Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
ist sehr niedergeschlagen. Ich dachte, es sei wegen der Dürre. Alle leiden darunter, vor allem aber die Männer. Die Frauen sind normalerweise zu beschäftigt, um sich viele Gedanken zu machen.«
»Ihr Vieh muss isoliert werden, Annie. Die Seuche befällt auch Schafe und Ziegen, sogar Hunde. Menschen stecken sich meist durch Kontakt mit erkrankten Tieren an, oder indem die Bakterien in eine offene Wunde eindringen. Auch über die Atemwege oder durch das Trinken der Milch von infizierten Kühen kann man Brucellose bekommen. Die Bakterien finden sich sogar in Ziegenkäse. Reg sagte, Sie hätten keine Schweine – besitzen Sie Ziegen?«
»Nein, aber wir haben ein paar Hütehunde.«
»Dann halten Sie die Hunde für eine Weile von den Rindern fern.«
»Wird Teddy wieder ganz gesund, Estella?«
»Ja, mit Hilfe der Medikamente, die Dan ihm gegeben hat, wird er sich schnell erholen und auch keinen Rückfall erleiden, solange er nicht wieder mit erkrankten Tieren in Kontakt kommt.«
»Und die Rinder? Wie viele von ihnen werden sterben?«
»Schwer zu sagen. Sie werden sicher mehrere Tiere verlieren, und die Milchproduktion wird zurückgehen. Aber wie ich schon sagte, können einige kranke Tiere die Krankheit überstehen und wieder gesund werden. Leider gibt es keine wirksame Behandlung gegen diese Seuche.« Sie sah Annie nachdenklich an. »Die Wissenschaftler glauben allgemein nicht daran, dass die Krankheit auch von Mensch zu Mensch weitergegeben werden kann. Aber sie halten es dann für möglich, wenn ein Paar intime Beziehungen hat, zum Beispiel Ehepartner ...« Estella fühlte, wie sie errötete. »Wahrscheinlich hat Dan Ihnen das schon gesagt.«
»Nein«, erwiderte Annie.
»Ich weiß, dass Sie im Moment sicher zuallerletzt daran denken, aber ich dachte, Sie sollten es wissen.« Estella war es peinlich, ein solches Gespräch mit Annie zu führen, die sie erst seit einigen Minuten kannte – doch sie wollte, dass Annie um die Risiken wusste.
»Danke für Ihre Offenheit. Um ehrlich zu sein ist es mir lieber, diese Dinge von Ihnen zu hören als von Dan. Er wird bei solchen Themen immer sehr verlegen, und das macht mich nervös. Ich glaube, es liegt daran, dass er noch immer allein stehend ist. Würden Sie mir erlauben, auch mit Ihnen offen zu sprechen, Estella?«
Sie lächelte leicht. »Wenn Sie mir sagen wollen, dass Teddy meine Anwesenheit hier nicht recht ist – das hat er mir selbst schon mehr als deutlich zu verstehen gegeben.«
»Ich wollte sagen, dass wir im Moment knapp an Bargeld sind. Deshalb kann ich Sie für Ihre Hilfe nicht bezahlen.«
»Sie schulden mir nichts, Annie. Sie haben mich nicht gebeten, nach Ihren Tieren zu sehen, also kann ich auch keine Bezahlung verlangen.«
Annie wirkte verlegen. »Hier im Busch regeln wir die Dinge anders. Gehen wir zum Haus zurück, ja?«
Estella hatte Annie nicht das Gefühl geben wollen, sie stehe in ihrer Schuld, doch sie hatte auch nicht damit rechnen können, in Annie einer so stolzen Frau zu begegnen.
Während Annie beschäftigt war, ging Estella zu Teddy. Er wirkte sehr krank. Seine Haut hatte eine graue Färbung angenommen, und er war in Schweiß gebadet, zitterte jedoch vor Kälte.
»Ich brauche wohl nicht zu fragen, wie es Ihnen geht«, sagte Estella, als er den Kopf wandte, um zu sehen, wer an der Tür stand.
»Was haben Sie denn hier zu suchen?«, stieß er heiser hervor.
»Ich wollte gerade mit Dan und Murphy einige der anderen Farmen besuchen, als Annie anrief. Es tut mir Leid, dass Sie krank sind«, erwiderte Estella.
»Mich hat nur ’ne fiebrige Grippe erwischt, also behaupten Sie jetzt bloß nichts anderes. Und ich verbiete Ihnen, die Situation auszunutzen und mein Vieh zu untersuchen, während ich hier liege!«
»Wir könnten viele Tiere retten und außerdem das Vieh der anderen Farmer schützen, Teddy.«
»Um Himmels willen, sagen Sie denen nichts, sonst vergesse ich mich!«, rief er. »Wenn Sie herumlaufen und herausposaunen, dass meine Rinder eine Krankheit haben, obwohl sie völlig gesund sind, können Sie mich und meine Familie gleich zu Aussätzigen erklären!«
»Ihre Rinder haben Brucellose, Teddy, genau wie Sie selbst. Schauen Sie den Tatsachen ins Auge – und tun Sie etwas dagegen!«
Teddys blasses Gesicht nahm eine ungesunde Röte an. »Annie hat auch so schon genug Sorgen! Scheren Sie sich fort, und hören Sie gefälligst auf, sich in unser Leben einzumischen!«
Estella wandte sich um und verließ den Raum.
Als sie
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