Ein Hut voller Sterne
Gelegenheit stieg ein Besen mit einem spitzhütigen Passagier auf, holte den Ballon ein und brachte ihn zurück.
»Früher war es ganz anders«, grummelte Oma Wetterwachs, als sie das Tor erreichten. »Als ich ein Mädchen war, trafen wir uns einfach irgendwo auf einer Wiese, nur wir Hexen. Aber heute muss es unbedingt Ein-großer-Tag-für-die-ganze-Familie sein. Ha!«
Eine größere Gruppe stand am Tor, das Zutritt zum Gelände des Wettbewerbs gewährte, doch etwas an dem »Ha!« veranlasste die Leute, wie durch Magie beiseite zu weichen. Die Frauen zogen ihre Kinder etwas näher zu sich heran, als Oma Wetterwachs geradewegs zum Tor schritt.
Ein Junge stand dort, verkaufte Eintrittskarten und wünschte sich, nie geboren zu sein.
Oma Wetterwachs starrte ihn an. Tiffany beobachtete, wie seine Ohren rot wurden.
»Zwei Karten, junger Mann«, sagte Oma. Kleine Eisbrocken klirrten von ihren Worten.
»Das wäre also, äh. ein Kind und eine ältere Person?«, fragte der Junge mit zittriger Stimme.
Oma beugte sich vor. »Wen oder was meinst du mit >ältere Person<, junger Mann?« »Damit meine ich. äh. alte Leute«, murmelte der Junge. Seine Hände vibrierten.
Oma beugte sich noch etwas weiter vor. Der Junge wäre am liebsten zurückgetreten, aber seine Füße waren wie angewurzelt. Er konnte den Oberkörper nur nach hinten neigen.
»Junger Mann«, sagte Oma Wetterwachs, »ich gehöre nicht zu den >alten Leuten< und werde nie dazugehören. Wir nehmen zwei Karten, die, wie ich der Tafel hier entnehme, jeweils einen Cent kosten.« Ihre Hand schoss nach vorn, schnell wie eine Viper. Der Junge machte ein Geräusch, das wie Gniiieeeh klang, als er zurücksprang.
»Hier sind zwei Cent«, sagte Oma Wetterwachs.
Tiffany beobachtete Omas Hand. Daumen und Zeigefinger berührten sich, aber dazwischen schienen sich keine Münzen zu befinden.
Trotzdem nahm der Junge mit einem fürchterlichen Lächeln das völlige Fehlen von Münzen sehr vorsichtig entgegen, seinerseits mit Daumen und Zeigefinger. Oma zog ihm zwei Karten aus der Hand.
»Danke, junger Mann«, sagte sie und trat durch das Tor. Tiffany lief hinter ihr her.
»Was hast du.«, begann sie, aber Oma Wetterwachs hob den Zeigefinger an die Lippen, griff nach Tiffanys Schulter und drehte sie um.
Der Kartenverkäufer starrte noch immer auf seine Finger. Er rieb sie sogar. Dann zuckte er mit den Schultern, hielt sie über den ledernen Geldbeutel und ließ los.
Es klimperte zweimal.
Die Leute am Tor schnappten nach Luft, und einige von ihnen begannen zu klatschen. Der Junge drehte sich mit einem kranken Grinsen um, als hätte er natürlich damit gerechnet, dass so etwas geschah.
»Oh, gut«, sagte Oma Wetterwachs zufrieden. »Und jetzt könnte ich eine Tasse Tee und einen Keks vertragen.«
»Es sind auch Kinder hier, Oma! Nicht nur Hexen!«
Die Leute beobachteten sie. Oma Wetterwachs drückte Tiffanys Kinn
nach oben, damit sie ihr in die Augen blicken konnte.
»Sieh dich um. Hier wimmelt es geradezu von Amuletten, Zauberstäben und so weiter! Der Schwärmer wagt sich bestimmt nicht hierher.«
Tiffany drehte sich um. Überall auf dem Gelände standen Schaubuden. Viele von ihnen boten Rummelplatzattraktionen, die sie von den Landwirtschaftsmessen im Kreideland kannte: Man konnte mit Ringen werfen und Kugeln rollen und dergleichen. Es gab auch einen Tauchstuhl, der an einem heißen Tag bei Kindern äußerst beliebt war. Es fehlte ein Wahrsagerzelt, denn kein Wahrsager ließ sich bei einer Veranstaltung blicken, wo so viele Besucher dafür qualifiziert waren, seine Zukunftsvisionen infrage zu stellen. Dafür gab es Buden mit Hexenartikeln. Zakzak hatte einen besonders großen Stand mit einer Kleiderpuppe, die einen Wolkenkratzer-Hut und einen ZephirwogenUmhang trug und viele Bewunderer anlockte. Die anderen Stände waren kleiner, aber voller Dinge, die glitzerten und klimperten, und die Kundschaft bestand vor allem aus jüngeren Hexen. Es gab ganze Buden voller Traumfänger und Fluchnetze, darunter auch Modelle, die sich automatisch leerten. Es war seltsam, daran zu denken, dass Hexen so etwas kauften. Genauso gut hätten Fische Regenschirme kaufen können.
Ein Schwärmer würde doch keinen Ort mit so vielen Hexen aufsuchen.
Tiffany wandte sich an Oma Wetterwachs.
Oma Wetterwachs war nicht mehr da.
Es ist schwer, beim Hexenwettbewerb eine Hexe zu finden. Besser gesagt: Es ist leicht, beim Hexenwettbewerb eine Hexe zu finden, aber sehr schwer, die zu entdecken,
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