Ein Iglu für zwei (German Edition)
heißt „alles“?“
„Wo ist dein Problem? Er ist doch dein Bruder und macht sich Sorgen um dich. Aber keine Angst, Malina, wir haben nicht nur über dich gesprochen.“
Ja, eigentlich auch egal, was sie ihm erzählt. Er braucht nur die Zeitung aufzuschlagen und weiß über alles Bescheid.
„So, worüber habt ihr denn sonst noch so gesprochen?“
Lucy hat plötzlich so einen verschmitzten Gesichtsausdruck. Ist mir was entgangen?
„Vielleicht weniger gesprochen. Mehr … na ja ...“ Sie räuspert sich. „Ich hoffe, es macht dir nichts aus?“
„Nun red doch mal Klartext! Was sollte mir nichts ausmachen? Ist da was zwischen euch im Busche?“
„Ja.“
Augenrollend tauche ich kurzzeitig ab und überlege unter Wasser, was sich da gerade für seltsame Konstellationen entwickelt haben. Danny und ich: Das ist schon mal sehr seltsam. Lucy und Namid: Das ist aber noch viel seltsamer.
Jetzt wohnen Lucy und ich fast fünf Jahre zusammen und niemals gab es auch nur das geringste Anzeichen von aufkeimender Leidenschaft zwischen den beiden. Bisher hat es Namid noch niemals mit einer Frau ernst gemeint. Er könnte Lucy unter Umständen vielleicht enttäuschen. Das will ich nicht! Reicht ja schon, wenn ich enttäuscht wurde. Jetzt muss nicht auch noch meine einzige moralische Stütze Liebeskummer bekommen. Langsam gleitet mein Kopf wieder an die Oberfläche. Durch eine Schaumblume sehe ich Lucy lächelnd an.
„Du und Namid? Das hätte ich im Traum nicht für möglich gehalten. Aber du weißt schon, dass er es noch niemals länger als ein paar Tage mit einer Frau ausgehalten hat?“
Lucy sieht bekümmert zu Boden.
„Ja. Deshalb bin ich ihm auch, so oft es ging, aus dem Weg gegangen.“
„Hattest du ihn denn schon länger im Visier? Warum hast du nie etwas gesagt?“
Ich wische mir den Schaum aus dem Gesicht.
„Weil ich nicht wollte, dass er etwas erfährt.“
„Aber ich hätte ihm nichts davon erzählt!“, gebe ich empört von mir.
„Vielleicht hätte ich aber irgendwann gewollt, dass du es ihm erzählst. Da ich jedoch wusste, dass man sich an deinem Bruder nur die Finger verbrennt, war es so das Beste. Wenn ich gestern nicht mit ihm allein gewesen wäre, hätte meine Verdrängungstaktik sicher noch eine Weile funktioniert. Leider hat dein Bruder nichts unversucht gelassen, um bei mir zu landen. Ich bin einfach schwach geworden.“
Dieser Flegel! Dem werde ich was erzählen. Was fällt ihm ein, einfach meine beste Freundin flachzulegen? Wie soll ich meinen Kummer bei ihr abladen, wenn sie nun selbst welchen mit sich herumträgt?
„Und wie geht’s nun weiter mit euch?“, frage ich betreten. „Geht’s überhaupt weiter? Oder war das nur ein einmaliges Phänomen?“
„Weiß nicht.“
Der Tonfall macht mich stutzig. Wehe, Namid hat ihr das Herz gebrochen, dann kann er aber was erleben! Er hätte sich keinen besseren Zeitpunkt dafür aussuchen können. Ausgerechnet jetzt, wo ich Lucy so dringend brauche. Oh Namid! Verwünscht seiest du!
Zwei Wochen vergehen und nichts tut sich, was mein Bild über Danny hätte korrigieren können. Kein Anruf, kein Wort der Entschuldigung. Nichts. Auch Namid meldet sich nicht bei Lucy. Ich hatte mehrmals versucht, ihn telefonisch zu erreichen. Keine Ahnung, wo er steckt. Wie von der Bildfläche verschwunden. Dabei hätte ich ihm doch so gerne ein paar Fragen gestellt. Zum Beispiel, weshalb er ausgerechnet Lucy das Herz brechen musste? Seitdem ist sie wie ausgewechselt. Sie spricht und isst kaum noch etwas. Kommt spät nach Hause und verschwindet sofort ohne ein Wort in ihrem Zimmer. Wenn ich doch bloß wüsste, wie ich ihr helfen kann?
Dabei habe ich genug mit meinem eigenen Kummer zu kämpfen. Das ist wirklich das erste Mal, dass ich Namid für seine Lebensart verachte. Soll er halt seine gehirnlosen Discomiezen nageln, aber doch nicht Lucy. Was hat er sich nur dabei gedacht? Taucht auch noch unter und meldet sich nicht mal mehr bei ihr. Was glaubt er, wie sich Lucy nun fühlt? Kann es wirklich sein, dass ihm das derart gleichgültig ist?
Um mich ein wenig auf andere Gedanken zu bringen, setze ich mich an den Computer. Ich weiß nicht, was mich dazu bewegt, aber irgendetwas in mir treibt mich dazu, das Buch über Danny doch noch zu verfassen. Vielleicht versuche ich auf diese Art, meine Verbitterung über ihn zu verarbeiten. Oder aber ich suche unbewusst nach einem geeigneten Mittel der Rache. Obwohl weder meine einleitenden Worte noch der nachfolgende
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