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Ein Hummer macht noch keinen Sommer

Ein Hummer macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Hummer macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Wekwerth
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Leonhardtstraße.«
    »Es gibt kein Morgen.« Wieder starrte Natalie wie der Mops, diesmal allerdings in ihre Kaffeetasse.
    Oh Gott, dachte Theodor, sie wird sich doch nicht umbringen wollen? Diese Frau hat einen Hang zum Dramatischen.
    »Na gut«, sagte er und versuchte seiner Stimme einen beiläufigen Klang zu geben. »Dann schießen Sie mal los.«
    »Ich breche die Therapie ab.«
    »Was?« Betroffen ließ er das Croissant sinken, auf das er gerade Marmelade streichen wollte. »Aber warum denn?«
    Natalie lächelte versonnen. »Weil ich meinen inneren Zwerg überwunden habe.«
    »Sie meinen, Sie haben Distanz zu Ihrer Teilpersönlichkeit Zwerg gewonnen?«
    »Ja.«
    »Ganz allein?«
    »Ja, gestern Abend.«
    »Und nun brauchen Sie mich nicht mehr?«
    »Nicht als meinen Psychologen.«
    Theodor räusperte sich. Wo kommen wir denn hin, wenn sich keiner mehr von seinen Teilpersönlichkeiten dominieren lässt, dachte er verzweifelt, wenn sich niemand mehr von seinen Empfindungen absorbieren lässt? Wenn mich keiner mehr braucht?
    »Aber Ihr Vater!«, rief er. »Über den müssen wir noch einige Stunden lang reden! Wie er sich einfach aus dem Staub gemacht hat, wie er sich seiner väterlichen Verantwortung entzogen hat, und was die Mondlandung damit zu tun hat, und …«
    »Mein Vater, mein Vater«, unterbrach Natalie ihn ungeduldig. »Das ist lange her. Warum immer in der Vergangenheit rumstochern?«
    »Gemachte Erfahrungen müssen geistig nachvollzogen werden!«, rief Theodor und hob den Zeigefinger.
    Natalie zuckte mit den Schultern. »Das Leben geht doch weiter.«
    Theodor horchte auf. Das hatte seine Mutter neulich erst zu ihm gesagt. Ob sie sich alle gegen ihn verschworen hatten? Wie in der Truman Show ? Und sein ganzes Leben war eigentlich nichts weiter als eine live übertragene Fernsehserie? Er ließ den Finger sinken und trank einen Schluck Kaffee. Prima. Jetzt wurde er also auch noch paranoid.
    »Tut es das?«, fragte er. »Geht es weiter, das Leben?«
    »Es kann nicht anders.«
    »Meins steht still.«
    »Das kann nicht sein.«
    »Doch. Das ist so, wenn der Kreis sich schließt.« Er fuhr sich über die Augen. »Am Ende eines Lebens. Am Ende einer Brücke.«
    »Aber Herr Silberstadt, sie hören sich ja total deprimiert an.«
    »Bin ich auch.«
    »Warum denn? Sie haben doch alles im Leben.«
    »Ich?«, rief er etwas zu schrill. »Im Gegenteil, ich verliere gerade alles. Was ich berühre, zerfällt zu Asche.«
    »Lieber Herr Silberstadt«, sagte Natalie sanft und feierlich. »Wollen wir nicht du zueinander sagen?«
    In diesem Moment klingelte das Telefon. »Entschuldigen Sie bitte.« Theodor stand schnell auf.
    »Hallo?«
    »Wie spricht man Sonne aus?«
    »Was?«
    »Das heißt ›Wie bitte?‹«
    »Wie bitte, Maman?«
    »Sonne. Wie wird das ausgesprochen auf Französisch?«
    »Soleil.«
    »Aber da ist doch ein l hintendran.«
    »Das spricht man nicht.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja doch.«
    Hertha kicherte. »Diese Franzosen.«
    »Ja, die haben es gern kompliziert. Warte, bis du erst den Subjonctif durchnimmst.«
    »Ich schaue mit Feivel gerade eine völlig verrückte Sendung«, sagte Hertha. »Die heißt Wer ist der Vater?. Eine junge Frau, ein Baby und vier Männer werden aufeinander losgelassen, und keiner weiß, wer der Vater sein könnte, weil dieses blonde Flittchen mit allen vieren … also wirklich! Das ist doch skandalös! Wenn das arme Baby mal groß ist und sich die Sendung anschaut und herausbekommt, was für ein Früchtchen seine Mutter gewesen ist, und dass vier Männer als Vater in Frage gekommen sind. Warte mal … womöglich gibt es sogar einen fünften.« Theodor hörte seine Mutter empört nach Luft schnappen. »Also!«, rief sie. »Das ist doch … Die Vaterschaftswahrscheinlichkeit liegt bei null Prozent!«
    »Hör mir auf mit den Vätern!«, rief Theodor genervt. »Ich muss jetzt Schluss machen. Ich habe Besuch.«
    »Wer denn?«
    »Kennst du nicht.«
    »Ein Mann oder eine Frau?«
    »Eine Frau.«
    »Wer soll denn das sein?«
    »Ich sagte doch, du kennst sie nicht, wobei …« Theodor ging ein Licht auf. »Doch, du kennst sie sehr wohl. Sie heißt Natalie Schilling, und du hast sie vor meiner Praxistür getroffen. Du musst ihr irgendetwas Einschneidendes gesagt haben. Vielen Dank dafür, Maman. Merci beaucoup. Wegen dir habe ich gerade eine Klientin verloren!«
    »Ach, die Frau mit dem Hallux valgus?«
    »Weiß ich doch nicht.«
    »Vor der solltest du dich in Acht nehmen.«
    »Maman, ich muss

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