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Ein Iglu für zwei (German Edition)

Ein Iglu für zwei (German Edition)

Titel: Ein Iglu für zwei (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Richling
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schüchtern.“
    Mrs. Daniels erhascht wahllos ein Glas vom Tablett und reicht es mir zu. Beherzt nehme ich es entgegen, sehe mich aber im selben Moment nach einem passenden Blumenkübel für eine unsachgemäße Entsorgung der Spirituose um. Sie drückt mich voran zu den nächsten Gästen, denen sie mich unbedingt vorstellen möchte. Ich sehe mich nach Danny um, kann ihn aber unter den vielen Menschen nicht ausmachen. Wie erwartet schert er sich einen Kehricht um mich.
    Mrs. Daniels bleibt plötzlich stehen und winkt aufgeregt in die Menge hinein.
    „Ach, da ist ja mein Sohn!“
    Ein gut aussehender Mann in legerer Kleidung wird von Mrs. Daniels heftig begrüßt.
    „Miss Bergstroem. Darf ich Ihnen meinen Sohn Richard vorstellen. Er ist unser einziger Junge und mein ganzer Stolz.“
    Ach herrje, sie muss verpasst haben, dass ihr Junge inzwischen zu einem erwachsenen Mann herangereift ist. Mr. Daniels junior strahlt mich mit einem charmanten Lächeln an und reicht mir zur Begrüßung seine Hand.
    „Miss Bergstroem. Freut mich außerordentlich, Sie kennenzulernen. Ich habe schon einiges über Sie gehört.“
    Ich lächele beunruhigt und schaue in seine leuchtenden Augen.
    „Was haben Sie über mich gehört?“, frage ich zaghaft.
    Richard lacht amüsiert.
    „Keine Angst, Miss Bergstroem, meine Kenntnisse über Sie beschränken sich lediglich auf den Inhalt Ihrer Bücher. Den vielen Meldungen in den Medien über Ihr Privatleben schenke ich wenig Beachtung. Nicht mal ein Drittel entspricht der Wahrheit.“
    Ja, genau!
    Mrs. Daniels rüttelt mich am Arm.
    „Entschuldigt mich bitte einen Augenblick. Ich glaube, ich muss ein paar neue Gäste begrüßen.“
    Sofort verspüre ich ein Vakuum in meinem Bauch. Mein Magen zieht sich zusammen bis auf die Größe einer Erbse. Mir wird klar, dass ich nun gezwungen bin, mich mit ihrem Sohn zu unterhalten. Ich grübele angestrengt und suche nach einem Gesprächsthema. Aber sobald ich mich in einer derartigen Zwangslage befinde, ist in meinem Kopf uneingeschränkte Leere. Keine Chance, auch nur ein einziges Wort aus meinem Speicher abzurufen. Ratlos nehme ich einen Schluck aus meinem Glas, dessen Inhalt mir bis eben noch Kopfzerbrechen bereitete.
    „Sagen Sie, haben Sie sich bereits ein Projekt für ein neues Buch überlegt?“, erkundigt sich Richard Daniels interessiert.
    Ich verschlucke mich am Getränk und muss mich einem Hustenreiz hingeben.
    Was soll ich darauf erwidern? Nein wäre gelogen und Ja auch. Schließlich habe ich mir dieses Projekt nicht überlegt. Das wäre mir niemals in den Sinn gekommen. Mr. Daniels klopft mir ein paar Mal auf den Rücken.
    „Geht es Ihnen wieder besser?“, fragt er fürsorglich.
    „Oh ja, vielen Dank. Wissen Sie, ich trinke sonst überhaupt keinen Alkohol.“
    Richard Daniels nickt verständnisvoll.
    „Wahrscheinlich ist es dann das Beste, wenn wir Ihnen ein anderes Getränk besorgen.“
    Er hält mir galant seinen Arm hin. Zögernd hake ich mich bei ihm unter und lasse mich von ihm zu einer ruhigeren Stelle des Gartens führen. Einen Angestellten, den er zu uns heranwinkt, bittet er um ein Glas Mineralwasser. Dann setzt er seinen Weg mit mir zu einem idyllischen Teich fort. Ich genieße für einen Augenblick die Verschnaufpause von der Menschenkulisse, doch die Tatsache, die Ruhe mit einem mir fremden Mann erleben zu müssen, bereitet mir Unbehagen.
    „Ich finde, dass Sie eine ausgesprochen interessante Frau sind, Miss Bergstroem.“
    So? Ob er mich vielleicht verwechselt?
    „Wie kommen Sie eigentlich zu Ihrem ungewöhnlichen Nachnamen?“
    „Es ist der Name meiner Mutter. Sie ist Schwedin. Und da mein Vater schlichtweg keinen amtlichen Nachnamen hatte, haben sie einfach den Namen meiner Mutter als Familiennamen gewählt.“
    Richard lächelt verwundert.
    „Weshalb fehlte Ihrem Vater der Nachname? Das verstehe ich nicht.“
    „Viele Inuit benannten sich in der Vergangenheit lediglich nach Gegenständen oder Landschaften. Einen Nachnamen hatten sie einfach nicht. Mein Vater stammt aus einem sehr abgeschiedenen Ort an der Ostküste. Bis dorthin waren zu jener Zeit viele westliche Gebräuche einfach noch nicht durchgedrungen. Inzwischen ist das aber anders.“
    „Interessant! Ich würde gern mehr über Sie erfahren.“
    „Das musst du leider auf ein anderes Mal verschieben, Richard!“, höre ich plötzlich Danny aus dem Hintergrund dazwischengehen.
    Verblüfft schaue ich mich um und sehe in sein wutverzerrtes Gesicht.
    „Miss

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