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Ein Hueter erwacht

Ein Hueter erwacht

Titel: Ein Hueter erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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geholfen, den schmerzhaften Verlust, der tief in der Vergangenheit wurzelte, zu überwinden. Nur manchmal verspürte er ihn noch, gepaart mit Trauer, wenn in melancholischen Momenten seine Gedanken zurückirrten in jene schreckliche Nacht . Aber vielleicht war die Zeit der Erinnerung ja vorüber. Vielleicht begann heute eine neue ...
    Geraint Wyngaard tänzelte zu den Klängen des Cembalos durch die dämmerige Halle, den Kelch mit beiden Händen haltend, als führte er eine Tanzpartnerin übers Parkett. Schließlich langte er an der Tür des Salons an, in dem das Instrument gespielt wurde. Der Raum hinter der Schwelle war leer bis auf eine Sitzgruppe, die in einer Insel aus Kerzenlicht lag; etwas entfernt davon und durch Dunkelheit abgespalten befand sich das Cembalo, ebenfalls illuminiert von flackernden Licht. Daran saß, mit dem gebeugten Rücken zur Tür, eine schmale Gestalt, in eine schwarze Livree gekleidet.
    »Alfred, mein getreuer Diener!«
    Die letzten Akkorde schienen sich in der Dunkelheit des Salons zu verfangen wie in einem Spinnengewebe, dann vergingen sie. Stille kehrte ein, in der das Rascheln der Kleidung Alfreds überlaut klang.
    »Ihr seid schon zurück, Herr?«
    »Wie du siehst«, erwiderte Geraint mit einer Fröhlichkeit, die sein Diener kaum einmal zuvor an ihm erlebt hatte. Ein müdes Lächeln wischte über dessen eingefallenes, bleiches Gesicht.
    »Es freut mich, Euch in so guter Laune zu sehen, Herr. Mir dünkt, ich sah Euch das letzte Mal in solcher Verfassung, als Ihr diese MißWahl in New York aufgesucht hattet.«
    Geraint Wyngaard machte eine wegwerfende Geste. »Kein Vergleich, mein Bester! Nie zuvor hatte ich solchen Grund zum Feiern wie heute.«
    Alfred erhob sich, eine hagere Gestalt, deren Kräfte ihren Zenit längst überschritten hatten, und kam auf Geraint zu.
    »Und der wäre, wenn die Frage gestattet ist?«
    »Später, Alfred, später. Erst möchte ich mich stärken. Mich gelüstet nach einem kräftigenden Mahl.«
    »Natürlich, Herr.«
    Der Diener ging an Wyngaard vorüber, bat, ihm zu folgen, und öffnete eine der anderen Türen, die von der Halle abgingen. Den Raum dort dominierte eine langgestreckte Tafel, an deren Enden je ein hochlehniger Stuhl stand. Und auf dem Tisch selbst - - lag ein dunkelhäutiges Mädchen von kaum zwanzig Jahren, die Augen im Schlaf geschlossen und nackt bis auf ein weißes Tuch, das seine Blöße verdeckte.
    Alfred trat zu ihm und zog das Tuch fort, um dann einladend auf das Freigelegte zu weisen. »Es ist angerichtet, Herr.«
    *
    Die Angst der jungen Frau währte nur Sekunden. Kaum daß Geraint Wyngaard sie aus dem Schlaf gelockt hatte, nahm er ihren angstvoll flatternden Blick mit dem seinen gefangen, und wie über eine unsichtbare Rinne floß Ruhe hinüber, drang tief in das Mädchen vor und ertränkte seine Furcht.
    »So gefällst du mir«, flüsterte Geraint Wyngaard, während seine Finger wie von eigenem Leben erfüllt über die nackte Haut wanderten. Weich war sie, fast samten, und Geraint korrigierte seine Schätzung des Alters um drei, vier Jahre nach unten.
    »Wie ist dein Name?« fragte er.
    »Sham«, kam es leise zurück.
    »Sham. Wie hübsch.«
    »Danke, Herr.«
    Geraint Wyngaard schüttelte amüsiert den Kopf. »Ach, nenn mich nicht Herr, meine liebe Sham. Wir wollen doch ganz vertraut miteinander umgehen, nicht wahr?«
    Sham nickte. »Wenn ihr wollt.«
    »Geraint, nenn mich Geraint, ja?«
    »Ja ... Geraint.« Sham hielt den Namen ihres Verführers wie kostend auf der Zunge.
    Wyngaard rückte ein wenig von dem Mädchen ab, das auf der Ta-fel aus dunklem Edelholz saß. »Hilf mir, Sham.« Er breitete die Arme aus und nickte ihr auffordernd zu, mit einem aufgesetzt schamhaften Lächeln.
    Sham glitt von der Tafel herunter und trat vor Geraint hin. Ihre Finger zitterten, als sie an den Knöpfen von Wyngaards Kleidern zu nesteln begann.
    »Gemach«, beruhigte Geraint ihn. »Wir haben alle Zeit der Welt.«
    Seine Worte und sein Ton verfingen; Sham wurde ruhiger, streifte dem anderen den Rock ab, öffnete ihm dann das rüschenbesetzte Hemd und hauchte ihren warmen Atem auf die kalte Brust Ge-raints. Der erschauerte darunter und stöhnte wohlig auf.
    »Alfred versteht es, unter Tausenden die Richtige zu finden«, seufzte er tief befriedigt.
    Derweil hatte Sham sich auf die Knie niedergelassen, wobei sie Geraint die Hose an den Beinen hinabstreifte. Was sie darunter erblickte, schien sie einen Moment lang wie fasziniert innehalten zu lassen.

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