doch je näher der Tag der Rennen rückte, desto unsicherer wurde Estella, was Stargazers Chancen betraf. Es war leicht, sich einzureden, dass er siegen konnte, doch in Wirklichkeit war alles offen.
    Um ruhiger zu werden, unternahm Estella lange Spaziergänge mit Mai und Binnie, meist gefolgt von papa-mumoo, dem Dingo. Sie glaubte nach wie vor nicht daran, dass der Dingo irgendeinen Geist oder Teufel in sich trug, doch Mai musste von allein zu dieser Einsicht kommen. Von Charlie wusste Estella, dass die Aborigines glaubten, schwere Krankheiten oder Tod würden durch Zauberei verursacht. Sogar leichte Infektionen und Unfälle – zum Beispiel der Sturz von einem Baum – wurden oft darauf zurückgeführt, dass jemand dem Betreffenden Böses wünschte.
    »Dann rufen sie den kadaicha, den Medizinmann, um den Schuldigen zu entlarven«, hatte Charlie einmal erklärt. »Die Aborigines glauben, dass er ein weiser Mann mit großen Zauberkräften ist.«
    »Kommt dieser Medizinmann ab und zu in die Stadt?«, wollte Estella eines Abends von ihrem Onkel wissen. Sie hätte diesen geheimnisvollen Mann, von dem die Aborigines eine so hohe Meinung hatten, gern kennen gelernt.
    »Nur bei wichtigen Ereignissen. Er lebt sehr zurückgezogen bei seinem Volk und hält sich von uns Weißen fern. Aber er ist die oberste Autorität für alles Spirituelle. Nur ein kadaicha kann die Ursache für den Tod oder die Krankheit eines Clanmitglieds feststellen, und nur er darf heilige Riten vollziehen, um das Böse abzuwenden.«
    Estella erzählte Charlie von Mais Meinung über den Dingo.
    »Sie könnte den kadaicha rufen, damit er sich um den Dingo kümmert«, meinte Charlie.
    »Aber er wird ihn doch nicht töten?«, stieß Estella erschrocken hervor.
    Charlie zuckte mit den Schultern. »Gegen ihren Aberglauben kommst du nicht an – und sie würden nie gegen den Willen des kadaicha handeln.«
    »Dann muss ich Mai davon überzeugen, dass der Dingo völlig harmlos und nicht von Ross’ Geist besessen ist!«, meinte Estella seufzend.
    Auf den langen Abendspaziergängen mit Mai und Binnie erfuhr Estella von Mai, wie die Aborigines im Busch überlebten. In den Sanddünen ging Mai auf einen kleinen Strauch mit samtartigen Blättern zu. Die Pflanze hatte purpurfarbene Blüten und Früchte, die bei näherem Hinsehen an Rosinen erinnerten. Mai pflückte einige und ermutigte Estella, sie zu probieren. »Dun-yo!« , sagte sie und machte die Geste für »essen«. Dann steckte sie einige der »Buschrosinen« in den Mund, und Estella tat es ihr nach. Sie waren wohlschmeckend. Mai begann am Fuß eines Mulga-Strauchs mit Hilfe eines Stocks ein Loch zu graben und hatte innerhalb weniger Minuten ein Ameisennest entdeckt. Estella sah, dass es Honigameisen waren.
    »Tjala« , sagte Mai. »Du musst probieren.«
    Estella rümpfte die Nase, als Mai eines der Insekten fing, es an Kopf und Beinen festhielt und den Hinterleib abbiss. Ein lebendes Wesen zu essen erschien ihr barbarisch und stieß sie ab – ganz davon abgesehen, dass sie Angst hatte, das Tier könnte zurückbeißen. Doch sie roch den verlockenden Duft von süßem Honig. Mit der Selbstverständlichkeit einer Expertin nahm nun auch Binnie die Ameisen zwischen die Finger und aß sie. Estella musste wohl oder übel probieren, wenn sie nicht ewig als Feigling gelten wollte. Die Ameise schmeckte nach Honig und Zitrone.
    »Machen guten Tee«, erklärte Mai strahlend. Sie

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