Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Iglu für zwei (German Edition)

Ein Iglu für zwei (German Edition)

Titel: Ein Iglu für zwei (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Richling
Vom Netzwerk:
Text ihn in ein schlechtes Licht rücken. Bis jetzt jedenfalls noch nicht. Ich könnte es mir vielleicht noch anders überlegen.
    Die Eindrücke, die ich in den paar Wochen über ihn gewonnen habe, und das schriftliche Material über sein vergangenes Leben, das ich von ihm erhielt, vermitteln mir schon ein recht präzises Bild von ihm. Das dürfte mir zweifellos reichen, um eine unverfälschte Biografie abzufassen und darin eine objektive Einschätzung des wahren Danny Greyeyes aufzuzeigen. Ob ich seinen offenkundigen Frauenverschleiß erwähne, behalte ich mir vor.
    Das kommt ganz auf meine künftige Wut über alle Männer dieser Welt an. Sollte sich auch Namid nicht mehr bei Lucy melden, möchte ich nicht ausschließen, dass dies einen spontanen kritischen Einfluss auf Dannys Biografie nimmt. Ich könnte alle Vorurteile über Männer im Allgemeinen und ganz speziell – selbstverständlich völlig unbewusst – in Danny projizieren und dies versehentlich in mein Buch mit einflechten.
    Somit könnte ich gleich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ich hätte Phil, Danny und Namid parallel auf einen Schlag eins ausgewischt. Ob mich das allerdings glücklicher machen würde, möchte ich bezweifeln. Daher sollte ich die trügerische Macht, die von nun an mit diesem Buch in meinen Händen liegt, nicht überbewerten. Am Ende hat keiner was davon, falls ich meine Objektivität bei meiner Arbeit nicht bewahre.
     
    Das Telefon holt mich aus meinen gerade ausgereiften Gedanken. Wenigstens hat der Anrufer mir die Zeit gegeben, meine begonnene Gedankenarbeit zu einem Abschluss zu bringen. Nichts ist unbefriedigender, als wenn man nach Lösungen für ein Problem sucht und ständig davon abgehalten wird. Zum Beispiel bin ich in der Nagellackentfernerfrage noch keinen Schritt weitergekommen.
    „Hallo?“, frage ich in den Hörer hinein.
    „Miss Bergstroem, sind Sie am Apparat?“, erkundigt sich eine mir bekannte Stimme.
    Nur will mir einfach nicht einfallen, warum sie mir bekannt vorkommt. Dass ich sie schon mal gehört habe, ist klar. Aber wo? Es rattert in meinem Hirn.
    „Ja, bin ich. Mit wem spreche ich?“
    „Hier ist Richard Daniels.“
    Mich trifft der Schlag! Richard Daniels ruft mich an! Mich! Was kann er von mir wollen?
    „Ich hoffe, ich rufe nicht ungelegen an?“
    „Aber nicht doch.“
    Nein. Du hättest den Zeitpunkt nicht besser treffen können. Genau jetzt habe ich Zeit. Alle Zeit der Welt. Ich bin sozusagen gerade mit Denken fertig geworden. Jetzt passt es ausgezeichnet. Los sprich! Was will ein Richard Daniels von mir? Der aufstrebendste Unternehmersohn aller Zeiten. Reich. Gut aussehend. Charmant. Gebildet und schwer begehrt.
    Ich bin platt. Er hat meine kleine bedeutungslose Telefonnummer gewählt. Und er hat sie selbst gewählt. Vermute ich. Keine dazwischengeschaltete weibliche Assistentinnenstimme hat mich verbunden. Er war direkt dran. Ich auch. Jetzt müsste ich wohl noch irgendwas sagen. Beispielsweise, dass ich hocherfreut über seinen Anruf bin. Aber ich krieg schon wieder nichts raus. Meine Güte, bin ich plötzlich aufgeregt. Mein Puls lässt mein Blut durch die Adern schießen und verhilft meinen Ohren zu einem ungewohnten Glühen. 
    „Miss Bergstroem, ich vermute mal, dass mein Anruf Sie ziemlich überrascht.“
    Na ja, ich kann nicht gerade behaupten, dass ich damit gerechnet hätte.
    „Vielleicht etwas“, gestehe ich ein.
    „Ich möchte nicht verschweigen, dass gewisse Randbemerkungen in den Medien mich dazu bewogen haben, zu Ihnen Kontakt aufzunehmen.“
    Von welchen Bemerkungen redet er? Und wieso am „Rande“?
    „Zweifelsohne bin ich mir bewusst, dass bestimmte Aussagen in der Presse mit Vorsicht zu genießen sind und deren Glaubwürdigkeit fraglich ist, daher erlaube ich mir, mich direkt mit Ihnen in Verbindung zu setzen.“
    „Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen? Gibt es da etwas, was ich wissen müsste?“, erkundige ich mich nun verunsichert.
    „Tja, dessen bin ich mir nicht sicher. Oder denken Sie, es sei für Sie zwingend erforderlich zu wissen, dass Mr. Greyeyes gemeinsam mit Elisabeth Palmer gesehen wurde?“
    Autsch! Nun scheint es amtlich zu sein, dass sie ein Paar sind. Es stimmte also wirklich alles, was mir diese Elisabeth am Telefon sagte. Ein erneuter Beweis für die Richtigkeit meiner Annahmen. Ich wurde von Danny betrogen und benutzt. Er ist unendlich hassenswert! Vielleicht sollte ich aus seiner Biografie lieber eine Satire basteln. Daran hätte ich

Weitere Kostenlose Bücher