Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hueter erwacht

Ein Hueter erwacht

Titel: Ein Hueter erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
sein Haus zu verlassen. Doch er schaffte nur den halben Weg zur Tür. Der Schmerz wurde unerträglich, so daß Suraiya meinte, der Schädel müßte ihm platzen. Er ging zu Boden, sank hin.
    Und schließlich wünschte er sich, sein Kopf würde wirklich platzen! Weil dann vielleicht die grauenhaften Bilder, die urplötzlich darin waren und ihn quälten, vergangen wären!
    Aber er wurde nicht erlöst.
    Und so mußte Jug Suraiya den schlimmsten Alptraum seines Lebens bis zum Ende durchleben und - leiden, endlose Stunden lang.
    Den Traum von einer Welt, wie sie hoffentlich nie sein würde - regiert und geknechtet von Wesen, die sich die Menschheit hielten wie Vieh .
    *
    Der neue Tag kroch von Osten her auf Delhi zu. Sein Licht tauchte die Dächer der Stadt in glühendes Licht und kleidete die Kuppeln der Moscheen wie in gehämmertes Kupfer, während sich die Schatten in den Gassen drunten eher noch vertieften, als zöge sich alle Dunkelheit dorthin zurück auf der Flucht vor dem Morgen.
    Dies war die Zeit, da die Stadt Atem zu schöpfen schien, für ein Weilchen wenigstens. Denn manch einer, der sich in ihren Straßen umtrieb, verhielt in diesen Minuten und ließ sich einfangen von der Zelebration aus Licht und Schatten, ehe er das neue Tagwerk aufnahm und mitgerissen wurde von jenem Fluß, der Delhis Leben war.
    Vielleicht war Dinesh Pai der Einzige, dessen Augen blind waren für all dies. Wie hoffnungslos verirrt taumelte er aus einer der Passagen und hinein in den einsetzenden Verkehrsstrom, hindurch und zurück ins Dunkel, das am Grund der Gassen nistete - - und ihm unvorstellbare Schrecken entgegenspie, wohin er seinen Fuß auch setzte!
    Denn Dinesh Pai war auf der Flucht! Er floh vor Wesen, die Delhi heimlich, über Nacht erobert hatten. Und er selbst, so schien es ihm, war der Letzte, dessen sie noch nicht habhaft geworden waren .
    Begonnen hatte die Jagd auf ihn, kaum daß er Jug Suraiyas Haus verlassen hatte. Der gräßliche Schmerz in Dinesh Pais Kopf war lediglich der Auftakt gewesen; hatte er da noch geglaubt, es könnte ihm nichts Schlimmeres widerfahren, so sah er sich alsbald grausam getäuscht - - als sie aus den Schatten kamen!
    Erst folgten sie ihm nur in einigem Abstand, schließlich kamen sie näher, und dann überholten sie ihn, stets im Schutz der Dunkelheit, so daß Dinesh Pai ihrer nicht wirklich ansichtig wurde. Aber er ver-meinte selbst über die Distanz die frostige Aura zu spüren, in die sie gehüllt waren. Er sah die dunkle Glut ihrer Augen, die ihn mit ihren Blicken kalt berührte. Er hörte ihr gieriges Hecheln, und er wußte, wonach sie gierten - nach seinem Leben, seinem Blut! Er wußte es einfach.
    Dann hatte Dinesh Pai die anderen gesehen - jene Menschen, die die Jäger schon erwischt und erlegt hatten. Sie waren vom Tode auferstanden und ihren Mördern zum Gefolge geworden, beteiligten sich an der Hatz nach Dinesh Pai, der schreiend floh, wie blind ins Nichts, und doch gab es kein Entkommen, denn sie waren längst überall.
    Was war nur geschehen? hämmerte es in seinem schmerzenden Schädel. Wie hatte all das nur passieren können? Das war doch -völliger Irrsinn!
    Wieder griffen Klauen aus den Schatten nach ihm, und wieder gelang es Dinesh Pai im allerletzten Augenblick, dem Griff zu entschlüpfen. Als wollten sie ihn gar nicht wirklich packen - noch nicht Der Kelch!
    Irgendwie geriet der Kelch in Dinesh Pais wirre, panikgetränkte Gedanken. Warum? Hatte das Ding etwas mit all dem hier zu tun -das verfluchte Ding?
    Der Gedanke ging unter in wahngeborenen Bildern, die Dinesh Pai eine Welt vorgaukelten, die einzig für ihn existierte. Durch die er rannte - und dabei doch seinem wirklichen Zuhause näher und näher kam. In einem lichten Moment erkannte er es. Die Umgebung war vertraut, das Haus, in dem er mit seinem Bruder Radhey wohnte, ganz nahe.
    Dort mußte er hin! Vielleicht würde der Wahnsinn dann ein Ende haben; dort, wo alles vertraut war und sicher.
    Die blutgeilen Horden auf den Fersen und ihren hechelnden Atem wie einen kalten Wind im Nacken spürend, erreichte Dinesh Pai schließlich das kleine Haus. Er stürzte gegen die Tür, stolperte über die Schwelle - - und wurde von Gestalten empfangen, die grauenerregender waren als jene, von denen er sich verfolgt glaubte.
    Und sehr viel realer .
    *
    Radhey Pai war davon überzeugt gewesen, daß die Untoten aus dem Haus an der Grand Trunk Road ihn umbringen würden. Nur das konnten sie damit gemeint haben, als sie sagten, daß

Weitere Kostenlose Bücher