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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Estellas persönliche Verhältnisse, doch ihm gefiel der Gedanke nicht, dass sie am Ende vielleicht wegen der Eifersüchteleien ihrer Verehrer wieder fortging, denn die Farmer brauchten einen tüchtigen Tierarzt. Der Gedanke, sich zu verlieben, lag Murphy selbst fern. Er hatte schon vor langer Zeit beschlossen, ein solches Glück nicht verdient zu haben.
    Estella ahnte, dass Teddys Kommentar über sie nicht sehr schmeichelhaft ausgefallen war. Sicher hatte er allen erzählt, sie sei unfähig. Doch auch Regs Bemerkung und seine gierigen Blicke ärgerten sie.
    »Sieht so aus, als hätten Sie Probleme mit dem Vieh«, sagte sie, während sie zwischen den Stangen des Gatters hindurchschlüpfte und dann kniend eines der toten Kälber untersuchte. »Wissen Sie, von welcher Kuh dieses Kalb stammt?«
    Reg starrte sie an, als hätte sie ihn soeben gefragt, ob Tag oder Nacht war. Mit aufreizender Langsamkeit deutete er auf das Muttertier, eine kleinere, kräftige Kuh, die mit hängendemKopf und gespreizten Vorderbeinen in der Nähe stand. Estella ignorierte Reg und untersuchte das Tier eingehend.
    »Seid ihr beim Viehmarkt in Port Augusta gewesen?«, fragte Murphy, an Reg gewandt.
    »Ja, weil Ferret darauf bestanden hat, sind wir mit seinem Lastwagen den Track runtergefahren. Aber das war das letzte Mal, dass ich auf Ferret gehört habe. Es war so trocken, dass der Track sich in pudrigen Staub verwandelt hatte und wir die Hälfte der Zeit damit beschäftigt waren, die Achsen vom Laster aus dem Sand zu graben. Das nächste Mal könntest du uns ja runterfliegen, Murphy, oder?«
    »Verkaufen viele Farmer jetzt ihr Vieh?«
    »Nein, erstaunlicherweise nicht. Ich bin nur hingefahren, um zu sehen, wie die Preise sind. Anscheinend hatten viele Farmer dieselbe Idee. Die wenigen, die ihr Vieh anboten, haben dafür nur einen Bruchteil des tatsächlichen Werts bekommen. Es war schlimm. Diese Burschen hatten wahrscheinlich – genau wie ich – angenommen, dass die Preise gerade jetzt besser sind, weil Rind- und Lammfleisch knapp ist. Wir haben schon alles verkauft, was wir entbehren können, und nur die Zuchttiere behalten, damit wir die Dürre überstehen können und danach wieder auf die Beine kommen. Aber es wird schwer. Wir brauchen dringend Regen, und wir können es uns gerade jetzt nicht leisten, Kälber zu verlieren. Teddy sagte, die Kühe fräßen schlecht, und sie sehen krank aus, nicht wahr? Dass Teddy jetzt selbst krank geworden ist, hat uns gerade noch gefehlt!« Er sah Estella an, sichtlich überrascht, dass sie zu wissen schien, was sie tat. »Was ist der Grund, dass die Kühe ihre Kälber verlieren? Was meinen Sie?«
    Estella antwortete ihm nüchtern und sachlich: »Brucellose. Die Symptome sind starkes Schwitzen, Schüttelfrost, Appetitlosigkeit, allgemeines Unwohlsein – und Frühgeburten. Ich würde Ihnen raten, keine ihrer körperlichen Ausscheidungenzu berühren, wenn sie ihre Kälber verlieren, und die Milch dieser Kühe nicht zu trinken.«
    »Verdammt!«, stieß Reg hervor. »Ist es wirklich so ernst?«
    »Ich fürchte, ja. Haben Sie Schweine auf der Farm?«
    »Nein.«
    »Das ist gut. Die Brucellose-Erreger, die man bei Schweinen findet, können nämlich für Menschen tödlich sein.«
    »Für Menschen? Erzählen Sie mir nicht, dass wir diese Krankheit auch bekommen können!«
    »Doch. Und ich glaube sogar, dass Teddy sie hat. Dr. Dan ist gerade bei ihm, also werden wir es bald wissen.«
    Estella ließ Reg alle Kühe einzeln in eine schmale Box treiben, wo sie die Tiere gefahrlos untersuchen konnte. Murphy fand, dass sie nervös wirkte, aber das war auch das einzige Anzeichen für ihre mangelnde Erfahrung. Sie schien sich schnell wieder zu fangen und arbeitete nun sehr professionell. Murphy konnte nicht ahnen, dass sie an ihr ungeborenes Kind gedacht hatte – doch wenn sie Handschuhe trug und vorsichtig zu Werke ging, war die Gefahr sehr gering, dass sie selbst an Brucellose erkrankte. Teddy hatte sicher keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen, da er nichts über die Krankheit wusste – und seine jämmerliche Verfassung war nun die Folge.
    Nachdem Estella sich die Mäuler, Augen und Ohren der betroffenen Tiere angesehen hatte, befühlte sie deren Hinterleiber. Dann streifte sie einen Gummihandschuh über und untersuchte jede Kuh innerlich, um herauszufinden, welche ihr Kalb verloren hatte und welche noch trächtig war. Von den Kühen in der Umzäunung hatten neun geboren, während elf andere noch Kälber

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