Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
Sie doch Tierärztin sind und überhaupt ... dann werden die Quoten für uns noch günstiger ausfallen, und wir machen alle einen anständigen Gewinn!« Stürmischer Beifall folgte diesen Worten.
Estella spürte, was für einen Auftrieb Stargazers Verwandlung der ganzen Stadt gegeben hatte. Alle glaubten fest an ihn. Sie würde die Leute nicht überzeugen können, dass jedes andere Pferd die gleichen Chancen auf den Sieg hatte. Die Menschen waren glücklich und hatten zum ersten Mal seit Beginn der Dürre etwas, worauf sie sich freuen konnten. Vielleicht war allein das schon ein kleines Wunder. Unglücklicherweise hielt es Estella nicht davon ab, sich weiterhin Sorgen zu machen. Wenn Stargazer das Rennen nicht gewann, würden alle über sie herfallen.
Estella winkte Charlie in eine ruhige Ecke der Bar. Barney Everett folgte ihnen und warf einige Münzen vor Charlie auf die Theke. »Geben Sie der Lady einen Drink auf unsere Kosten«, sagte er unter dem Beifall der anderen Farmbesitzer.
»Das ist nicht nötig«, wehrte Estella ab, doch Barney bestand darauf. »Wir wissen, dass Sie nach Langana Downs geflogen sind und Reg und Annie gebeten haben, ihre Herde von unseren Tieren getrennt zu halten. Damit haben Sie unsere Kälber gerettet, wenn nicht mehr«, fügte er hinzu. »Dafür sind wir Ihnen sehr dankbar. Es ist nur traurig, dass es keine Rettung vor der Dürre gibt.« Er kehrte zu seinem Glas zurück.
Estella blickte Charlie an. Er spürte ihre Erleichterung, dasssie die Besitzer der stations für sich gewonnen hatte – aber er sah auch, dass sie noch etwas anderes auf dem Herzen hatte.
»Was möchtest du trinken?«, fragte er.
»Eine Limonade, bitte.«
»Stargazer kurbelt das Geschäft an«, meinte Charlie, während er ihr ein Glas einschenkte. »Ich warte nur dringend darauf, dass Murphy aus Quilpie zurückkommt.«
»Quilpie?«, wiederholte Estella fragend.
»Eine Stadt in Queensland, östlich von hier. Er ist hingeflogen, um einen Extravorrat Bier zu holen, aber ich glaube, er wird vor den Rennen noch öfter hin und her fliegen müssen.«
»Wie viele Leute erwartet ihr in der Stadt?«
»Ein paar Hundert ganz sicher. Stargazer hat viel Aufmerksamkeit erregt.« Charlie sah, dass seine Nichte bei weitem nicht so begeistert wirkte wie die anderen in der Stadt. »Worüber machst du dir Sorgen, Estella?«
»Über das Rennen«, stieß sie ärgerlich hervor. »Wenn Stargazer nicht gewinnt, werde ich die meistgehasste Frau Australiens.«
»Er ist der sichere Sieger!«, gab Charlie leichthin zurück.
»Es gibt beim Rennen keine Sicherheit, Charlie, das weißt du genau.«
»Er müsste schon stürzen und sich ein Bein brechen. Vertrau mir!«
Estella stöhnte auf. »Sag so was nicht«, murmelte sie. »Ich möchte nicht gezwungen sein, den Champion der Stadt einschläfern zu müssen. Man würde mich zusammen mit ihm begraben.«
»Es wird schon nichts passieren«, meinte Charlie.
Estella barg das Gesicht in den Händen und holte tief Luft. Sie wollte nicht mehr über das Rennen nachdenken. »Ich habe gerade mit Annie Hall gesprochen. Sie hat etwas gesagt, das mich auf einen Gedanken brachte ...«
»Und welchen?«
»Anscheinend haben die Farmer im Südosten Australiens in diesem Jahr Futter im Überfluss.«
Charlie schüttelte ungläubig den Kopf. »Sag ihnen, sie sollen etwas davon herschicken«, meinte er halb im Scherz.
»Genau das sollten wir versuchen. Aber wie?«
Charlie starrte sie verblüfft an. Er beugte sich über die Theke und vergewisserte sich leise: »Du meinst es ernst?«
Estella nickte. »Und ob. Wenn sie den Farmern hier oben helfen würden, müssten wir nur einen Weg finden, das Futter herzuschaffen.«
Charlie kratzte sich am Kopf, und zum ersten Mal wünschte Estella, er würde sich ab und zu kämmen. Er wirkte stets ungepflegt, und sein Hemd brauchte dringend eine Wäsche, doch Edna schien es nicht zu bemerken.
»Es könnte per Bahn bis Marree gebracht werden«, meinte Charlie nach kurzem Nachdenken. »Aber von dort nach hier ist es noch ein verdammt weiter Weg.«
»Aber es muss einen Weg geben. Wie viele Lastwagen haben die Besitzer der stations ?«
»Lastwagen? Nicht gerade viele. Wags hat natürlich einen, und Ferret Osborne fährt einen alten Dodge. Aber er ist mehr als einmal mit gebrochener Achse liegen geblieben.«
»Wäre es nicht möglich, das Futter mit den Lastwagen aus Südaustralien zu holen?«
»Nein, bestimmt nicht. Wags holt all unsere Vorräte aus Marree, aber
Weitere Kostenlose Bücher