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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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vor ihnen beiden.
    Während Estella ihn massierte, spürte sie ihre Erschöpfung und ließ sich deshalb viel Zeit. Um des Kindes willen wollte sie sich nicht überanstrengen. Dan hatte sie davor gewarnt, dass Kylies Mittel möglicherweise kein zweites Mal wirken würde, wenn sie wieder Wehen bekam.
    Schließlich war alles getan. »Gut, Junge – bist du bereit für den Umzug?«, fragte sie.
    Stargazer stupste sie mit den Nüstern an, und sie lachte. Je besser er sich fühlte, desto mehr von seiner Persönlichkeit kam zum Vorschein. Es schien, als wäre er ein sehr eigenwilliger Bursche. Am Abend zuvor hatte er ihr den Hut vom Kopf gezogen und mehr als einmal seine Bürste ins Maul genommen und über den Zaun geworfen.
    Estella befestigte einen Riemen an Stargazers Halfter und stieß das Gatter zum Hof auf. »Jetzt geht es los, Junge«, erklärte sie feierlich und strich sanft über seine Nüstern. »Du wirst für eine Weile in eine neue Umgebung umziehen!« Der Hengst stellte die Ohren auf, hob den Kopf und blickte sich um. Er war mehr als ein Jahr lang nicht aus seiner Koppel herausgekommen, und Estella konnte gut verstehen, dass er zögerte. »Bist du bereit?«, fragte sie und versuchte, ihn zum Weitergehen zu bewegen. Einen Augenblick lang wirkte er unsicher. »Du wirst wieder ganz gesund, und ich werde dich auf dem Weg begleiten!«
    Als Estella den Hengst auf die Hauptstraße führte, die verlassen und seltsam still dalag, versuchte sie sich eine begeisterte Zuschauermenge vorzustellen, die dahinrasenden Pferden zujubelte. Sie blickte Stargazer an, der mit hängendem Kopf neben ihr hertrottete und mit dem Schweif nach den lästigen Fliegen schlug. Es war ihr fast unmöglich, ihn stark und stolz vor sich zu sehen, wie er als Star der Picknick-Rennen von Kangaroo Crossing das Feld anführte. Auch wenn sie Stargazer nicht zu seinen besten Zeiten gekannt hatte, konnte sie sich doch vorstellen, was seine Verletzung ihn in den Augen der Einheimischen an Ansehen gekostet hatte, und es erfüllte sie mit Trauer. In der flimmernden Sonnenhitze gingen Estella und der Hengst gemächlich die Straße hinunter. Nur das dumpfe Geräusch seiner Schritte im Staub und das Summen der allgegenwärtigen Fliegen waren in der Stille zu vernehmen.
    Irgendwann blickte Estella auf und sah Charlie aus dem Hotel kommen, mehrere Männer folgten ihm. Sie sah über die Schulter zurück und entdeckte Phyllis, die aus dem Gemischtwarenladen trat, während Marty im Türrahmen stehen blieb. Marjorie und Frances Waitman standen vor dem Postamt. Weiter vorn kamen soeben Betty und ihr Mann Kev aus dem Krankenhaus: Hinter ihnen erschien Kylie und winkte Estella zu.
    Estella winkte zögernd zurück, befangen wegen der abschätzenden Blicke der Männer vor dem Hotel. Als Einziger lächelte Charlie ihr zu. Aus den Blicken der anderen sprach reine Neugier, und es war wohl nur eine Wunschvorstellung, dass Estella in einigen Mienen einen Anflug von Wohlwollen zu erkennen glaubte. Die meisten drückten eher Skepsis, ja Feindseligkeit aus.
    Estella war stolz auf das, was sie bei Stargazer erreicht hatte, doch sie wusste nur zu gut, dass er noch immer kaum mehr als ein Schatten des früheren Champions war. »Wir werden es ihnen schon zeigen«, flüsterte sie. »In ein paar Wochen siehst du wieder aus wie der Champion, der du warst!« Ebenso trotzig wie entschlossen hob Estella den Kopf. Marty, Charlie und Murphy waren sich einig, dass Estella schon jetzt ein Wunder an Stargazer vollbracht hatte, doch niemand glaubte ernsthaft daran, dass er je wieder die Picknick-Rennen gewinnen würde. Estella wollte um jeden Preis, dass er siegte, allein schon, weil sie wusste, wie viel es Marty bedeutete – aber auch um allen zu beweisen, dass sie Ross Cooper ersetzen konnte, den Vater, den sie nie gekannt hatte. Und sie wollte es sich selbst beweisen.
    Kurz bevor sie von der Hauptstraße abbiegen musste, um zu ihrem Haus zu gelangen, blieb Estella stehen und ließ Stargazer sich umdrehen, um seinen Kritikern trotzig die Stirn zu bieten. Als wüsste er, dass er vorgeführt wurde, hob der Hengst den Kopf und sah die Straße hinunter. Er stellte dieOhren auf, und seine braunen Augen waren auf einen Punkt in der Ferne gerichtet. Estella hörte Gemurmel aus Richtung des Hotels, doch Stargazer schien nicht darauf zu lauschen, sondern auf etwas anderes.
    Die Rennstrecke lag am südwestlichen Ende von Kangaroo Crossing, in einer Lehmpfanne entlang den Sanddünen. Vielleicht hörte

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