Ein Iglu für zwei (German Edition)
diesen drei Monaten könnte ich die Klamotten an Mittellose spenden. Was soll ich danach auf dem Nordpol damit?
Punkt neunzehn Uhr stehe ich abmarschbereit im Foyer und warte auf Danny. Angespannt spiele ich mit dem Stoff meines Kleides. Was erwartet mich auf dieser Feier? Danny wird mich links liegen lassen und ich werde zusehen müssen, wie ich mich in dieser elitären, selbstgefälligen Partyglamourwelt behaupte. Sie werden bald erkennen, dass ein Gespräch mit einem Goldfisch spannender ist als meine Gesellschaft.
Dannys schnelle Schritte verraten, dass wir spät dran sind. Ungerührt nehme ich sein unpünktliches Erscheinen zur Kenntnis und warte auf weitere Anweisungen von ihm. Er bleibt stehen und lässt seinen Blick an mir herunterwandern. Ich scheine mit der Auswahl meines Kleides seinen Geschmack getroffen zu haben. Seine Blicke ziehen mich förmlich aus. Verlegen krame ich in meinem Handtäschchen herum.
Dannys anzügliches Schmunzeln hilft mir nicht unbedingt bei der Bewältigung meiner ohnehin schon erheblichen Nervosität, sondern führt zu einem Anstieg meiner Pulsaktivität. Ein Pulsmessgerät würde unter diesen Umständen heißlaufen.
In seinem schwarzen Nadelstreifenanzug wirkt er etwas befremdend auf mich. Bisher war sein Outfit eher leger. Doch seine ungezwungene und sportliche Weise, sich darin zu präsentieren, wirkt überzeugend.
„Schön. Du bist pünktlich. Das ist sehr erfreulich. Dann wollen wir mal!“, bemerkt Danny kühl.
Vor der Tür wartet bereits der dunkle Wagen mit dem finsteren Fahrer auf uns. Ich steige vor Danny in das Fahrzeug und rücke so weit nach hinten, wie es geht. Danny setzt sich mir in der großen Limousine gegenüber und redet während der Fahrt kein Wort mit mir. Ich kann nicht behaupten, dass mir diese Schweigenummer Probleme bereitet, aber zugegebenermaßen löst sie auch nicht diese recht strapaziösen Spannungen zwischen uns.
Wir erreichen eine Villa außerhalb der Stadt. Den Luxus, den sie verbreitet, wittert man bereits aus der Ferne. Es gelingt mir nicht, sie zu bewundern, obwohl sie durchaus viel Stil und Eleganz verkörpert. Von der übertriebenen Größe ganz zu schweigen. Der Hof ist mit unzähligen Autos der bereits eingetroffenen Gäste zugestellt.
Ein Hausangestellter öffnet uns die Tür und führt uns in den Garten. Mir stockt der Atem. Die gesamte High Society des Landes ist dort versammelt. Menschen erster Güteklasse stehen zusammen und halten Smalltalk. Dutzende Angestellte schwärmen um sie herum, um sie mit allen Annehmlichkeiten zu versorgen.
Ein freundliches älteres Paar eilt zu uns heran. Erst jetzt erfahre ich, dass Mr. und Mrs. Daniels dieses Fest anlässlich ihres vierzigsten Hochzeitstages geben. Sie werden zu den reichsten Unternehmern der Gegend gezählt.
Höflich gratuliere ich den beiden und ärgere mich darüber, dass mir Danny kein Sterbenswörtchen gesagt hat. Vielleicht hätte ich ein kleines Geschenk besorgt – selbstverständlich auf Dannys Rechnung – oder aber mir wäre noch eine passende Ausrede eingefallen, ihn nicht begleiten zu müssen. Hochzeitstage feiert man doch nicht mit unbekannten Personen. Und ich bin Mr. und Mrs. Daniels durchaus fremd.
Mütterlich nimmt mich Mrs. Daniels bei der Hand, um mich weiteren Gästen vorzustellen. Ich kann nicht bestreiten, dass sie zweifellos sympathisch auf mich wirkt. Trotz aller Vorbehalte − ich mag sie.
Aber ich wäre ihr dankbar, wenn sie mich einfach in einer dunklen Ecke abstellen würde. Stattdessen wirft sie mich der gesamten Partygesellschaft zum Fraß vor. Ich weiß, sie meint es nur gut, aber ich fühle mich so vorgeführt. Alle stieren sie gierig auf mich und drängen mir ein Gespräch auf. Leider ist mein Mund verschnürt wie ein Paket und es gelangen kaum mehr als drei oder vier Worte heraus. Dass sie alle bereits wissen, wer ich bin, verunsichert mich zutiefst. Ein Kellner hält mir ein Tablett voller Getränke entgegen.
„Nehmen Sie sich doch einen Aperitif, Miss Bergstroem“, fordert mich Mrs. Daniels auf.
Kurz überlege ich, ob ich ihrer Aufforderung wirklich Folge leisten soll, denn Alkohol habe ich in meinem ganzen Leben erst zweimal getrunken. Und jedes Mal hatte es so eine komische Wirkung auf mich. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das erneut riskieren möchte. Schon gar nicht in dieser steifen Gesellschaft. Nein, besser ich lasse die Finger von diesem unheilvollen Gesöff.
„Nun nehmen Sie schon, Miss Bergstroem. Nicht so
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