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Ein Hut voller Sterne

Ein Hut voller Sterne

Titel: Ein Hut voller Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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erinnerte sich daran, gespürt zu haben, wie etwas die Sohlen ihrer Stiefel durchdrang, die Hügel und Jahre, und laut und donnernd und mit einem Zorn zurückkehrte, der den Himmel erschütterte:
    . Wie kannst du es wagen, in meine Welt einzufallen, in mein Land und
    mein Leben...
    Aber was hatte der virtuelle Hut für sie getan? Vielleicht hatte die alte Frau sie getäuscht und sie nur glauben lassen, dass ein Hut existierte. Vielleicht war sie ein wenig verrückt, wie Annagramma behauptete, und hatte irgendetwas falsch verstanden. Vielleicht sollte Tiffany heimkehren und für den Rest ihres Lebens Weichen Nelly herstellen.
    Sie drehte sich, kroch über das Bett nach unten und öffnete ihren Koffer. Nachdem sie das Holzkästchen hervorgeholt und aufgeklappt hatte, schlossen sich ihre Finger im Dunkeln um den Glücksstein.
    Tiffany erhoffte sich eine Art Funken, ein wenig Freundlichkeit, aber sie fand nichts dergleichen. Sie spürte nur die raue Außenseite des Steins, Glätte an der Bruchstelle und Schärfe dazwischen. Und die Schafwolle bewirkte nur, dass ihre Finger nach Schaf rochen, und dadurch sehnte sie sich nach Hause, was sie noch trauriger stimmte. Das silberne Pferd war kalt.
    Nur jemand ganz nahe hätte das Schluchzen gehört. Es war sehr leise, flog aber mit den dunkelroten Flügeln des Elends. Sie verzehrte sich nach dem Zischen des Winds im Gras und dem Gefühl von Jahrhunderten unter ihren Füßen. Sie wollte den Eindruck haben — den sie bisher immer gehabt hatte —, dort zu sein, wo die Wehs seit Jahrtausenden lebten. Sie brauchte blaue Schmetterlinge und das »Mäh« von Schafen und einen großen, leeren Himmel.
    Wenn sie daheim traurig gewesen war, hatte sie die Reste der alten Schäferhütte aufgesucht und dort eine Zeit lang gesessen. Das hatte immer gewirkt.
    Doch hier war sie weit von zu Hause entfernt. Zu weit. Ein schreckliches, schweres, totes Gefühl lastete auf ihr, und kein Ort bot ihr Trost. Und es war nicht so, wie es sein sollte.
    Wo blieb die Magie? Tiffany verstand, dass man die grundlegenden, alltäglichen Dinge lernen musste, aber wann begann die Hexerei ? Sie hatte versucht zu lernen, ja, sie gab sich wirklich Mühe und wurde zu einer. guten Arbeiterin, zu einem Mädchen, das sich mit Heiltränken auskannte und zuverlässig war. So verlässlich wie Frau Grad.
    Sie hatte. was erwartet? Die Beschäftigung mit ernsten Dingen, wie zum Beispiel Besen und Magie, die auf ehrenvolle und doch bescheidene Weise die Welt vor bösen Mächten schützten, und außerdem fand sie es gut, armen Leuten zu helfen, denn Tiffany war eine wirklich liebe Person. Und die Menschen in dieser Vorstellung hatten weniger unangenehme Leiden gehabt, und die Nasen ihrer Kinder liefen nicht so sehr. Herr Weballs fliegende Zehennägel fehlten darin völlig. Einige von ihnen kehrten wie Bumerangs zurück.
    Auf Besen wurde ihr übel. Jedes Mal. Sie konnte nicht einmal ein Wirrwarr anfertigen. Sie würde ihre Tage damit verbringen, umherzulaufen und sich um Menschen zu kümmern, die, um ganz ehrlich zu sein, manchmal etwas mehr für sich selbst tun konnten. Keine Magie, kein Fliegen, keine Geheimnisse. nur Zehennägel und Unsichtbares.
    Sie gehörte zum Kreideland. Jeden Tag hatte sie den Hügeln gesagt, was sie waren. Und jeden Tag hatten die Hügel ihr gesagt, wer sie war. Aber jetzt hörte sie sie nicht mehr.
    Draußen begann es ziemlich stark zu regnen, und in der Ferne hörte Tiffany Donner grollen.
    Was hätte Oma Weh getan? Aber selbst von den Schwingen der Verzweiflung umgeben, wusste Tiffany die Antwort darauf.
    Oma Weh gab nie auf. Sie hätte die ganze Nacht nach dem fehlenden Lamm gesucht...
    Eine Zeit lang lag sie da und starrte ins Leere. Dann zündete sie die Kerze auf dem Nachtschränkchen an und schwang die Beine über den Rand des Bettes. Dies konnte nicht bis zum Morgen warten.
    Tiffany hatte einen kleinen Trick, um den Hut zu sehen. Wenn sie schnell die Hand hinter ihn schob, verschwamm das, was sie sah, als ob das Licht, das durch den unsichtbaren Hut drang, etwas mehr Zeit brauchte.
    Er musste da sein.
    Die Kerze gab genug Licht. Wenn der Hut existierte, war alles in Ordnung; dann spielte es keine Rolle, was andere Leute dachten.
    Tiffany trat in die Mitte des Bettvorlegers, während draußen Blitze über die Berge tanzten, und schloss die Augen.
    Unten im Garten neigten sich die Äste des Apfelbaums im Wind hin und her. Die Traumfänger und Fluchnetze klirrten und rasselten...
    »Sehe mich«,

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