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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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dem zarten Körper.
    In der freien Hand hielt Hattie einen Besen. Sie sah sehr müde und zerzaust aus. Zwischen ihren schlaffen Brüsten liefen Schweißtropfen hinunter, ein Kleinkind klammerte sich daumenlutschend an ihre Röcke. Hattie starrte Estella an, als käme diese vom Mars, und wollte gerade etwas sagen, als ein ungefähr zehnjähriger Junge mit sommersprossigem Gesicht an ihr vorbei zur Tür flitzte. Auch er trug kein Hemd, nur eine kurze Hose, und rief im Vorübereilen: »Tag, Murphy!«
    Michael wollte ihm antworten, doch Hattie war schneller. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst deine Hausaufgaben fertig machen, Barry! Und zieh dir gefälligst ein Hemd an!« Zu Estellas Verwunderung wurde das Baby von dem Geschrei nicht wach.
    »Bin schon fertig, Ma!«, rief Barry zurück und folgte seinen Geschwistern.
    »Du kannst noch gar nicht fertig sein«, rief Hattie hinter ihm her, doch er war längst über alle Berge. Sie schüttelte den Kopf. »Er weiß genau, dass er ohne Hemd wie ein Holzscheit im Feuer verbrennt, aber er will nicht hören«, murmelte sie.»Du hast Recht, Murphy – meine Kinder sind wild. Und ihr Vater, dieser Faulpelz, ist keine große Hilfe.«
    »Wo ist Bluey eigentlich?«
    »Was für eine Frage. Da, wo er immer ist! Hält hinten im Schaukelstuhl sein Schläfchen, während ich mich um fünf Kinder und alles andere kümmere. Gott weiß, woher er überhaupt die Energie nimmt, mich zu schwängern!«
    Murphy lachte, doch Estella wurde rot.
    »Hattie, das hier ist Estella Lawford, die neue Tierärztin.« Seiner Stimme war deutlich anzuhören, dass sie nicht ganz das war, was er erwartet hatte. Hattie musterte Estella von oben bis unten, von der langärmligen Bluse über den teuren, mit Seide gesäumten Rock bis zu den hohen Absätzen. »Himmel, solche Sachen hab ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Sie sehen nicht gerade wie ’ne Tierärztin aus, Lady!«, fügte Hattie wenig taktvoll hinzu.
    »Nun, ich trage im Moment nicht meine Arbeitskleidung – aber glauben Sie mir, ich verstehe mein Fach«, erwiderte Estella verlegen.
    Hattie schwieg, doch ihre Miene sagte: Das glaube ich erst, wenn ich es sehe.
    »Ich nehme an, du willst was essen?«, fragte sie Murphy.
    »Ja, aber die Zeit reicht nicht. Es langt gerade, um die Maschine aufzutanken – ich werde also Bluey wecken müssen. Aber ein paar Gläser kaltes Bier würden mir sicher gut tun.« Er ging eilig zur Hintertür.
    »Vielleicht hätten Sie gern eine Tasse Tee, wo Sie doch gerade aus England kommen?«, wandte Hattie sich an Estella und stellte den Besen in eine Ecke.
    Estella war nicht sicher, ob sie es ernst meinte oder ob es ein Scherz sein sollte. Ihr fiel die Werbung für Milchpulver am vorderen Fenster ein, und alles in ihr sträubte sich gegen den Gedanken an Tee ohne frische Milch. Während des Krieges hatten sie Milchpulver genommen, und sie hatte es stetsgehasst. »Normalerweise würde ich gern eine Tasse trinken, aber es ist zu heiß für Tee. Ich hätte auch gern etwas Kaltes.«
    »Haben Sie gesehen, wie die junge Queen Elizabeth gekrönt wurde?«
    Diese Frage überraschte Estella, doch Hattie schien wirklich an einer Antwort interessiert zu sein. »Ich habe sie in ihrer Kutsche vorbeifahren sehen.«
    »Ist sie wirklich so hübsch? Was hätte ich dafür gegeben, sie zu sehen! Könnten Sie Lily einen Augenblick halten, während ich versuche, den Generator anzuwerfen? Murphy braucht mindestens zehn Minuten, um Bluey wach zu bekommen – der hat sich gestern betrunken. Das ist so ziemlich das Einzige, wofür er Energie aufbringt.«
    Bevor Estella protestieren konnte, lag die kleine Lily in ihren Armen. Hattie nahm den Kleinen, der sich an ihre Röcke klammerte, und verschwand durch die Hintertür.
    Estella blickte auf das schlafende Baby hinunter, das sich jetzt zu regen begann. Es kam ihr seltsam vor, den kleinen, warmen, weichen Körper in den Armen zu halten, doch Lily schien ganz zufrieden. Sie schlug die Augen auf und sah Estella an. Diese erschrak und fürchtete, das Baby werde seine Mutter vermissen und zu weinen anfangen. »Hallo, kleine Lily«, flüsterte Estella und wiegte sie hin und her. Lily sah sie nur an. »Was für ein liebes Kind du bist«, sagte Estella und entspannte sich allmählich. Sanft fuhr sie mit dem Finger über einen der harten roten Pusteln auf dem Ärmchen, der wie ein Stich aussah. Dann nahm sie eines der winzigen Händchen und bewunderte die perfekt geformten kleinen Finger. Lilys Wimpern waren

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