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Ein Hueter erwacht

Ein Hueter erwacht

Titel: Ein Hueter erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Vampir dann fort. »Der einzige Gefährte, der mir noch blieb, nachdem meine Sippe .«
    Der Diener hob einhaltend die Hand. »Ihr solltet nicht daran denken, Herr«, meinte er.
    Geraint zuckte die Schultern. Ein müdes Lächeln huschte über seine noch immer jungen Züge. »Ich werde immer daran denken müssen, Alfred, immer wieder. Es zählt zu den Dingen, die auch ein Wesen nicht vergessen kann, dessen Leben nach Jahrhunderten zählt. Jene Nacht bleibt - unvergeßlich. Wie auch der Schmerz, den sie mir bescherte .«
    Geraints Gedanken eilten hinfort, zurück in vergangene Zeiten, weg aus Delhi, nach .
    . Berlin.
    Und Geraint begann zu erzählen. Mit einer Stimme, die ihm selbst fremd war, und so kam es ihm vor, als lausche er den Worten und der Geschichte, der Lebensgeschichte eines ganz anderen.
    »Wir waren den Menschen nie wirklich nahe - unsere Sippe nicht, und gewiß auch keine andere. Wir lebten unter den Menschen, in ihren Städten, und wir nahmen Einfluß auf ihre Geschicke, aber es verband uns nichts mit ihnen - von ihrem Blut freilich abgesehen, das uns seit jeher Nahrung ist.
    Damals jedoch, in jener Nacht, die nun schon über fünfzig Jahre zurückliegt, teilten wir, meine Sippe und die Menschen Berlins, ein und dasselbe Schicksal. Ich bin mir dessen nicht sicher, aber vielleicht geschah es zum ersten Mal in der Geschichte der Alten Rasse überhaupt, daß von Menschenhand Geschaffenes den Vampiren zum Verhängnis wurde.
    Dabei war es doch, wenn ich jetzt zurückblicke, so rasch vorbei, daß es weniger als ein Tropfen im Meer aller Zeit ist. Aber bedeutend, denn es hat mein Leben verändert und in eine ganz neue Bahn gelenkt .
    Unsere Sippe wechselte häufig ihren Versammlungsort in dieser
    Zeit. Denn keiner blieb lange genug geheim, als daß wir ihn auf Dauer zu nutzen vermocht hätten. Menschen, deren Häuser zerstört wurden, suchten allerorten Unterschlupf vor den Greueln des Krieges, und so kam es, daß sie auch zu jenen Orten kamen, wohin wir uns zurückgezogen hatten. Wir überließen ihnen bereitwillig das Terrain, denn letztlich war uns am meisten daran gelegen, unerkannt und unauffällig zu bleiben.
    Schließlich lagerten wir in einem Haus, dessen Dach und obere Stockwerke im Granatenhagel vernichtet worden waren, und es stand nicht anzunehmen, daß ein Mensch hier Zuflucht suchen würde.
    Nun, von dieser Seite drohte uns auch keine Gefahr. Von anderer allerdings!
    Ich erinnere mich noch, daß Gundolf, unser Oberhaupt, uns zur Flucht auftreiben wollte, kaum daß wir den heulenden Lärm von Motoren aus der Ferne vernahmen. Aber er wurde viel zu rasch laut und schließlich so dröhnend, daß die Mauern um uns her erbebten, als daß uns die Zeit zur Flucht noch genügt hätte.
    Ein paar, unter ihnen Gundolf selbst, versuchten es trotzdem noch. Sie verwandelten sich in ihre geflügelten Gestalten und stiegen auf in die Nacht, die von ringsum brennenden Feuern längst taghell erleuchtet wurde. Sie erwischte es als erste - wenn auch nur unwesentlich früher als die anderen .
    Es war ein Heulen und Pfeifen in der Luft wie von dämonischen Chören, und die Detonationen der Bomben und Granaten waren die Paukenschläge in diesem höllischen Konzert! Flammenpilze stiegen auf und verzehrten jene, die sich gerade in die Luft erhoben hatten, während rings um mich her ein Wehklagen einsetzte, das nur kurz währte und mir doch heute noch in den Ohren klingt. Die Todesschreie meiner sterbenden Brüder und Schwestern .
    Die Gewalt der Explosionen zerriß ihre Leiber, die Feuer fraßen sie, und ich kam mir vor, als hätte es mich inmitten des Infernos auf eine winzige Insel verschlagen, die wie durch ein Wunder verschont blieb.
    Dennoch wünschte ich mir in diesem Moment, mit ihnen allen sterben zu dürfen, jetzt gleich! Denn daß ich letztlich ebenso den Tod finden würde, daran zweifelte ich nicht, aber jede Sekunde des Lebens, die mir geschenkt war, bedeutete mir unsagbare Qual. Weil mich die Todesimpulse meiner Sippe marterten!
    Ganz in meiner Nähe schlug eine weitere Bombe ein, und wer die bisherigen überlebt hatte, starb in dieser Explosion.
    Nur ich nicht .
    Mich packte die Druckwelle wie die Faust eines Riesen - und sie trug mich fort, schleuderte mich hinaus aus dem Flammenpfuhl, in den unser Unterschlupf sich längst verwandelt hatte!
    Irgendwann kam ich wieder zu mir, inmitten eines Schlachtfeldes voller Trümmer und Asche. Und ich spürte, daß ich allein war. Daß nur ich das Inferno überstanden

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