Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
Aborigines sprechen hörte.
Charlies Logik – oder gerade das Gegenteil davon – machte Estella sprachlos. Ihr fiel die Andeutung von Tante Flo wieder ein, dass Charlie eigenwillig und unkonventionell sei; jetzt erkannte sie, was Flo damit gemeint hatte. Dann aber sagte sie sich, dass es am besten sei, das Thema zu wechseln. »In Ross’ Haus ist noch so viel zu tun, Charlie, und ich weiß nicht, woher ich das Geld für Farbe, neues Wellblech und Holzpfeiler für die Veranda nehmen soll.«
»Marty Edwards hat alles, was du brauchst, in seinem Laden. Und wenn nicht, bestellt er’s für dich.«
»Das ist ja alles schön und gut, aber wie ich schon sagte, habe ich ein Geldproblem. Ich muss arbeiten, um die Mittel zusammenzukriegen, die ich brauche. Ich möchte, dass das Haus wohnlich ist, wenn das Baby kommt.«
»Ich habe dir doch gestern schon gesagt, Estella, dass du einfach alles anschreiben lässt und bezahlst, wenn du das Geld hast. Das tun hier alle. Ich würde dir gern helfen, aber ich habe die gleichen Probleme wie du und warte oft Monate auf Bezahlung.«
»Ich würde mich nur sehr ungern verschulden.« Estella wollte ihm nicht sagen, dass Schulden der Hauptgrund für das Scheitern ihrer Ehe gewesen waren – das hatte James zumindest behauptet.
»Aber das ist hier draußen die einzige Möglichkeit. Wenn du tatsächlich eine Arbeit bekommst, dann erwarte nicht, mit Bargeld entlohnt zu werden. Hier hat niemand einen Penny –erst wenn er Getreide oder Vieh verkaufen kann. Hier ist man monatelang arm, dann ein paar Tage lang reich, und dann bezahlt man seine Schulden und ist wieder arm. So geht’s hier jedem.«
Estella sagte betrübt: »Ich weiß ja nicht einmal, ob es bei mir mit der Arbeit gut geht. Niemand hier wird mich akzeptieren, geschweige denn, mich dafür bezahlen, dass ich für ihn arbeite.«
»Die Leute glauben nicht, dass du tatsächlich hier bleibst, Estella.« Charlie verschwieg ihr wohlweislich, dass die Männer bereits Wetten abschlossen, wie lange sie durchhielt. Er war froh, dass sie die Tafel hinter ihm noch nicht entdeckt hatte, auf der die Daten und Wetteinsätze notiert waren.
»Wirklich? Wie lange hat Murphy mir denn gegeben? Eine Woche – oder sogar zwei?«
Unwillkürlich wandte Charlie sich um und blickte auf die Tafel. »Zwei Wochen«, sagte er und hätte sich im selben Moment ohrfeigen können, denn Estella war seinem Blick gefolgt.
Während sie mit zusammengekniffenen Augen auf die Tafel starrte, meinte sie: »Du musst mir erlauben, die Wetten eigenhändig abzuwischen, wenn ich bleibe, einverstanden?«
Charlie nickte. Wenn Estella durchhielt, hatte sie jedes Recht dazu.
»Wenn ich nur ein bisschen Geld oder Vernunft hätte, würde ich allerdings nicht bleiben«, sagte Estella. »Die Männer, die gestern Abend hier waren, haben mir jedenfalls das Gefühl gegeben, höchst unwillkommen zu sein.«
»Vielleicht ist es ja ein guter Anfang, das Haus instand zu setzen.« Und deine Meinung öfter für dich zu behalten, wäre auch hilfreich, fügte Charlie in Gedanken hinzu. »Dann wüssten die Leute in der Stadt, dass du es ernst meinst.«
»Vielleicht hast du Recht. Die Leute würden mich ernster nehmen, wenn sie wüssten, dass ich auf Dauer bleiben will. Und sie würden sich mit der Zeit daran gewöhnen, dass ichRoss’ Platz einnehme.« Sie senkte den Kopf, denn ihr war klar, dass sie niemals seinen Platz in den Herzen der Menschen einnehmen würde. »Aber dann sollte ich die Leute auch nicht länger belügen. Ich sollte ihnen sagen, wer ich bin.« Sie lächelte müde. »Es wäre die Sache schon deshalb wert, um ihre Gesichter zu sehen.«
Charlie erschrak. Wenn Estella das wirklich tat, würde er selbst in Kangaroo Crossing in Ungnade fallen, weil er seine Freunde getäuscht hatte. Sie würden erkennen, dass er über Estella Bescheid gewusst hatte, und wütend auf ihn sein, dass er es ihnen verschwiegen hatte. »Estella«, sagte er beschwörend, »in dieser Stadt hat jeder seine Geheimnisse. Du glaubst doch nicht, jemand würde freiwillig an einem Ort wie Kangaroo Crossing leben, wenn er nicht vor etwas davonläuft? Das solltest gerade du wissen!«
»Es leben doch keine gefährlichen Kriminellen hier?« Sie legte die Hand wie beschützend auf ihren Leib.
»Aber nein, so habe ich es nicht gemeint. Viele Leute hier haben persönliche Tragödien erlebt und Schicksalsschläge hinnehmen müssen ... Dinge, wie auch du sie durchgemacht hast.«
»Ich möchte nicht, dass
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