Ein Iglu für zwei (German Edition)
selbst und die Leserschaft viel mehr Vergnügen.
„Es ist keinesfalls erforderlich, mich darüber zu informieren, Mr. Daniels. Es interessiert mich nicht im Geringsten, was Mr. Greyeyes in seiner Freizeit tut.“
Soll er doch bleiben, wo der Pfeffer wächst!
„Ich habe gehofft, dass Sie das sagen werden.“
So?
„Miss Bergstroem, ich mache keinen Hehl daraus, dass ich Sie sehr schätze und vom ersten Augenblick unserer Begegnung fasziniert von Ihnen war. Sicher haben Sie das längst bemerkt.“
Nun ja, ich selbst nicht, aber Danny war es gleich aufgefallen. In solchen Dingen bin ich blind wie ein Maulwurf.
„Ehrlich gesagt ...“
Soll ich jetzt Nein sagen? Das wäre unhöflich und ein „Nein“ geht mir ohnehin niemals über die Lippen.
„... vielleicht ein wenig.“
„Machen Sie mir die Freude und gehen Sie mit mir aus. Begleiten Sie mich doch einfach bei meinem nächsten Geschäftsessen. Mir fehlt dringend noch eine charmante Begleitung.“
„Oh, Mr. Daniels, bitte nehmen Sie das nicht persönlich, aber ich denke nicht, dass ich dafür die richtige Wahl wäre. Ganz sicher benötigen Sie eine redegewandte Gesellschaft, die ich beileibe nicht bin. Womöglich vergraule ich Ihre Geschäftspartner mit meiner entsetzlichen Ungeselligkeit. Immer wenn eine Unterhaltung von Vorteil wäre, schweige ich wie ein Grab. Falls Sie mit Ihrem Unternehmen gerne auf den Konkurs zusteuern wollen, müssen Sie nur regelmäßig darauf bestehen, dass ich Sie zu Ihren Geschäftsessen begleite.“
Mr. Daniels lacht belustigt, lässt aber nicht locker, als hätte er den Ernst der Lage nicht erkannt.
„Sie machen mir Spaß, Miss Bergstroem. Glauben Sie mir, es ist nicht nur mir längst bekannt, dass Ihnen in gewissen Situationen etwas Zutrauen zu sich selbst fehlt. Meiner Meinung nach absolut unbegründet. Allerdings denke ich kaum, dass es auch nur einen einzigen Menschen gibt, der sich daran stört. Ihre Leser verehren Sie und bewundern Ihre Natürlichkeit. Auf keinen Fall sollten Sie etwas daran ändern.“
Nicht? Ich darf so bleiben, wie ich bin? Aber der Reporter war da ganz anderer Meinung. Was stimmt denn nun?
„Finden Sie nicht auch, dass ich mich dem öffentlichen Interesse stellen und mehr aus mir herauskommen sollte? Meinen Sie wirklich, es sei förderlich, ich würde mich weiterhin allem verschließen?“, erkundige ich mich wissbegierig bei Richard Daniels.
Schließlich muss er es ja wissen. Sein versierter Umgang mit seinem öffentlichen Leben ist bewundernswert. Wieder erheitertes Gelächter am anderen Ende.
„Nein, um Himmels willen! Wie kommen Sie nur darauf? Für wen wäre es förderlich, wenn Sie sich den Medien stellen würden? Doch nur für die Medien selbst, nicht aber für Sie. Sie sehen doch, was dabei herauskommt. Man wird zum Spielball der Journalisten. Versuchen Sie einfach, Ihr Privatleben so gut es geht, abzuschirmen. Ein anderes Verhalten wäre mit Ihrer kleinen Charakterschwäche glatter Selbstmord.“
Verstehe. Also wollte mich der Reporter nur ködern. Ganz sicher wollte er das. Warum hat er mir sonst seine Visitenkarte zugesteckt? Vielleicht erhoffte er sich ein Exklusivinterview mit mir? Warum lass ich mich auch so schnell ins Boxhorn jagen? Ich muss mehr auf meine innere Stimme hören und mich nicht immerzu von anderen verunsichern lassen.
Richard Daniels’ Worte geben mir Selbstvertrauen. Davon ist die letzten Wochen eine Menge auf der Strecke geblieben. Ich muss wieder zu mir selbst finden, nur gelingt mir das im Moment einfach nicht. Möglich, dass mich eine Verabredung mit Mr. Daniels ablenkt und auf andere Gedanken bringt. Es tut gut zu hören, dass ihm meine Schweigsamkeit nicht die geringsten Bedenken bereitet in Verbindung mit einem denkbaren Zusammentreffen seiner Geschäftspartner und mir. Ich könnte mich also zwanglos zurücklehnen und ihn reden lassen. Einfach nur so dasitzen und ihn bei seinen Verhandlungen beobachten.
„Sie haben wohl Recht, Mr. Daniels. Ich könnte mich niemals von heute auf morgen in einen neuen Menschen verwandeln und möchte auch gar nicht im Rampenlicht stehen. Dafür bin ich sicher nicht geschaffen. Wenn es Ihnen also nichts ausmacht, dass ich kein Redetalent bin und daher Ihre Geschäfte an diesem Abend dem Untergang geweiht sein werden, würde ich Sie gern begleiten.“
„Das Risiko gehe ich mit Vergnügen ein“, erwidert er amüsiert. „Darf ich Sie also morgen gegen neunzehn Uhr abholen?“
„Gern. Ich freue mich“, entgegne
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