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Ein Hueter erwacht

Ein Hueter erwacht

Titel: Ein Hueter erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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spuckte aus, und zugleich lächelte er. Er haßte die Briten, immer noch, aber andererseits waren sie auch die Quelle, aus der er schöpfte. Diese Irren kauften ihm alles ab. Er mußte ihnen nur die passende Geschichte zu den jeweiligen Artefakten liefern, den Dingen Geheimnisse und Legenden andichten. Und das konnte Jug Su-raiya wie kein anderer.
    Mit dem Kelch würde er ihnen etwas ganz Besonderes anbieten. Etwas, an dem der Verfluchte, der den Zuschlag erhielt, lange Freude haben würde ...
    Lachend verließ Jug Suraiya sein Haus und tauchte ein in das Labyrinth der alten Kernstadt. Noch immer schmerzte ihm der Kopf, und jeder Schritt bereitete ihm Mühe. Aber jeder Schmerz war erträglicher als dieser Alptraum, dem er entronnen war - einstweilen Sein Ziel lag im Süden Delhis, dem Teil der Stadt, den man zurecht Neu Delhi nannte, weil er mit dem ursprünglichen kaum mehr etwas gemein hatte. Fast jeder Strauch war hier ein Zeichen dafür, wer diesen Teil der Stadt zu Beginn dieses Jahrhunderts entworfen und angelegt hatte. Eine neue Machtzentrale des britischen Empires hatte es werden sollen. Nach dem zweiten Weltkrieg war es damit zwar vorbei gewesen; die Spuren der Kolonialherren jedoch hatten die Jahrzehnte überdauert.
    Jug Suraiya passierte das India Gate, schlenderte ein Stück die Prachtavenue Rajpath entlang und tauchte dann ein in die Straßen jenseits des National Museums. In dessen Nähe befand sich in einem prunkvollen Bau die Residenz der »Tigers of Britain«, ein Herrenclub, der sich als Elite von eigenen Gnaden gefiel. Für Jug Surai-ya eine der größten Ansammlungen von Idioten, die sich in Delhi finden ließ - und mithin wie geschaffen für ihn und seine Geschäfte Vordergründig ging es den Mitgliedern dieser versnobten Bande um den niveauvollen Gedankenaustausch mit Gleichgesinnten, und tatsächlich mochten die Kerle ab und an etwas Sinnvolles tun -etwa, wenn sie einen kleinen Teil ihrer unverschämt großen Reichtümer für wohltätige Zwecke spendeten. Tatsächlich aber, und das wußte Jug Suraiya aus eigener Anschauung, war der Club Tarnung für mitunter dubiose Geschäfte und Alibi für private Eskapaden. Daß die Eheweiber dieser ehrenwerten Gentlemen selbigen nicht nachstanden, wußte Suraiya ebenso. Sie frönten ihren bisweilen abseitigen Vergnügen in ähnlich elitären Zirkeln.
    All das kümmerte Jug Suraiya jedoch nicht wirklich, es ging ihm nur durch den Sinn, während er das wuchtige Gebäude umrundete und zum Hintereingang ging. Der wurde zwar ebenso bewacht wie das Portal an der Front, hier jedoch ließ man Suraiya passieren, die Uniformierten grüßten ihn sogar mit einem Nicken. Suraiya winkte ihnen zu und verschwand dann im Gewirr der Wirtschaftsräume. Auch hier hielt ihn niemand auf; im Gegenteil. Hier und da wurde er nur begrüßt wie ein alter Bekannter.
    Über eine Treppe gelangte er schließlich hinauf in die Räumlichkeiten, die der Club nutzte. Im Hintergrund einer kleinen Halle hielt er sich dann verborgen. Mit einem leisen Pfiff machte er einen der livrierten Bediensteten auf sich aufmerksam und winkte ihn zu sich.
    »James, alter Knabe, wie stehen die Dinge?« fragte er den Diener aufgesetzt freundlich.
    Der ältere Mann verzog mißbilligend das Gesicht über soviel Vertraulichkeit, ging ansonsten aber darüber hinweg.
    »Mister Suraiya, was kann ich für Sie tun?« fragte er nur distanziert.
    »Holen Sie Eddie her«, verlangte der Händler und konnte sich nicht verkneifen, ein befehlendes »Flott!« hinzuzufügen. Er liebte es, die Nachfahren der einstigen Kolonialherren herumzuscheuchen .
    »Ich nehme an, Sie wünschen Sir Edward zu sprechen?« hakte der Diener nach.
    »Sag' ich doch«, gab Suraiya sich ungeduldig. »Eddie. Los, holen Sie ihn her.«
    »Einen Moment bitte, Mister Suraiya.« Der Mann wandte sich ab und verließ die Halle. Noch in derselben Minute kehrte er zurück, blieb an der Tür stehen und wies mit knapper Geste in Jug Suraiyas Richtung.
    Ein anderer folgte ihm und kam dann mit großen Schritten auf den Händler zu. Sein schneeweißes Haar war ihm ob der Eile etwas in Unordnung geraten. Zwei Strähnen hingen ihm wirr in die hohe Stirn. Sein Schnurrbart sträubte sich sichtlich, als er vor dem Besucher stehenblieb.
    »Suraiya!« fuhr Sir Edward Montgomery zischend auf. »Wie oft muß ich Ihnen noch sagen, daß Sie nicht unangemeldet hier aufkreuzen sollen? Sind Sie denn von Sinnen?«
    Wenn du wüßtest, wie sehr ..., dachte Jug Suraiya, aber er

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