Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
hatte sich vorgenommen, die alte Maschine und den Boden zu küssen, sollte er tatsächlich nach Kangaroo Crossing zurückkehren.
»Wie hast du das Flugzeug aus dem Hangar bekommen?«, erkundigte sich Estella. »Murphy sagte, dazu seien mindestens zwanzig Männer nötig, und du hättest auch noch den Propeller wieder anschrauben müssen.«
»Ich habe die Maschine von acht Kamelen herausziehen lassen«, erwiderte Dan mit spitzbübischem Lächeln.
»Kamele?« Estella fiel plötzlich das Futter aus dem Süden wieder ein. »Ist etwa das ...«
Dan nickte. »Ja, das Futter ist angekommen, und die Kamele kamen gerade zur rechten Zeit. Ich war entschlossen, nach Wilsons Creek zu fliegen, egal, was ich dafür tun musste. Also schraubte ich ein paar fehlende Teile in den Motor und füllte den Tank, bevor mir einfiel, dass ich die Maschine ja gar nicht aus dem Hangar herausschaffen konnte. Ich dachte schon ernsthaft daran, den alten Holzschuppen mit dem Vorschlaghammer kurz und klein zu schlagen, als die Kamele eintrafen. Ich bat die Kamelführer um Hilfe. Wahrscheinlich hielten sie mich für verrückt. Es war nicht leicht, sie zu überreden, die Kamele einzuspannen, aber Barney, Marjorie und Frances haben mich unterstützt.«
Lächelnd stellte Estella sich die Szene vor.
»Die Kamelführer haben mir dann auch beim Anbringen des Propellers geholfen. Diese Burschen waren unschlagbar«, fügte Dan hinzu. »Nach deinem verzweifelten Funkspruch musste ich einfach etwas tun!«
»Ich bin stolz auf dich, Dan«, sagte Estella. »Hoffentlich bist du jetzt nicht böse, aber als ich Murphy nach diesem Flugzeug gefragt habe, hat er mir von deinem Absturz erzählt ... und von William Abernathy.«
Dan zuckte zusammen, dann aber verstand er: Murphy hatte Estella erklären müssen, warum eine flugtaugliche Maschineam Boden blieb, obwohl sie für Murphy und Estella die Rettung sein konnte. »Ich weiß, dass ich mich mit meinen Schuldgefühlen beinahe selbst zerstört hätte«, erklärte Dan. »Ich konnte mir nicht verzeihen, was damals geschehen ist.«
»Aber Murphy meinte, es sei nicht dein Fehler gewesen.«
»In einem meiner seltenen klaren Momente könnte ich ihm sogar zustimmen. Unglücklicherweise ist es aber nicht ganz so einfach. William war ein bemerkenswerter kleiner Junge, und mein Inneres wollte einfach nicht akzeptieren, dass ich an seinem Tod völlig schuldlos war.« Er wandte kurz den Blick ab und sah Estella dann wieder an. »Würdest du mich für verrückt halten, wenn ich sagte, dass der kleine William mir heute die Kraft gegeben hat, diese Maschine zu fliegen?«
Estellas Blick wurde weicher. »Ganz und gar nicht.«
»Ich rollte voller Angst die Piste entlang und blickte nach rechts, dahin, wo du jetzt sitzt – und da war er.«
»Wer?«
»William. Er saß da und sagte mir, dass ich es schaffen könne.« Wieder lächelte er verlegen. »Ich habe nichts getrunken, das schwöre ich.«
»Ich weiß, Dan.«
»In der Bar ist das Bier ausgegangen«, fügte er hinzu, und Estella begriff, dass es ihn nüchtern alle Kraft gekostet haben musste, seine Furcht zu überwinden.
»Ich kann dir nicht genug danken, dass du losgeflogen bist, um uns zu suchen«, meinte sie.
Dan seufzte. »Ich hätte nicht mit dem Wissen weiterleben können, Murphy und dich wegen einer Geschichte aus der Vergangenheit im Stich gelassen zu haben.«
Estella streckte den Arm aus und drückte dankbar seine Schulter. Sie hätte niemals vermutet, dass er dabei war, sich in sie zu verlieben.
»Sag mir eins, Estella: Hast du diese Landepiste wirklich ganz allein gebaut?«
»Ja. Murphy hatte sich bei unserer verunglückten Landung das Bein gebrochen. Ich habe es gerichtet, aber bei dem Versuch, an der Piste mitzuarbeiten, ist er gestürzt und hat sich noch schwerer verletzt.«
»Dann hast du hervorragende Arbeit geleistet.« Dan schüttelte verwundert den Kopf.
Estella blickte auf ihre Hände, die voller Blasen waren. »Es war sehr schwer für Murphy, weil er nichts tun konnte und unter schrecklichen Schmerzen litt. Zum Glück hatte ich Morphium bei mir.« Murphys Geschichte fiel ihr ein, die er ihr unter dem Einfluss des Morphiums erzählt hatte: Er hatte eine schwere Last mit sich herumgetragen. »Aber immerhin hat er das Funkgerät wieder in Gang bekommen.« Tränen traten ihr in die Augen. »Ich hatte Angst, er hält nicht durch.«
Dan sah sie ernst an. »Er ist auch jetzt noch nicht außer Gefahr, aber ich werde für ihn tun, was ich
Weitere Kostenlose Bücher