Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
zurecht. Morgen ist Ihr freier Tag.«
Kylie lächelte. »Ich wollte für ein paar Stunden nach Hause, falls Murphy mich mitnehmen kann.«
»Wie weit ist Ihr Zuhause von hier entfernt?«
»Fünfzig Meilen. Meine Mutter und meine Familie wohnen immer noch in der Nepabunna-Mission.«
»Sie werden sich bestimmt freuen, Sie zu sehen!«, meinte Estella. Sicher vermissten sie Kylies fröhliche Art. »Ach, noch etwas. Bekommt man bei Charlie Cooper im Hotel mittags und abends etwas zu essen?«
Kylie lachte. »Ja, aber seine Karte ist nicht sehr abwechslungsreich – so ähnlich wie bei uns im Krankenhaus. Mittags gibt es nur Sandwiches, Steak oder Corned Beef, abends an Wochentagen entweder Steak oder Lammkotelett mit Bratkartoffeln.«
»Keine Salate oder Gemüse?«
Kylie schüttelte den Kopf. »An den Wochenenden helfen Phyllis Edwards und Marjorie Waitman aus. Während der Pferderennen sind viele Frauen von den Farmen hier, und dann ist das Menü viel reichhaltiger, weil sie ihr selbst gezogenes Gemüse mitbringen.«
»Und wann findet das nächste Rennen statt?«
»In ein paar Monaten.«
Estella freute sich schon jetzt darauf, die Bewohner der umliegenden stations und Farmen kennen zu lernen. »Weshalb baut denn in der Stadt niemand Gemüse an, um es zu verkaufen?«
»Weil es sehr schwierig ist, auch nur ein wenig für den Hausgebrauch zu ziehen, wenn man ohnehin nicht genügendWasser hat. Die meisten Farmen haben ihre eigenen Brunnen und können deshalb mehr Gemüse anbauen.«
Estella tat, was sie bisher noch nie hatte tun müssen: Sie krempelte die Ärmel hoch und machte sich an die Arbeit. Im Wohnzimmer nahm sie die Vorhänge ab und wusch sie, um sie anschließend, noch feucht, wieder aufzuhängen, weil die Wäscheleine nicht lang genug war. Außerdem hatte sie nicht genügend Wasser zum Ausspülen gehabt, sodass der Fußboden voller Schmutzwasser war, doch in der Hitze und dank des Luftzugs, der vom Fenster hereinwehte, würden die Vorhänge binnen einer Stunde trocken sein. Die Laken und Decken von einem Bett im Abstellraum wusch Estella ebenfalls und nahm dann das schmutzige Wasser, um den Boden zu wischen. Das leinene Bettlaken war in der Mittagssonne in zwanzig Minuten trocken, sodass sie das Bett gleich wieder beziehen konnte.
Estella freute sich, dass alles so rasch voranging. Das Haus wurde zwar nicht unbedingt gemütlich, doch man konnte es schon gut darin aushalten. Als sie wieder auf die Uhr blickte, war es bereits Mittag. Sie hatte solchen Hunger, dass sie fürchtete, wieder ohnmächtig zu werden. Rasch machte sie sich auf den Weg zum Hotel.
Erstaunt stellte sie fest, dass kein einziger Gast in der Bar saß, als sie hereinkam. Die Viehtreiber von der Gunneda Station mussten also schon gegangen sein. Charlie spülte Gläser und fluchte dabei auf den allgegenwärtigen Staub.
»Ich dachte, du hättest dich allmählich daran gewöhnt«, sagte sie so laut, dass Charlie erschrak und sie überrascht ansah. Erleichtert stellte er fest, dass sie fröhlicher wirkte als zuvor.
»Ich bin halb verhungert«, sagte sie. »Was gibt es heute zu essen?«
»Ich kann dir ein Steak und ein paar Eier braten«, schlug er entgegen ihren Erwartungen vor.
Estella war so hungrig, dass sie in Versuchung geriet, sein Angebot anzunehmen. »Ist das Steak Rindfleisch?«
»Hättest du lieber Känguru oder Emu? Schmeckt beides sehr gut.«
Estella sah, dass er es ernst meinte. »Danke, ein Sandwich mit Corned-Beef reicht mir vollkommen. Oder gib mir lieber gleich zwei! Ich hab das Haus deines Bruders geputzt und mich dabei hungrig gearbeitet.«
»Das ist gut. Du bist ein bisschen mager für eine Frau, die ...«, er senkte die Stimme, »in Umständen ist.«
»Ich hatte in den ersten Wochen sehr unter morgendlicher Übelkeit zu leiden, aber das scheint zum Glück vorüber zu sein, obwohl ich in einigen Dingen immer noch empfindlich bin. Ich weiß gar nicht, warum es Morgenübelkeit genannt wird – mir war den ganzen Tag schlecht, und das jeden Tag, sodass ich ziemlich abgenommen habe. Aber das ist ganz gut so, denn ich möchte noch nicht, dass die Leute von meinem Zustand erfahren.«
»Tut mir Leid, dass du Ross’ Haus allein putzen musstest, Estella.«
»Kylie hat mir heute Morgen geholfen. Sie hat die Küche sauber gemacht – blitzsauber!«
»Das war sehr nett von ihr.« Charlie senkte den Kopf, und Estella erriet seine Gedanken.
»Charlie ...«
»Ich habe versucht, zum Haus zu gehen, Estella. Ich bin bis zur
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