Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
am Funkgerät und hatten Unterricht«, sagte sie. »Hallo, Christopher! Hallo, Philipp!«
Die Jungen nahmen ihrer Mutter die Hüte aus der Hand und setzten sie so eilig wieder auf, als fühlten sie sich ohne sie nackt. Dann reckten beide das Kinn vor und musterten Estella unter den breiten Krempen hinweg mit schüchternen Blicken.
Dem Jüngeren fehlte ein Schneidezahn, während die Zähne des Älteren sehr unregelmäßig gewachsen waren. Sie schienen an den Spaß auf der Farm zu denken, der ihnen durch diesen Besuch entging, etwa das Jagen von Goanna-Eidechsen oder Kängurus mit selbst gebastelten Schleudern, und wirkten gelangweilt.
»Ist Marlee auch mit Ihnen in die Stadt gekommen?«, erkundigte sich Estella.
Annies Lächeln schwand wie Morgentau unter der australischen Sonne. »Nein, sie kümmert sich zu Hause um alles ...«
Estella nahm an, dass Marlee sich vor allem um ihren Vater kümmern musste.
»Können wir jetzt ein Eis kaufen gehen, Mom?«, drängte Philipp.
Annie wirkte völlig erschöpft. Estella hatte den Eindruck, dass ihre Söhne sie schon eine ganze Weile bestürmten. Unter normalen Umständen hätte Annie es wahrscheinlichweggesteckt, doch die ständige Anspannung forderte ihren Tribut. Jetzt verstand Estella, warum es Teddy so wichtig gewesen war, seine Frau vor zu großer Aufregung zu bewahren.
»Na gut – aber danach kommt ihr sofort zurück!«, stieß Annie hervor und suchte in ihrer Geldbörse nach einer Münze. Philipp und Christopher griffen beide gleichzeitig nach dem Geldstück und rissen es ihrer Mutter aus der Hand. Es rollte von der Veranda in den Staub. Die Jungen jagten hinterher, während Annie mit ihnen schimpfte, doch ihre Ermahnungen trafen auf taube Ohren. Jubelnd lief Christopher zum Gemischtwarenladen, die Münze in der Hand. Philipp folgte ihm. Annie blickte ihnen kopfschüttelnd nach. Sie wollte ihnen etwas hinterherrufen, ließ es dann aber und seufzte stattdessen tief.
»Warten Sie auf jemanden?«, erkundigte sich Estella, die die sichtlich erschöpfte Annie gern zu einer Tasse Tee eingeladen hätte.
»Ja, wir warten auf meinen Bruder Reg. Er ist ins Hotel gegangen, um ein paar Flaschen Bier für Teddy zu kaufen – aber vielleicht trinke ich sie selbst, bevor wir zu Hause sind.« Annie wirkte plötzlich verlegen; dieses Geständnis war ihr peinlich.
Estella vermochte sich die Anspannung, unter der Annie ständig lebte, nicht einmal vorzustellen, und die Frau tat ihr schrecklich Leid. »Wie geht es Teddy?«
Annie Augen standen voller Tränen, doch sie kämpfte um die Fassung. »Heute nicht so gut, deshalb konnte er auch nicht mit uns in die Stadt kommen.«
Estella streckte eine Hand aus und legte sie sanft auf Annies Arm. »Es kann nur aufwärts gehen, Annie«, sagte sie leise.
»Glauben Sie wirklich? Ich sehe das im Moment nicht so.« Annies Blick ging in die Ferne, zu einer Luftspiegelung über den Lehmpfannen. »An einem Tag scheint es Teddy gut zu gehen, und am nächsten liegt er wieder mit hohem Fieber im Bett.«
»Das Fieber wird wahrscheinlich noch einige Monate immer wiederkommen«, meinte Estella.
»Das sagt Dr. Dan auch.« Annie machte es nichts aus, Teddy zu pflegen – das tat sie gern. Aber sie war nicht sicher, ob sie seine Depressionen noch viel länger würde ertragen können. Sie hatte sich bemüht, optimistisch zu bleiben, doch durch Teddys Krankheit und die verheerenden Auswirkungen der Dürre wurde das Leben von Tag zu Tag schwieriger.
»Und wie steht es mit Ihren Rindern?«
»Wir haben noch ein paar Kälber verloren, aber Reg hat die Herde isoliert, und bisher ist die Brucellose noch bei keinem Rind der angrenzenden Farmen aufgetreten, auch die Hunde scheinen sich nicht angesteckt zu haben, und das ist immerhin eine kleine Freude. Der Himmel weiß, dass es nicht viel andere gibt.« Estella nickte. Für Annie und Teddy bedeutete es keinen großen Trost, doch zumindest kam nicht auch noch die Brucellose zu den drückenden Sorgen der anderen Farmer hinzu.
»Ich kann Ihnen gar nicht genug danken, dass Sie den weiten Weg zu uns herausgekommen sind«, fuhr Annie fort. »Wir wären sicher angefeindet worden, hätte die Krankheit sich ausgebreitet, und Teddy wollte es nicht wahrhaben. Diese Dürre hat uns allen schon genug Probleme bereitet!«
»Ich wünschte nur, ich hätte mehr tun können«, meinte Estella.
»Auch Sie können es nicht regnen lassen. Und ohne Regen gibt es kein Futter, und ohne Futter werden wir unser Vieh verlieren. Und
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