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Ein Hologramm für den König

Ein Hologramm für den König

Titel: Ein Hologramm für den König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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wirkte jetzt wie völlig im Plan. Überall waren Arbeiter in ihren primärfarbenen Overalls eifrig damit beschäftigt, die Stadt zu bauen. Jeder Investor, der das Projekt von diesem Aussichtspunkt sah, würde überzeugt sein, dass es mit sehr viel Geschmack und mit, zumindest in Alans Augen, bewundernswertem Tempo fertiggestellt wurde.
    – Gefällt es Ihnen?, fragte Mudschaddid.
    – Ja, sagte Alan. Sehen Sie nur. Alle Städte brauchen Flüsse.
    – Allerdings, sagte Mudschaddid.
    Auch Yousef blickte durch die Scheibe, das Gesicht ohne jeden Zynismus. Er schien die Aussicht arglos zu genießen.
    Sajed und Mudschaddid führten Alan und Yousef zu einem Fahrstuhl. Sie sackten zwei Stockwerke nach unten, und als die Türen sich öffneten, waren sie in einer Tiefgarage.
    – Hier entlang.
    Sajed ging voraus zu einem Geländewagen. Sie stiegen ein. Er roch neu. Sie fuhren eine Rampe hoch und wieder hinein ins Licht. Sie bogen scharf nach links, fuhren Richtung Wasser, und Sekunden später hielt der Wagen.
    – Da wären wir, sagte Mudschaddid.
    Sie waren zweihundert Meter gefahren. Vor ihnen stand ein riesiges Zelt, weiß und straff. Es sah aus wie ein Hochzeitszelt.
    – Danke, sagte Alan und trat wieder in die Hitze.
    – Dann sehen wir Sie also um 15.00 Uhr?, sagte Sajed.
    Irgendwann musste ein Termin erwähnt worden sein.
    – Ja, sagte Alan. Im Hauptgebäude oder im Empfangszentrum?
    – Das Treffen ist im Hauptgebäude, sagte Sajed. Mit Karim al-Ahmad. Er ist ihr Hauptansprechpartner.
    Alan blieb ratlos vor dem Zelt stehen. Es hatte eine Vinyltür.
    – Meine Leute sind da drin?, fragte er.
    – Ja, sagte Mudschaddid mit einem Gesichtsausdruck, der weder zweifelnd noch entschuldigend war.
    – In einem Zelt, sagte Alan.
    Es schien unmöglich. Alan war sicher, dass da irgendwas schiefgelaufen war.
    – Ja, sagte Mudschaddid. Ihre Präsentation findet im Präsentationszelt statt. Ich bin sicher, dass Sie drinnen alles finden, was Sie brauchen.
    Und er schloss die Tür und war weg.
    Alan wandte sich an Yousef.
    – Ich bin sicher, Sie können jetzt fahren.
    – Sie wissen, wie Sie zurückkommen?
    – Ja, es gibt einen Kleinbus oder so.
    Sie einigten sich auf einen Preis, und Alan bezahlte ihn. Yousef schrieb eine Reihe von Ziffern auf eine Geschäftskarte.
    – Falls Sie mal wieder den Shuttle verpassen, sagte er.
    Sie schüttelten sich die Hände.
    Yousef warf einen Blick auf das Zelt und zog die Augenbrauen hoch.
    – Volle Fahrt voraus, sagte er, und weg war er.

VII.
    IM ZELT SAH ALAN NIEMANDEN. Es war ein großer und leerer Raum, der nach Schweiß und Kunststoff roch. Der Boden war mit Perserteppichen belegt, Dutzende, die sich überlappten. Rund dreißig Klappstühle standen wahllos herum, als ob hier eine Hochzeit stattgefunden hätte und die Gäste soeben gegangen wären. An einem Ende des Zeltes war eine Bühne, wo Alans Team die Lautsprecher und Projektoren aufbauen würde.
    In der hintersten Ecke des Zeltes konnte er drei Gestalten ausmachen, schemenhaft und geduckt, die auf die grauen Bildschirme ihrer Laptops blickten. Er ging zu ihnen.
    – Da ist er!, donnerte eine Stimme.
    Das war Brad. Er trug eine Kakihose und ein frisches weißes Hemd, die Ärmel hochgekrempelt. Er stand auf, um Alan die Hand zu schütteln, und gab sich alle Mühe, die Knochen darin zu verbiegen. Mit seiner kleinen, stämmigen Statur und den O-Beinen sah er aus wie ein Ringer-Coach.
    – Hey, Brad. Schön, Sie zu sehen.
    Rachel und Cayley erhoben sich. Sie hatten ihre Abajas abgelegt und begrüßten Alan barfuß, in Shorts und Trägerhemden. Das Zelt war klimatisiert, hatte aber alles andere als eine angenehme Temperatur. Alle drei jungen Leute glänzten.
    Sie warteten, dass Alan etwas sagte. Er hatte keine Ahnung, was passend wäre. Er kannte diese jungen Leute nur flüchtig. Sie hatten sich auf Drängen von Eric Ingvall vor drei Monaten kurz getroffen, in Boston. Pläne wurden aufgestellt und Aufgaben, Deadlines und Ziele erläutert. Man hatte ihnen Papiere zum Unterzeichnen gegeben, Erklärungen, die vom Königreich verlangt wurden und in denen sie versicherten, dass sie sich an die Gesetze Saudi-Arabiens halten würden und sich darüber im Klaren waren, dass sie im Falle eines Gesetzesverstoßes dieselben Strafen zu erwarten hatten wie die Einheimischen. In der Erklärung wurde unter anderem auch die Todesstrafe aufgeführt, die für bestimmte Delikte wie beispielsweise Ehebruch drohte, und ihnen war allen ein bisschen schwummrig

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