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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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hatte nicht das Herz, ihr zu sagen, dass sie noch immer nicht groß war. Lächelnd untersuchte sie die Füße der Eidechse. »Anscheinend sind seine Zehen verbrannt – er muss in ein Buschfeuer geraten sein!«
    Jane blickte sie erstaunt an.
    »Wo hast du ihn gefunden?«
    »Ein Jackaroo hat ihn mir gegeben.«
    »Ein ... was?«
    »Ein Viehzüchter aus Pandi Pandi. Das ist eine station .«
    »Oh.«
    »Woher weißt du, was mit seinen Zehen passiert ist?«
    »Weil die Haut schmilzt, wenn sie verbrennt. Seine Zehen sind buchstäblich weggeschmolzen, und es ist nur Narbengewebe übrig geblieben.« Estella deutete auf die vernarbte Haut.
    »Ob ihm das wehgetan hat?«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Wachsen die Zehen wieder nach?«
    »Nein, Jane. Aber er hat großes Glück, überhaupt noch am Leben zu sein. Er muss versucht haben, vor dem Buschbrand davonzulaufen, und ist dabei entweder über brennenden Boden gelaufen, oder er hat in einem schwelenden Baumstamm Schutz gesucht.«
    »Was ist ›schwelen‹?«
    »Wenn keine Flammen mehr da sind, aber der Boden noch glühend heiß ist.«
    »Armer Aussie! Er muss sehr tapfer sein!« Jane setzte die Eidechse wieder in den Käfig und strich ihr über den Rücken, bevor sie eilig wieder in ihr Versteck zurückkroch.
    »Aussie ist bestimmt sehr tapfer. Aber jetzt hat er ja bei dir ein Zuhause gefunden und braucht keine Angst mehr vor Buschfeuern zu haben.«
    Jane lächelte wieder und blickte dann mit großen Augen zu Estella auf. »Du bist sehr klug!«
    »Ich weiß nicht, ob ich klug bin, aber ich bin lange zur Schule gegangen, um alles über Tiere zu lernen. Bist du schon alt genug, um zur Schule zu gehen?«
    »Von hier ist es zu weit zur Schule. Wir kriegen unsere Stunden über Funk. Möchtest du unser Funkgerät sehen? Wir reden über Funk mit Miss Simms. Sie ist in Marree.«
    »Ich muss mir eine andere Bluse anziehen und die Schuhewechseln, bevor Murphy böse wird«, meinte Estella, und das kleine Mädchen kicherte. »Aber wenn ich danach noch Zeit habe, kannst du mir das Funkgerät zeigen.«
    Estella hatte in dem kleinen Badezimmer im hinteren Teil der Versorgungsstation gerade ihre Nylonstrümpfe ausgezogen, ihre flachen Schuhe übergestreift und die Bluse gewechselt, als sie Michael Murphy nach ihr rufen hörte. Seine Stimme klang ungeduldig. Als sie aus dem Badezimmer kam, wartete das kleine Mädchen auf sie.
    »Murphy ruft schon lange nach dir. Ich glaube, er ist richtig böse«, sagte sie mit einem verschwörerischen Augenzwinkern.
    Estella verzichtete darauf, sie zu fragen, warum sie nicht an die Tür geklopft hatte, um ihr Bescheid zu sagen. »Du liebe Zeit, dann gehe ich wohl besser. Beim nächsten Mal, wenn ich hier bin, zeigst du mir dann euer Funkgerät und deine Schulsachen, einverstanden?«

    Hattie geleitete Estella zum Flugzeug, und drei ihrer Kinder folgten ihnen. »Bevor ich’s vergesse«, sagte sie, »Sie haben nicht zufällig etwas gegen Hautflechten bei sich, Estella? Jane hat eine entzündete Stelle am Bein, und Errol kratzt sich im Schritt ...«
    »Ma!«, rief Errol, entsetzt, dass seine Mutter mit einer Fremden über seine intimen Körperregionen sprach.
    »Ich bin Tierärztin, Hattie, ich behandle keine Kinder.«
    Hattie starrte sie offenen Mundes an, doch Estella sah es nicht, weil sie bereits ins Flugzeug kletterte. Als sie sich anschnallte und startbereit machte, fing sie einen finsteren Blick von Michael Murphy auf.
    »Stimmt was nicht?«, fragte sie, als sie dann die Piste entlangrollten. Sie glaubte, er sei verstimmt, weil sie ihn hatte warten lassen.
    »Sie hätten ihr doch sicher ein Mittel gegen diese Flechte empfehlen können, nicht wahr?«
    Estella starrte ihn überrascht an. »Ich bin Tierärztin. Ich kann doch nicht einfach Kinder behandeln. Man würde mir die Lizenz entziehen!«
    »Sie müssen noch viel lernen, wenn Sie mit den Menschen im Outback zurechtkommen wollen, Estella!«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Dass jeder alles tut, um dem anderen zu helfen. Regeln haben hier draußen wenig Bedeutung. Hattie muss den Flugrettungsarzt rufen, wenn eines ihrer Kinder krank ist. Und das tut sie nur, wenn es etwas ganz Ernstes ist. Diese Hautgeschichten können zwar eine ziemliche Plage sein, aber sie sind nicht lebensgefährlich.«
    Estella wusste nicht, ob es richtig war, gegen die Regeln zu verstoßen, ehe sie überhaupt angefangen hatte, als Tierärztin zu praktizieren. Trotzdem sagte sie: »Halten Sie an«, kletterte von ihrem Sitz und stieß die

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