Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
wenn das geschieht, verlieren wir auch die station. Ich weiß, ich sollte nicht klagen, denn vielen anderen geht es genauso schlecht wie uns, aber dadurch wird es nicht leichter.«
»Es tut mir sehr Leid, Annie.«
»Es ist so ungerecht, dass stations in anderen Teilen Australiens Futter im Überfluss haben! Einer meiner Brüder lebt im Südosten, und er hat in diesem Jahr sogar einen Überschuss erwirtschaftet.«
»Sagen Sie ihm, er soll Futter schicken«, schlug Estella halb im Scherz vor.
»Ich wünschte, er könnte es«, erwiderte Annie, deren Verzweiflung jetzt deutlich zu spüren war. »Es ist ein Jammer, dass man es nicht einfach verteilen kann!«
In diesem Moment kam Reg aus dem Hotel. »Oh, hallo, Estella«, sagte er mit strahlendem Lächeln. Er hatte oft an sie gedacht, seit sie in Langana gewesen war, und gehofft, ihr auf dem Ball am Vorabend der Picknick-Rennen zu begegnen. Estellas Antwort ging im Redeschwall von zwei aufgeregten Jungen unter, deren Eiskrem in der glühenden Nachmittagshitze in Rekordzeit schmolz.
»Wie ich hörte, haben Sie bei Stargazer wahre Wunder vollbracht«, sagte Reg. »Ich setze im Cup mein ganzes Geld auf ihn.«
»Wer tut das nicht?«, meinte Annie, nahm ihre Söhne bei der Hand und verzog das Gesicht, als Eiskrem auf ihre Hemden tropfte. »Wenigstens etwas, auf das man sich verlassen kann!«
Als Philipp sein Eis in den Staub fallen ließ und zu weinen anfing, glaubte Estella, auch Annie würde jeden Moment in Tränen ausbrechen. »Wir sollten lieber gehen«, stieß sie zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. »Ich möchte Marlee nicht zu lange allein lassen. Auf Wiedersehen, Estella – wir sehen uns wahrscheinlich beim Rennen.«
Estella nickte, und ihre Unruhe wuchs.
»Wir sehen uns beim Ball«, rief Reg ihr bedeutungsvoll zu.
Estella antwortete nicht. Sie war nicht sicher, ob sie überhaupt zum Ball gehen sollte. Es deprimierte sie, dass Annie das wenige Geld, das sie hatte, vielleicht beim Pferderennen verlieren würde. Und wenn Stargazer den Cup nicht gewann, würde auch das bisschen Respekt verspielt sein, das sie sich inzwischen in der Stadt erworben hatte. Sie würde in Kangaroo Crossing ebenso verhasst sein wie die katastrophale Dürre.
»Hallo, Estella!«, rief Charlie, als sie die Bar betrat. DieMänner am Schanktisch drehten sich um und brachen in begeisterte Rufe aus. Estella errötete vor Verlegenheit. Zuerst hatten die Männer sie mit Verachtung gestraft, und nun wurde sie von ihnen als Heldin gefeiert! Sie fühlte die allgemeine Erwartung wie eine schwere Last auf ihren Schultern. Am liebsten hätte sie gerufen: »Ich bin bloß eine Tierärztin, die ihre Arbeit tut, ich kann keine Wunder vollbringen!« Stattdessen aber senkte sie schweigend den Kopf.
»Wie geht es mit Stargazer voran?«, wollte Barney Everett wissen.
Estella blickte auf und erwiderte leise: »Es geht ihm schon viel besser.«
»Das ist stark untertrieben«, meinte ein anderer Mann. »Marty sagt, er ist heute die Meile in einer Minute vierzig Sekunden gelaufen – eine Rekordzeit für unsere Rennstrecke.«
»Das hat Marty uns gar nicht erzählt«, rief Charlie aufgeregt.
Estella verspürte eine Mischung aus Stolz und Verzweiflung und warf Charlie einen bösen Blick zu. Sie wollte nicht, dass auch er sich von der allgemeinen Aufregung um den Hengst anstecken ließ, doch augenscheinlich war es bereits zu spät.
»Meine Stute lahmt«, erklärte ein Mann weiter hinten an der Bar. »Vielleicht könnten Sie sich das Tier mal ansehen.«
»Es wäre mir ein Vergnügen«, gab Estella erfreut zurück.
»Willst du sie vielleicht nächstes Jahr zum Rennen melden, Cyril?«, rief jemand.
»Warum nicht?«, rief Cyril zurück. An Estella gewandt fuhr er fort: »Es eilt aber nicht. Nach den Picknick-Rennen würde es vollkommen reichen. Konzentrieren Sie sich lieber erst einmal auf Stargazer – wir wollen doch nicht, dass unser Champion vernachlässigt wird!«
Zustimmendes Gemurmel erhob sich, bevor die Männer wieder in Begeisterungsstürme ausbrachen. Charlie tat es ihnen nach.
Estella hielt es nicht länger aus. Sie hob die Hände, um für Ruhe zu sorgen. »Hören Sie, ich freue mich natürlich sehr darüber, dass meine Behandlung bei Stargazer angeschlagen hat. Aber jedes der teilnehmenden Pferde kann siegen. Ich bin sicher, sie sind alle sehr schnell ...«
Die Männer starrten sie verblüfft an. Einer meinte grinsend: »So müssen Sie reden, wenn die Buchmacher hier sind, Estella. Wo
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