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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Eingangstür gekommen, aber dann konnte ich nicht weiter. Die Stille machte mir Angst. Ross war ein so fröhlicher Mensch. Seine Arbeit hat er sehr ernst genommen, er war immer gut gelaunt und – trotz seines eigenen Kummers.«
    Sein Blick sagte Estella, wovon er sprach.
    »Wir haben schöne Zeiten miteinander verlebt«, fuhr Charlie fort. »Ross hat nicht so viel getrunken wie ich, aber wenn er ein paar Gläser intus hatte, konnte man verdammt viel Spaßmit ihm haben. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich ihn vermisse.«
    »Nein, das kann ich nicht. Aber es tut mir Leid, dass ich gestern Abend so hart über dich geurteilt habe. Inzwischen habe ich begriffen, wie nahe ihr einander gestanden habt ... und in einer so kleinen Stadt verliert man sehr viel, wenn jemand stirbt, mit dem man sich gut versteht.«
    Charlie nickte und deutete auf ein Regal mit gerahmten Fotos. »Das da ist Ross, kurz vor seinem Tod.«
    Estella blickte auf das Bild. Es war in der Bar aufgenommen und zeigte eine Gruppe Männer, die ihre Gläser erhoben hatten. Estella erkannte Ross auf Anhieb wieder, denn Tante Flo hatte ihr ein Foto von ihm gegeben. Er stand in der Mitte, sah jedoch älter aus als auf dem Foto von Flo. Er schien kleiner gewesen zu sein als Charlie, und seine Haare waren offenbar nicht ganz so grau gewesen. Sein Gesicht war tief gebräunt, und er lächelte ein wenig traurig. Estella stellte fest, dass seine Augen den ihren glichen, auch wenn sie die Farbe nicht erkennen konnte. »Waren seine Augen auch grün, so wie meine?«, fragte sie.
    »Ja«, erwiderte Charlie. »Du hast die gleichen Augen wie Ross.« Beide schwiegen verlegen, und Charlie wandte sich zur Seite, als ein verdächtiger Glanz in seine Augen trat.
    Plötzlich hörten sie hinter dem Hotel jemanden rufen. Estella war sicher, dass es ein Aborigine war. Sie warf Charlie einen ängstlichen Blick zu, doch seine Miene hellte sich auf, bevor er durch die Hintertür verschwand und Estella allein zurückließ. Kurz darauf kam er mit einer Aborigine-Frau zurück, die er hinter sich herzog. Sie war klein und kräftig, hatte lockiges dunkles Haar und dünne Arme. Die Frau lächelte Estella freundlich an. Estella konnte ihren Unterkörper nicht sehen, weil sie hinter der Bar stand, doch sie hatte schwere, volle Brüste, die von dem staubigen, orangefarbenen Stoff ihres Oberteils nur mit Mühe gehalten wurden.
    »Estella, das ist Edna«, sagte Charlie und bedachte die Aborigine mit einem Blick voller Zuneigung. »Edna, das hier ist unsere neue Tierärztin, Estella Lawford.«
    »Hallo, Missus«, sagte Edna und musterte Estella ohne Scheu, bevor sie Charlie anlächelte und dabei eine Zahnlücke an jener Stelle entblößte, an der einst ihre vorderen Schneidezähne gewesen waren.
    »Freut mich, Sie kennen zu lernen«, gab Estella zurück, fasziniert von der Aborigine, die offensichtlich gerade von einem Streifzug mit anderen Angehörigen ihres Volkes zurückgekommen war. Estella war froh, dass Charlie so freundlich mit ihr umging, denn das konnte nur bedeuten, dass diese Aborigines nicht feindselig waren.
    »Mein Mann!«, sagte Edna und legte Charlie eine Hand auf die Brust, als wäre er ihr Eigentum.
    Estella war sicher, sich verhört zu haben.
    »Sie hat Recht«, bestätigte Charlie mit einem verlegenen Blick. »Edna ist ... meine Frau.« Dabei beobachtete er gespannt Estellas Reaktion.
    »Oh!« Estella war so verblüfft, dass ihr für einen Moment die Worte fehlten. »Ich wusste gar nicht, dass du verheiratet bist.«
    »Verheiratet? Himmel, nein! Ich verstehe mich großartig mit Edna. Wenn sie walkabout geht, komme ich gut allein zurecht, und wir lassen einander unsere Freiheit. Sie stellt keine Ansprüche, wir gehen uns nicht auf die Nerven, und es gibt kein amtliches Stück Papier, das uns aneinander bindet, was mir ganz recht ist.«
    »Willst du damit sagen, sie ist deine ... Geliebte?«, fragte Estella entsetzt.
    »Sprich nicht so abfällig davon, Estella. Edna ist eine gute Gefährtin. Sie ist unkompliziert. Ich brauche ihr keine Blumen zu schenken oder Pralinen zu kaufen ... ich kann mir all dieses lächerliche Getue sparen, mit dem man sonst Frauen umwirbt.«
    »Jede Frau lässt sich gern umwerben«, meinte Estella trotzig.
    »Edna braucht solche Schmeicheleien nicht«, gab Charlie zurück.
    Edna spürte, dass Estella keine Konkurrenz darstellte, da diese und Charlie sich offensichtlich nicht verstanden. Kichernd ging sie wieder hinaus, wo Estella sie mit anderen

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