Ein Iglu für zwei (German Edition)
Bergstroem ist nämlich meine Begleitung heute Abend. Tut mir wirklich leid, sie dir schon wieder entreißen zu müssen. Aber es gibt da etwas, was wir beide noch miteinander zu klären haben.“
Unsanft packt mich Danny am Arm und zieht mich davon, ohne dass mir eine Gelegenheit bleibt, mich von Richard Daniels zu verabschieden. Er verschleppt mich in einen entfernten Winkel des Gartens, abseits allen Trubels. Mich meinem Schicksal unwillig fügend, fahre ich ihn an.
„Was war das für ein Auftritt von dir!? Was erlaubst du dir überhaupt!?“
„Muss ich dich an deine Pflichten erinnern? Du hast die Aufgabe, in meiner Nähe zu bleiben, um mich besser kennenzulernen. Kannst du mir mal verraten, wie dir das gelingen soll, wenn du lieber mit irgendwelchen Kerlen herumschäkerst?“
Empört entreiße ich ihm meinen Arm, den er hartnäckig festhielt, um ein vorzeitiges Flüchten meinerseits zu verhindern.
„Ich schäkere nicht mit irgendwelchen Kerlen herum. Mr. Daniels und ich haben uns lediglich unterhalten.“
„Sicher war es nur eine Unterhaltung. Darum fand sie auch abseits der eigentlichen Veranstaltung statt. Glaubst du etwa ernsthaft, dass Richard Daniels nur eine harmlose Unterhaltung mit dir führen wollte? Wie naiv bist du eigentlich?“
Seine Meinung über mich scheint wahrhaft geringschätzig zu sein. Wieso überhaupt regt er sich so auf? Es ist immer noch meine Sache, mit wem ich rede. Immerhin hat sich Richard Daniels geradezu reizend um mich gekümmert. Was man von Danny nicht behaupten kann.
„Du warst ja plötzlich verschwunden und hast dich offensichtlich nicht um mich geschert. Ich kann doch nichts dafür, wenn mich Mrs. Daniels ihrem Sohn vorstellt.“
Dannys Mienenspiel gleicht dem eines Gladiators in der Arena. Anscheinend bereitet es ihm große Schwierigkeiten, seine Beherrschung nicht zu verlieren.
„Damit das für die Zukunft klar ist: Du bleibst bei allen Anlässen an meiner Seite! Und nur an meiner Seite! Falls du erneut auf Abwege geraten solltest, werte ich das als Vertragsbruch. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt!?“
Dieser Vertrag legt mir offenkundig Handschellen an. Oder ist es Danny, der mich gnadenlos in Ketten legen will?
„Bin ich etwa deine Gefangene? Ich werde mich doch wohl noch mit anderen Menschen unterhalten dürfen?“
„Ich wusste nicht, dass dir etwas daran liegt, dich mit fremden Personen zu unterhalten. Bisher hatte ich eher den Eindruck, dir wäre Konversation unangenehm.“
Ja, da hat er ausnahmsweise mal Recht. Trotzdem ist es ganz allein meine Sache, mit wem ich rede.
Noch bevor ich etwas auf seine letzte Bemerkung erwidern kann, kommt Mrs. Daniels zu uns heran.
„Meine Lieben. Warum verstecken Sie sich nur an diesem einsamen Ort? Kommen Sie, das Buffet ist eröffnet.“
Danny legt mir seine Hand auf den Rücken und drückt mich leicht voran.
„Komm! Wir wollen doch Mrs. Daniels nicht enttäuschen.“
Den Rest des Abends verbringe ich schweigend an Dannys Seite. Ich beobachte ihn und stelle anerkennend fest, dass er ein ausgesprochen guter Gesprächsführer ist. Er weiß zu unterhalten, sich geschickt in Szene zu bringen oder aber sich dezent zurückzunehmen. Seine Wortwahl ist immer überlegt und seine Feinfühligkeit macht ihn ebenso zu einem guten Zuhörer. Sicher könnte ich in dieser Hinsicht eine Menge von ihm lernen. Aber es würde nichts nützen. Die Schweigsamkeit ist mir in die Wiege gelegt worden. Mein Vater redet genauso wenig wie ich. Keine Ahnung, was meine Mutter an ihm findet. Sie selbst wurde von der Natur mit einem allzu lebhaften Mundwerk ausgestattet, das nur im Schlaf stillsteht. Den lieben langen Tag redet sie wie aufgezogen auf meinen Vater ein. Trotzdem genießt er ihre Gegenwart. Das muss wahre Liebe sein.
Kurz nach Mitternacht läutet Danny endlich zum Aufbruch. Ich bin heilfroh, denn es fällt mir zunehmend schwerer, das Gähnen zu unterdrücken.
Danny gingen wohl langsam die Ideen aus, wie er mich vor Richards aufmerksamen Blicken abschirmen sollte. Wann auch immer er sein Augenmerk auf mich richtete, stellte Danny sich mitten in sein Gesichtsfeld, um ihm die direkte Sicht auf mich zu versperren. Höchst undurchsichtige Verhaltensweise. Ich glaube nicht, dass in unserem Vertrag geschrieben steht, wie oft andere Männer nach mir schauen dürfen. Auch kann er dies kaum verhindern. Weshalb sollte er das auch wollen?
„Miss Bergstroem, es war mir wirklich eine außerordentliche Freude, Sie
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