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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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reichte ihm den Wasserkanister und forderte ihn auf, daraus zu trinken. »Ich könnte etwas Stärkeres gebrauchen«, stieß Murphy rau hervor, nahm jedoch zwei große Schlucke und atmete dann einige Male tief ein. Schließlich zog er sich mit den Armen aus dem Sitz und schrie voller Qual auf, als er sich das gebrochene Bein stieß und in den hinteren Teil der Maschine fiel. Wieder verlor er das Bewusstsein.
    Estella stieg aus dem Flugzeug und suchte im Freien nach einem flachen, geraden Stück Holz, das sie als Schiene benutzen konnte. Schließlich brach sie einen Ast von einer Akazie ab und kletterte ins Innere der Maschine zurück. Besorgt beugte sie sich über Murphy. »Kannst du mich hören?«, fragte sie leise und hoffte, er sei noch immer ohnmächtig, denn es würde ihm fürchterliche Schmerzen bereiten, die Knochen seines Beines zu richten.
    Murphy schlug die Augen auf. »Wer ... will das wissen?»
    Estella hätte fast gelächelt. Das klang ganz wie der alte, streitbare Murphy.
    »Dr. Estella Lawford, Tierärztin«, erwiderte sie.
    Murphy stöhnte. »Ich mag ja kein Gentleman sein, aber ich bin ganz sicher kein Tier, also komm nur nicht auf dumme Gedanken!«
    »Es gibt keine Tiere, die so dickköpfig sind wie du. Aber wenn ich deinen Knochen nicht richte, muss Dan ihn noch einmal brechen, wenn wir nach Kangaroo Crossing zurückkommen.«
    »Darüber würde ich mir keine Gedanken machen«, gab Murphy trocken zurück.
    Estella hatte das Gefühl, jemand habe ihr ins Gesicht geschlagen. »Warum nicht?«
    Murphy sah sie an, und sein Blick sagte ihr, dass er nicht an eine Rettung glaubte. Wütend stieß Estella hervor: »Du überraschst mich sehr!«
    »Weshalb? Weil ich unsere Lage realistisch sehe? Ich werde nicht hier liegen und so tun, als wäre alles in bester Ordnung!«
    »Ich weiß auch, dass nicht alles in bester Ordnung ist – ich bin schließlich keine Närrin!«, rief Estella.
    »Das Funkgerät ist zerstört, und wir sind noch mindestens fünfzig Meilen von Yattalunga Station entfernt. Ich habe mir das Bein gebrochen und kann nicht laufen – also ist unsere Lage ziemlich aussichtslos.«
    »Aber wir leben, Murphy, und inzwischen hat Ralph Talbot sicher schon über Funk mit Charlie gesprochen, also wird er wissen, dass etwas nicht stimmt.«
    Murphy verzog das Gesicht. »Charlie kann zwar Longreach informieren, aber niemand kennt unsere Position ... und das ist meine Schuld. Die Chance, uns in der Simpson-Wüste zu finden ist ungefähr so groß, wie die berühmte Nadel im Heuhaufen zu entdecken. Ich hätte vor der Notlandung unsere Position durchgeben müssen, aber ich konnte nicht klar denken ...« Er blickte auf Estellas Leib, und sie wusste, dass er deshalb so verwirrt gewesen war, weil sie ihm von dem Kind erzählt hatte. Insofern war auch sie in gewissem Sinne an ihrer Situation schuld.
    »Wir werden wegen meiner Pflichtvergessenheit sterben ... ich kann es nicht fassen ...«
    Estella schüttelte energisch den Kopf. »Ich will dein Selbstmitleid und deine pessimistischen Bemerkungen nicht hören! Du kennst dieses Land besser als jeder andere ...«
    »Und darum weiß ich, dass wir kaum eine Überlebenschance haben«, unterbrach er sie. Dann sah er ihren entsetzten Blick und fügte hinzu: »Es tut mir Leid, aber ich kann unsere Lage nicht schönreden. Wir haben zwar die Bruchlandung überlebt, aber wir werden wahrscheinlich hier draußen sterben.«
    Estella wurde blass. »Ich will nichts davon hören. Zu Hause wartet ein Tier auf mich, das meine Hilfe braucht – und ich mussan mein Kind und seine Zukunft denken!« In hilfloser Wut und Verwirrung sprang sie aus dem Flugzeug und lief davon.
    »Estella, komm zurück!«, rief Murphy. Es kam ihm vor, als durchlebe er seinen schlimmsten Albtraum zum zweiten Mal. »Estella! Es tut mir Leid – bitte komm zurück!«
    Estella blieb stehen und wandte sich wieder der Maschine zu. »Warum sollte ich?«, fragte sie kühl. Sie verstand seine Haltung nicht, denn ihres Erachtens hätte sie mehr Grund gehabt zu resignieren, und Murphy hätte derjenige sein müssen, der ihr Mut zusprach und der ihr versicherte, dass sie beide gefunden würden.
    Murphy seufzte. »Ich hatte dich für vernünftiger gehalten, als dass du jemanden ernst nimmst, der eben einen Schlag auf den Kopf bekommen hat.«
    »Wenn du weiter so redest, hätte ich große Lust, dir noch eines zu verpassen!«, erwiderte Estella wütend.
    Die Situation war so absurd, dass Murphy trotz allem lachen musste.

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